Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Erwachen

Dunkles Erwachen

Titel: Dunkles Erwachen
Autoren: Thomas Knip
Vom Netzwerk:
überquerte die Straße in gebückter Haltung. Es blieb erstaunlich ruhig. Nicht einmal in der Ferne konnte er das Geräusch patrouillierender Fahrzeuge vernehmen.
    Sein eng anliegender, grauschwarzer Tarnanzug bestand aus einem atmungsaktiven Nanofasergewebe, dennoch klebte er bereits jetzt wie eine zweite Haut an seinem verschwitzten Körper. Adrian atmete die schwüle Abendluft durch den geöffneten Mund ein.
    Sadiqs Anwesen war noch gut dreißig Meter entfernt. Die Bilder flirrten über die Linsen seines Nachtsichtgeräts. Zwei kleine Punkte blitzten in der Ferne auf. Adrian schob sich in eine Nische und kauerte sich nieder. Der Motor des Pickups röhrte durch die Nacht. Er kam rasch näher und jagte an ihm vorbei. Tyler sah ihm nach. Plötzlich wurde der Wagen langsamer und stoppte.
    Adrian atmete flach und presste sich so eng wie möglich gegen den Mauerstein. Doch der Pickup wendete nicht. Es stieg auch niemand aus. Gut zwei Minuten vergingen, dann setzte sich der Wagen wieder in Bewegung. Der Agent fluchte und sah auf seine Uhr.
    41 Minuten 58 Sekunden.
    Eine weitere Minute verging, bis er Sadiqs Anwesen erreichte. Er wusste aus der Satellitenüberwachung, dass die Zufahrt gut bewacht wurde. Hier war kein Eindringen möglich.
    Das OC hatte in seinem Einsatzbefehl das anliegende Gebäude als Zugang vorgeschlagen. Es war nur durch eine schmale Gasse von knapp zwei Metern von Sadiqs Zuflucht getrennt. Die Mauern hatten in etwa dieselbe Höhe. Tyler zog sein Einbruchswerkzeug aus einer Gürteltasche und kniete sich vor dem Schlüsselloch der blauen Holztür nieder, an der der Lack abblätterte.
    Das altertümliche Schloss hielt nicht lange stand und schnappte nach wenigen Umdrehungen mit dem gebogenen Draht auf. Die Tür quietschte leise. Tyler hielt sie an der Kante fest und drückte sie behutsam auf. Er öffnete den Spalt nur so weit, wie er brauchte, um hindurchzuschlüpfen, und schloss den Riegel hinter sich. Kein Licht brannte hinter den Fenstern. Adrian hastete über den Innenhof und hangelte sich über einen kleinen Schuppen an der Innenseite nach oben. Seine Finger bekamen die obere Mauerkante zu fassen. Mit einer fließenden Bewegung zog er sich nach oben und verharrte in kauernder Haltung auf dem Sims.
    Von hier aus konnte der Agent hinter mehreren der abgeblendeten Fenster in Sadiqs Anwesen Licht erkennen. Das Arbeitszimmer des Waffenhändlers lag im ersten Stock; diesen Bereich konnte er von hier aus nicht einsehen.
    Tyler lockerte seine Finger und beugte sich auf dem schmalen Sims vor. Mit aller Kraft stieß er sich ab. Er richtete den Blick auf die gegenüberliegende Mauer und bekam die abgerundete Kante mit den Fingerspitzen zu fassen. Sein Körper schlug hart gegen den Stein. Die festen Sohlen seiner Fallschirmstiefel traten gegen den Mörtel. Kleine Stücke brachen heraus und fielen lautlos auf den staubigen Boden.
    Tyler schlang seinen linken Arm um den Mauersims und hatte nun festen Halt. Er atmete tief durch und wuchtete sein linkes Bein über die Mauerkante, dann zog er sich hoch. Leise keuchend lag er bäuchlings auf der Mauer und wartete, bis sich seine Atmung beruhigte.
    Er konnte nun den Innenhof einsehen und entdeckte zwei Wachen, die sich gegen einen staubbedeckten Mercedes lehnten. Offensichtlich hatten sie sein Eindringen nicht bemerkt.
    Adrian stützte sich auf ein Knie und richtete sich auf. Er zog die Beretta aus dem Holster, schraubte den Schalldämpfer auf und entsicherte die Waffe. Mit der Pistole im Anschlag schlich er den Sims entlang. Er erreichte einen Balkon, dessen schmale Seite mit der Außenmauer abschloss. Zwei schmiedeeiserne Gartenstühle standen um einen runden Tisch, ein Sonnenschirm lag eingeklappt auf den terracottafarbenen Fliesen.
    Tyler schwang sich über die Mauer und ging in die Hocke. Hinter den breiten Glastüren waren schwere Vorhänge vorgezogen, ohne dass ein Lichtschein an der Unterkante zu erkennen war.
    Seinen Informationen nach befand sich dieses Zimmer zu weit von seinem Ziel entfernt. Es machte keinen Sinn, das Gebäude von dieser Seite aus zu betreten. Er schlich die schmale Galerie entlang, die sich an den Balkon anschloss und das Stockwerk einrahmte.
    Sein Blickwinkel zog sich plötzlich zusammen. Adrian keuchte auf und ging in die Knie. Alle Geräusche um ihn herum schwollen an und drangen ungehindert auf ihn sein. Selbst das Rascheln der Bäume erfüllte ihn in all seinen Nuancen. Das Bild vor seinen Augen verzerrte sich. Er musste das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher