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Durchgebrannt - Roman

Durchgebrannt - Roman

Titel: Durchgebrannt - Roman
Autoren: Kristina Dunker
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du mir auch später. Und jetzt los.«
    Er schiebt mich vor sich in den Bus und der fährt sofort an.

6
    Die Stimmung ist super. Alle sind aufgekratzt und guter Laune, die Charts dröhnen durch den Bus und die ersten Getränke werden herumgereicht. Bevor ich auch nur an irgendwas genippt habe, ist mir schon, als hätte ich eine Flasche Sekt getrunken.
    Manchmal muss man sein Schicksal eben in die eigene Hand nehmen.
    Nils hat mir den Platz neben sich reserviert. Auf der anderen Gangseite sitzen Eric und Ferhad, vor uns Ricarda und Lea.
    »Gut, dass es bei uns auch Mädchenmannschaften gibt«, flüstert Nils mir zu und streicht mit der Fingerspitze über eine dunkelbraune Haarsträhne, die von vorn über die Sitzlehne fällt. Ricarda merkt nichts. Sie redet auf Lea ein, die immer wieder sagt: »Total blöd, aber total.«
    »Aber totaaal«, äffe ich Lea nach, und das hört sie dummerweise. Sie dreht sich um und fragt sofort: »Is was?«
    »Nööö«, mache ich und grinse, als hätte ich Hasch geraucht.
    »Ey, bleib mir von meinen Haaren weg!«, faucht Ricarda Nils an, aber sie faucht's nicht wirklich böse, sondern eher so, als hätt's ihr gefallen, was mir nicht so gefällt. Ich hab gehofft, Nils stünde auf Lea. Lea hat wasserstoffblonde, kurze Haare, die wie Stacheln von ihrem Kopf abstehen. Ricarda hat eher eine Pferdemähne; sie ist auch nicht so kantig und mager, sondern am ganzen Körper weich, rund und geschmeidig, genau wie ihre geschwungenen Lippen.
    »Ich hab Wodka-Lemon in der Kühltasche, wollt ihr?«, fragt Nils die Mädchen.
    »Jetzt schon? Am Mittag? Da bin ich ja schon fröhlich, bevor wir da sind.« Ricarda kichert kokett und zwinkert mir zu.
    »Noch sind die Flaschen kalt«, kontert Nils.
    »Okay, warum nicht?« Ricarda greift sich eine, streift dabei mit ihren Haaren mein Gesicht und merkt das sehr wohl. Ich ziehe den Duft ihres Shampoos ein, als Lea fragt: »Warum bist du eigentlich hier, Florian? Ich dachte, du darfst nicht mit.«
    »War 'ne Fehlinformation.«
    »Wie?«, hakt sie nach, und obwohl die anderen so tun, als wären sie mit dem Verteilen der Flaschen beschäftigt, weiß ich, dass sie alle die Ohren spitzen.
    Je weniger ich erkläre, desto besser. »Ich wollte mit und hier bin ich.«
    Nils schnalzt mit der Zunge.
    »Richtige Einstellung«, sagt Eric.
    »Also haben sie's dir nicht erlaubt«, stellt Ferhad fest.
    »Ich hab's mir eben selber erlaubt.«
    Einen Moment schweigen alle, dann drückt Nils mir eine Flasche in die Hand und kitscht mit seiner dagegen. »Darauf trinken wir.«
    »Mensch, Florian, du bist mir ja einer.« Ricarda macht ein begeistertes Gesicht und prostet mir zu.
    Nur Lea guckt etwas merkwürdig. »Wissen deine Eltern gar nicht, dass du hier bist?«
    »Lass gut sein!«, sagt Nils.
    Doch Lea senkt nur die Stimme, damit nicht gleich der ganze Bus mitkriegt, was los ist. »Ich will lieber nicht wissen, was passieren würde, wenn ich verschwinden würde, ohne was zu sagen.«
    »Ich würd mich das auch nicht trauen.« Mit der Flasche noch an den leuchtenden Lippen lächelt Ricarda mir zu. »Meine Eltern würden Terror machen.«
    Das werden meine auch, aber bis dahin ist es noch lang hin. Bis sie merken, wo ich abgeblieben bin, sind wir hoffentlich schon so viele Kilometer weit weg, dass sie den Bus nicht zum Umkehren zwingen können. Und garantiert haben sie auch nicht den Nerv, mich irgendwo abzuholen. Zuversichtlich wachse ich über mich hinaus. »Lieber mal ein bisschen Stress riskieren, als sich alles gefallen zu lassen.«
    »Stimmt«, sagt Eric wieder, »da hast du absolut recht.«
    Auf die weiteren Reaktionen der anderen achte ichnicht. Ich habe jetzt nur noch Augen für Ricarda. Sie grinst breit, legt die Lippen wieder an den Flaschenhals, trinkt und lässt meinen Blick dabei nicht los. Mir wird ganz heiß. Sie sieht wirklich aus wie ein Model aus einem Hochglanzmagazin. Und diese Frau wird heute Abend ihr Zelt neben unserem aufbauen . . .
    Nils unterbricht den Flirt, bevor ich mich im Nirwana verliere.
    »Darauf gibst du nachher einen aus, okay, Flo?«
    »Sicher«, sage ich mechanisch, »wir machen richtig einen drauf.«
    »Super.« Nils schlägt mir auf den Rücken. Vermutlich hat er den Fünfhunderter gesehen; damit kann man schon was reißen. Und das werde ich auch. Ich bin heute einer Fee begegnet, ich bin schon achtzehn und mache, was ich will.

7
    Ich genieße die Fahrt, bis wir nach zwei Stunden, bereits in den Niederlanden, eine Rast machen. Da stehe ich mit
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