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Dunkles Erwachen

Dunkles Erwachen

Titel: Dunkles Erwachen
Autoren: Thomas Knip
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Dann ist Somalia unser kleinstes Problem.«
    Ein Signal ertönte in seinem Headset.
    »OC? Einen Moment«, bat er den Mann am anderen Ende und drückte einen Umschaltknopf am Mikrofonbügel.
    »Ja?«, fragte er nach.
    »Wir haben unser Zielgebiet in zehn Minuten erreicht, Special Agent«, meldete sich die Stimme des Piloten. Adrian Tyler blickte auf und sah nach vorne. Im Dämmerlicht des späten Abends konnte er vereinzelte Lichter in den Vororten ausmachen. Kleine Häuser und Gehöfte zeichneten sich als Schatten zwischen den niedrig wachsenden Bäumen ab.
    »Schalten sie die Kanzel auf Nachtsicht und gehen sie in Stealth-Modus über«, wies er den Copiloten an. Dieser nickte knapp und betätigte zwei Schalter an den Instrumenten über seinem Kopf.
    Umgehend wurde die gesamte Kanzel in ein grünliches Licht getaucht. Die schwach beleuchteten Straßenzüge Mogadischus waren nun in einem deutlich besseren Kontrast zu erkennen. Ihre Umrisse wurden hochauflösend auf die Frontscheibe des Helikopters projiziert.
    Gleichzeitig ebbte das monotone Dröhnen der Rotoren ab. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann war es kaum mehr als ein dumpfes Brummen.
    »Für die Milizen sollten wir jetzt nicht mehr auszumachen sein«, meinte der Pilot. »Wenn sie nicht gerade nach oben schauen, während wir über sie hinwegfliegen, müssten wir unbehelligt bis zur Medina vorstoßen.«
    Adrian Tyler klopfte ihm auf die Schulter. »Das OC hat drei mögliche Landepositionen festgelegt.« Er aktivierte auf seinem ComPad die Navigations-App, die direkt mit dem Ortungssender des Helikopters verbunden war. Auf der grünlichen Darstellung leuchteten drei Punkte hell auf und neben ihnen erschienen Zahlen, die sich fortlaufend änderten; Entfernung, Anflugwinkel und geschätzte Flugzeit. »Welche Sie auswählen, überlasse ich Ihnen. Gehen Sie kein Risiko ein.«
    Der Pilot hob den Daumen und Adrian setzte sich nach hinten in die enge Ladebucht des umgebauten UH-60 Black Hawk. Er zog das Mikrofon des Headsets nahe an seinen Mund.
    »OC, hier ist Tyler. Haben wir Freigabe?«
    »Wir geben grünes Licht für die Aktion«, antwortete die Stimme des Operating Command. »Halten Sie sich an den Zeitplan. Von jetzt an sind Sie auf sich alleine gestellt.«
    »Roger«, bestätigte Adrian. »Zeit ab Landung T minus 60. Ich melde mich, sobald wir auf dem Rückflug sind.«
    Er schaltete den Funkkontakt ab und streckte sich durch.
    Die Kommandokonsole erlaubte es gerade einmal zwei Mann, sich in ihr aufzuhalten. Normalerweise konnte die Ladebucht eines Black Hawk gut ein Dutzend Personen fassen. Doch dieses umgebaute Modell hatte allen zur Verfügung stehenden Platz mit Zusatztanks ausgefüllt. Damit wurde die Reichweite von 500 Kilometern auf über das Vierfache erhöht. Genug, um eine verdeckte Operation aus Kenia zu starten und ohne Zwischenlandung zurückzukehren.
    »Ich muss den Landeplatz im Süden ansteuern«, unterbrach der Pilot seine Gedanken. »Der im Nordwesten ist deutlich näher, aber dort kann ich Mündungsfeuer ausmachen. Sieht mir nicht nach einem Freudenfest aus.«
    Tyler nickte nur. Damit hatte er rechnen müssen.
    »Wann sind wir dort?«, fragte er zurück.
    »ETA in vier, maximal fünf Minuten«, erhielt er zur Antwort.
    Adrian Tyler stand auf und nahm den Ausrüstungsgurt vom Haken. Er legte ihn um seine Hüfte und zog ihn fest an. Die Beinschlaufen befestigte er an den Ösen seines Tarnanzugs. Tyler zog die Beretta 92 aus dem Holster und griff nach einem Stangenmagazin aus einer Brusttasche. Nachdem er das 15-schüssige Magazin eingelegt hatte, zog er den Schlitten am Lauf zurück und legte den Spannabzug vor. Den Schalldämpfer konnte er nicht aufschrauben, solange er die Halbautomatik im Holster ließ.
    Er streifte sich die schwarzen Halbfinger-Handschuhe aus Synthetik über und legte den Klettverschluss um. Kurz sah er durch das Cockpit nach draußen. Der Black Hawk war nun kaum zwanzig Meter über den Straßen. Tyler setzte sich das Nachtsichtgerät auf und zog den Gurt um seinen Kopf fest. Die Okulare ließ er noch nach oben geklappt.
    Er schluckte trocken. Seine Zunge schien an seinem Hals zu kleben. Mit einer Hand hielt er sich an einem Haltegriff fest und sah durch das Seitenfenster, wie der Boden rasch näher kam. Staub wehte auf und wirbelte durch die Luft.
    Der Black Hawk sollte nicht aufsetzen; das hätte ihn zu einem zu leichten Ziel gemacht. »Bereit!«, rief Tyler dem Piloten zu und löste dann die Sperrvorrichtung der Tür.
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