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Duo Infernale

Duo Infernale

Titel: Duo Infernale
Autoren: Jason Dark
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dass es kaum nähergerückt war. Inzwischen hatte sich die Sonne zurückgezogen, aber es war nicht wesentlich kühler geworden, eher schwüler, sodass ich mir leicht vorstellen konnte, bald ein Gewitter zu erleben. Die kleinen Weinorte auf der Nordseite sahen aus wie aus einer Spielzeugschachtel entnommen, und die Hangstraße, die teilweise durch die Hügel führte, musste erleben, dass die Fahrer der Autos die Lichter eingeschaltet hatten. Hin und wieder sah ich sie aufblitzen wie fast zu Boden gesunkene Sterne.
    Jane drückte sich an mich. »Warum sagst du nichts?«
    »Ich bin überrascht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Verdammt, das ist ein Hammer.«
    »Nun ja, aber nicht einmalig. Es gibt siamesische Zwillinge, die man nicht getrennt hat und die sich auch nicht trennen lassen wollen. Da habe ich mir vor kurzem noch entsprechende Reportagen im Fernsehen angeschaut. Die Menschen waren sogar glücklich, und sie hätten sich auch nie trennen lassen, aber hier ist es eben anders gewesen.«
    »Hätte man es bleiben lassen sollen?«, fragte ich, obwohl ich wusste, dass Jane mir darauf auch keine Antwort geben würde.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Du hast Marcia nicht gefragt?«
    »Nein.«
    Ich räusperte mich, fasste meine Gedanken zusammen und stellte die entscheidende Frage: »Warum willst du oder will diese Marcia, dass ich bei ihr sein soll?«
    »Sie will es nicht. Ich hielt es für besser.«
    »Okay, warum?«
    Jane senkte den Kopf. Es kam mir vor, als hätten wir es abgestimmt, denn in diesen Augenblicken hatten wir ungefähr die Mitte des Sees erreicht und der Steuermann stellte den Motor ab. Bisher hatte ich ihn nicht gesehen, und auch jetzt ließ er sich nicht blicken, als das weiß gestrichene Boot allmählich auslief.
    »Willst du mir nicht antworten, Jane?«
    »Doch.«
    »Dann bitte.«
    Sie presste die Lippen zusammen und schaute mich auch nicht mehr an. Ich sah ihr an, dass sie einen inneren Kampf ausfocht, und ihr heftiges Atmen übertönte selbst das Klatschen der Wellen gegen die Bordwände.
    »Marcia liegt im Sterben.«
    »Verdammt, Jane, wenn das so ist, dann gehört sie in ein Krankenhaus, aber nicht hier auf das Boot.«
    »Ich weiß. Aber sie würde es nicht zulassen, John. Nie und nimmer wäre sie damit einverstanden. Ich bezweifle auch, dass man ihr in einem Krankenhaus noch helfen kann.«
    »Warum nicht?«
    Jane gab die entscheidende Antwort. Sie drehte sich wieder so hin, dass sie mich anschauen konnte, aber sie hielt dabei die Augen geschlossen und bewegte kaum ihre Lippen, als sie endlich sprach.
    »Marcia stirbt auf eine besondere Art und Weise, John. Sie ist dabei, zu verfaulen...«
    ***
    Lachen!
    Schrill und wenig freundlich. So laut, dass es sogar das Rauschen der Dusche übertönte, unter der Florence stand. Sie kannte das Lachen ihrer Schwester, aber sie wusste nicht, was sie amüsiert hatte. Das erfuhr sie wenig später, als sie die Dusche in einen Bademantel gewickelt verlassen hatte und mit einem Handtuch über ihr langes dunkles Haar rubbelte.
    Das Wohnmobil war groß genug, um beiden Frauen eine entsprechende Bewegungsmöglichkeit zu bieten. Sie fühlten sich alles andere als eingeklemmt und hätten mit keinem Haus tauschen wollen. Auch nicht mit denen, die um den Genfer See herumstanden und besonders auf der Südseite in den Hügeln und an der Grenze zu Frankreich das Paradies der internationalen Steuerflüchtlinge bildeten, wobei man zugeben musste, dass die Hügel von Cologny wirklich von der Lage her einzigartig waren. Hier stand auch der Wagen der Schwestern, und der Blick über den See war einfach unbezahlbar.
    Die blonde Fiona räkelte sich auf der Couch, die mit schweren Kissen wie aufgepumpt wirkte. Sie lachte jetzt nicht mehr. Ihr Gesicht hatte einen ernsten, fast verbissenen Ausdruck angenommen, und sie schaute mit starrem Blick ins Leere.
    »Hast du gelacht?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich dachte schon an morgen.«
    »An unsere Schau?«
    Fiona nickte. »Und das hat dich zu diesem Lachen animiert?«
    »Ja. Aber das ist nicht alles. Zuvor wird es jemand nicht mehr geben.«
    Florence schwieg in den folgenden Sekunden. Sie ließ sich in einen Sessel fallen, griff zum Glas, das auf dem Tisch stand, und trank den mit Birnengeist gemixten Martini mit kleinen Schlucken. Eigentlich war der Drink für Fiona bestimmt, aber das interessierte sie nicht. Die beiden Schwestern teilten alles, auch die Drinks.
    »Du meinst die kommende Nacht?«
    »Ja.«
    »Und du denkst an Marcia.«
    »Sie
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