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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)
Autoren: Moira Young
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DeMalo gehört?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Er wird der Wegbereiter genannt«, sagt sie. »Die Siedler – Verzeihung, die Verweser der Erde –, die hauchen seinen Namen, als wenn er kein Mensch wär. Sie sagen, er tut Wunder. Er wär hier, um die Erde zu heilen.«
    »Du dürftest nicht hier sein. Es ist nicht sicher.«
    »Tja, stimmt schon, die Tonton mögen keinen Schnaps, und sie mögen keine Huren. Jedenfalls nach außen hin. Aber die Mistkerle da haben größere Sachen im Sinn als meine Schenke. Das Land im Sturmgürtel taugt nicht für sie. Ich hab Lilith und die andern Mädchen gehen lassen, wie du siehst, werd ja nicht gerade von Gästen überrannt. Keine Huren, nicht viel Schnaps. Mit mir geben die sich gar nicht ab.«
    »Das weißt du nicht. Du musst weggehen, Molly.«
    »Das ist mein Zuhause, Jack. Mein Lebensunterhalt. Die Schenke gehört mir, seit ich fünfzehn war. Vor mir hat sie meinem Vater gehört, und er hat sie von seinem Vater geerbt. Mit hartgesottenen Hurensöhnen werd ich schon mein ganzes Leben fertig.«
    »Ich hab sie gesehen, Molly. Ich hab sie bei ihrem Treiben erlebt. Willst du dein Leben für den Laden hergeben? Dafür?«
    »Dazu kommt’s nicht. Und falls doch, ich kann auf mich aufpassen.«
    »Tja, du solltest nicht hier allein sein. Wann sind die Mädchen weg?«
    »Schon länger her. Es ist okay, wenn ich für mich ein Risiko eingeh, aber bei ihnen ist das was anderes.«
    Etwas an der Art, wie sie das sagt, macht ihn hellhörig. Er kneift die Augen zusammen. »Was hast du vor?«
    »Lass stecken«, sagt sie. »Das Thema ist erledigt.« Sie schiebt ihm einen übervollen rostigen Becher zu. Obendrauf schwimmt ein toter Käfer.
    »Trink. Der Käfer geht aufs Haus. Ich werd Ike auch einen eingießen. Ihr Jungs müsst doch ausgetrocknet sein.« Während sie noch einen Schnapsbecher füllt und er den Käfer aus seinem fischt, wirft sie einen Blick zur Tür. »Wo bleibt der denn? Ach, sag nichts, ich weiß. Versteckt sich hinter seinem Pferd. Ike, wie er leibt und lebt. Schickt dich vor, den Feind auskundschaften, während er wartet, bis die Luft rein ist. ›Ich bin in drei Monaten wieder da‹, sagt er zu mir, ›in drei Monaten, Molly, ich geb dir mein Wort, und dann weich ich nicht mehr von deiner Seite.‹ Drei Monate, heiliges Kanonenrohr. Wie wär’s mit drei Jahren, zehn Monaten und sechs Tagen? Ich hab’s dir damals gesagt, Jack, und ich sag’s dir jetzt noch mal: Komm ja nicht durch meine Tür, außer du bringst Ike mit, damit er eine ehrbare Frau aus mir macht, für immer und ewig, amen. Sonst schieb ich dich in die Brennerei und verkoch dich zu miesem Fusel. Hab ich das gesagt oder nicht?«
    »Das hast du«, sagt er.
    »Und bin ich nicht eine Frau, die ihr Wort hält?«
    »Doch.«
    »Tja dann.«
    Er schüttet sein Getränk hinunter. Schnappt nach Luft, als es durch seine Kehle rinnt. »Das ist ja scheußlich«, sagt er, als er wieder sprechen kann. »Was ist das?«
    »Wurmkrautwhisky. Letzten Dienstag gebrannt. Hält Bettwanzen, Läuse und Fliegen ab. Hilft auch, wenn du wund geritten bist. Der Letzte, der ihn probiert hat, ist auf allen vieren hier rausgekrochen und hat geheult wie ein Wolfshund.«
    »Du wirst noch mal jemand damit umbringen«, sagt er.
    »Wer sagt, dass ich das nicht schon getan hab? Wo zum Teufel bleibt der Mann?« Sie klingt, als würde es sie gar nicht interessieren. Aber ihr Blick besagt etwas anderes.
    Noch einen Becher, dann erzählt er es ihr. Er schiebt ihr den Becher zu. »Schenk nach.«
    »Bedien dich selbst.«
    Sie betrachtet sich in der Spiegelscherbe, die sie hinter der Theke verwahrt. Sie kneift sich in die Wangen, beißt sich auf die Lippen und zupft an ihren Haaren, dabei wirft sie immer wieder verstohlene Blicke zur Tür. Neunundzwanzig, aber tut wie ein aufgeregtes junges Mädchen, das auf den einen wartet, der ihr Herz höher schlagen lässt. Es drückt ihm sein eigenes Herz ab.
    Er trinkt. Ihm ist flau im Magen. Na los, sagt er sich, tu’s. Sag’s ihr jetzt. Aber unwillkürlich sagt er: »Ich schwör dir, Molly, jedes Mal, wenn ich dich seh, bist du noch schöner geworden. Wie viele Herzen hast du heute gebrochen?«
    »Halt die Klappe, ich weiß, ich bin eine alte Vettel.«
    Er schnaubt ungläubig, und sie lächelt sich zufrieden im Spiegel an. »Das Leben in der Bruchbude hier ist die Hölle für meine Haut. Beim Warten auf Ike bin ich alt geworden. The Lost Cause. Das bin eindeutig ich, Jack, der hoffnungsloseste Fall, der je
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