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Dunkles Erwachen

Dunkles Erwachen

Titel: Dunkles Erwachen
Autoren: Thomas Knip
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gewappnet zu sein, und presste das kühle Metall gegen sein erhitztes Gesicht. Sein ComPad schlug an. Adrian legte die Waffe vor sich auf die Erde und griff nach dem Gerät. Eine Textnachricht zeichnete sich auf dem abgedunkelten Display ab.
    ›Ankunft in zwei Minuten aus Südsüdost.‹
    Tyler verstaute das Pad und sah sich um. Normalerweise hätte er den Helikopter längst hören müssen, doch im Stealth-Modus würde er den Motor erst wahrnehmen, wenn er sich direkt über ihm befand.
    Er klappte die Okulare des Nachtsichtgeräts herunter und starrte in die angegebene Richtung. Vor dem grün getönten Restlicht konnte er den dunklen Körper auf Anhieb am Himmel ausmachen. Die Crew des Black Hawk konnte seine Position anhand des GPS-Signals seines ComPad metergenau bestimmen und benötigte von ihm keine weiteren Angaben. Adrian erhob sich und stolperte über einen kleinen Abhang nach unten, um sich vor dem aufwirbelnden Staub zu schützen.
    Jetzt erst hörte er die schweren Motoren dumpf aufbrummen. In einer leichten Kurve senkte sich der schlanke Körper und verharrte schwebend über dem Boden. Tyler sprang auf und lief in gebeugter Haltung auf die Sikorsky UH-60 zu.
    Die Seitentür wurde nach hinten geschoben. In der Ladeluke kniete der Copilot und streckte Adrian seine Hand entgegen. Der Agent ergriff sie und zog sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Landekufe. Er warf sich nach vorne und rollte sich ins Innere des Helikopters.
    »Los!«, rief er und der Copilot nickte. Er zog die Ladetür zu und verriegelte sie, dann half er dem Verwundeten, sich aufzustützen. Adrian lehnte sich keuchend gegen die Außenhülle und sah, wie sich die Lippen unter dem Visier des Pilotenhelms bewegten, ohne dass er etwas verstand.
    Der Black Hawk schraubte sich in einem steilen Winkel nach oben. Tyler stemmte die rechte Hand gegen das Bodenblech, um nicht abzurutschen. Der Steigflug schien Ewigkeiten zu dauern. Als der Helikopter endlich in eine waagerechte Fluglage überging, atmete der Agent auf.
    Der Copilot half ihm, seine Ausrüstung abzulegen, vor allem das hinderliche Nachtsichtgerät. Adrian streifte sich ein Headset über und ließ sich mit dem Operating Command verbinden.
    »OC, hier Agent Tyler. Operation ›Talon‹ erfolgreich verlaufen. Ich habe die Daten gesichert.« Er atmete durch und wartete auf eine Antwort.
    »Tyler, hier ist das OC. Glückwunsch! Gab es Probleme?«
    Adrian berichtete vom Verlauf des Einsatzes. Der Copilot kniete sich mit einem Erste-Hilfe-Set neben ihn und schnitt den Ärmel seines Tarnanzugs mit einer Schere auf.
    Ein dunkelroter Klumpen hatte sich über der Wunde gesammelt. Tyler presste die Lippen zusammen, als die Stelle gereinigt wurde. Sofort sickerte helles Blut nach. Der Copilot hielt die Schulter des Agenten mit einer Hand fest und schob eine Nadel durch die Haut unterhalb der Wunde.
    »Das ist nur behelfsmäßig«, erklärte der Mann, der Mitte zwanzig sein mochte. Tyler nickte und sah dabei zu, wie der blaue Faden die auseinanderklaffenden Stellen zusammenzog.
    Adrian hielt den Arm so ruhig wie möglich. Der Copilot legte einen Gazeverband auf die Wunde und hielt ihn mit zwei Klebestreifen fest. Danach machte er mit dem Daumen ein Zeichen, dass er wieder in die Kanzel musste.
    Tyler nickte und ließ den Kopf auf die Brust sinken. Benommen fiel er in einen unruhigen Schlaf. Erinnerungen zuckten wie umhertanzende Fotografien durch sein Bewusstsein. Sie wurden von einem grellen Licht überstrahlt und waren leicht durchscheinend, als blicke er durch sie direkt in die Sonne.
    Ein Konvoi ... gepanzerte Fahrzeuge ... Sand wurde aufgewirbelt. Er blickte aus einem Seitenfenster und lehnte den Unterarm gegen die hochgekurbelte Scheibe. Ein Mann in Kampfuniform sprach mit ihm, ohne dass er hören konnte, was er sagte. Sein Gesicht wirkte verzerrt, als betrachte Tyler es durch den Boden einer Flasche.
    Vor ihm zerschnitt eine Explosion die Luft. Einer der Humvees wurde emporgeschleudert. Ein seltsamer Gesang erfüllte die Luft. Adrian sah sich außerhalb des Fahrzeugs. Wie hatte er es verlassen? In unendliche Stille gehüllt prasselte das Chaos auf ihn ein. Trümmerstücke fielen glühend vom Himmel. Die abgerissenen Zweige einer Palme wehten im Wind. Geschwärzte, blutbdeckte Leiber säumten die aufgerissene Straße. Er hielt seine M-16 im Anschlag. Tyler rannte wie in Zeitlupe nach vorne, dann sprang das Bild. Menschen in Uniform lagen zerfetzt auf dem staubigen Asphalt. Er wusste, er
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