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Dunkles Erwachen

Dunkles Erwachen

Titel: Dunkles Erwachen
Autoren: Thomas Knip
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Kugeln hatte elektrische Leitungen durchtrennt. Tyler stemmte seine Füße fest gegen die Wände des engen Durchgangs. Er achtete auf die Lenkbewegungen des Piloten und legte sich mit seinem Körper in jedes der Manöver. Damit wurde er von den abrupten Kurswechseln nicht überrascht. Seine rechte Hand umklammerte das Kopfstück des Copilotensitzes.
    Über ihnen kreischte das Kanzelglas auf. Zwei lange Schrammen zogen sich über die gehärtete Oberfläche. Plötzlich wurde der Helikopter heftig durchgerüttelt. Das gleichmäßige Geräusch der Rotoren geriet ins Stottern. Der Black Hawk sackte durch und verlor deutlich an Höhe.
    Während der Pilot die Steuergabel zu sich herriss, legte der Copilot in rascher Abfolge mehrmals dieselben Kippschalter um. Ein Warnsignal heulte durch die Kanzel.
    Adrian sah den Höhenmesser, dessen Zeiger beunruhigend schnell das Zahlenblatt durchlief. Er musste seinen linken Arm gegen den Sitz des Piloten pressen, um nicht nach vorne gedrückt zu werden. Ein reißender Schmerz fuhr durch seine verletzte Schulter.
    Er achtete nicht auf die Feuergarben, die sie umtanzten wie wild gewordene Glühwürmchen. Ein Sprung zeichnete sich auf einer Seitenscheibe ab. Es knirschte leicht, als sich der Riss verbreiterte, doch das Glas hielt.
    Noch ..., dachte Adrian bei sich. Die HUD-Anzeigen auf der Frontscheibe waren verloschen. Im Augenblick flogen die beiden Piloten in der mondlosen Nacht nur auf Sicht. Wenn sie bei dieser Höhe einen Hügel streiften, bedurfte es keines weiteren Treffers mehr.
    Endlich verstärkte sich das Dröhnen der Rotoren wieder. Doch es kam nun ungleichmäßig.
    Gebannt sah Tyler den beiden Männern in ihren Sitzen dabei zu, wie sie sich nur mit knappsten Befehlen absprachen und versuchten, den Black Hawk so lange wie möglich in der Luft zu halten.
    Adrian brauchte keine Erklärungen. Das Geräusch des Motors machte ihm deutlich, dass sie einen schweren Treffer erlitten hatten. Es war nur eine Frage der Zeit, wann die Maschine ins Trudeln geriet.
    Er hatte jegliches Gefühl dafür verloren, wie lange sie schon gegen den drohenden Absturz ankämpften. Der Beschuss hatte vor ein paar Minuten aufgehört. Entweder war dem Piloten des Apache die Munition ausgegangen oder sie hatten inzwischen tatsächlich so viel Wegstrecke zurückgelegt, dass der Kampfhubschrauber abdrehen musste, wollte er nicht riskieren, mit leerem Tank runterzugehen.
    Tyler sah etwas Dunkles unter dem Black Hawk vorbeihuschen. Dann ein zweites Mal. Und dann strich etwas rau über die Unterseite des Rumpfs.
    Baumkronen!, wurde ihm klar. In diesem Augenblick drehte sich der Pilot zu ihm um. Er musste nichts sagen. Adrian verstand auch so. Er hangelte sich nach hinten in den Laderaum und strauchelte, als mehrere große Äste hart gegen die Außenwand schlugen.
    Der Helikopter wurde zur Seite gedrückt. Tyler blieb keine Zeit mehr, sich auf dem Sitz am Funkgerät anzuschnallen. Er warf sich zu Boden. Der Black Hawk drehte sich einmal um seine eigene Achse und schlug mit dem Heck schwer gegen einen Widerstand. Metall riss kreischend auseinander. Das Bersten und Knirschen von Holz drang zu ihm durch. Tyler schmeckte Blut auf seinen Lippen.
    Ein heftiger Schlag riss die Maschine herum und schleuderte ihn durch den Laderaum. Er hörte etwas in seiner Brust brechen, ohne einen Schmerz zu verspüren. Sein rechtes Bein war mit einem Mal taub. Etwas schmetterte gegen seine Wange und riss seinen Kopf herum. Er registrierte noch, wie der Rumpf hart aufschlug und über den Boden schleifte. Dann, als alles still war, schwanden ihm die Sinne.
    Er wusste nicht, wie lange er ohne Bewusstsein gewesen war. Dämmerlicht schien durch einen breiten Riss zu ihm herein.
    Tyler erhob sich mechanisch und knickte ein. Tief in seinem Unterbewusstsein registrierte er, dass ihm sein rechtes Bein nicht gehorchte. Er stützte sich auf sein linkes und zog sich mit den Händen vorwärts, hin zum Licht. Mit jeder Bewegung jagten unsägliche Schmerzen durch seinen Körper.
    Er ignorierte sie, spuckte Blut aus und schob sich weiter. Seine Hände griffen über schartige Metallkanten und wuchteten seinen Oberkörper nach draußen. Adrian rutschte über die glatte Außenhülle und prallte auf dem lehmigen Boden auf. Ein gequälter Aufschrei löste sich von seinen aufgerissenen Lippen.
    Bei jedem Atemzug zog ein schneidender Schmerz durch seine Brust. Tyler stemmte sich auf seine Hände. Halb stolperte, halb kroch er weiter. Ein beißender Geruch
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