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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
Autoren: Tanja Schröder
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zog sie zu sich heran. Sie spürte seinen Atem, roch das warme, metallene Aroma seines, ihres und Lucas Blutes darin. Wir sind verloren, dachte sie, ohne zu wissen warum. In Jarouts Augen sah sie, dass er sie hören konnte. Du, Lucas Vale und ich. Verloren.
    Dann kam der Schmerz. Schlagartig und unerwartet brach er über sie herein. Seine Allesverschlingende Flut riss sie mit sich fort, ließ sie leer zurück und erfüllte zugleich jede Faser ihres Denkens und Fühlens, als Jarout seine Fänge in die dünne Haut ihrer Kehle grub.
    Dunkelheit umspülte sie mit eiskaltem Sog, in dem die aufgebrachten Stimmen um sie herum zu einem fernen Flüstern verhallten.
    Karen spürte ihren Körper in atemberaubender Geschwindigkeit taub werden. Sie schwebte und fühlte im selben Moment, dass sie fiel. Und dann nichts mehr. Nur noch Schwärze, Kälte. Ein letztes Aufbegehren, ehe allumschließende Nacht sie endgültig forttrug.

23. Kapitel
     
    Ganz vorsichtig und allmählich nur drang das entfernte Raunen und Flüstern in ihr erwachendes Bewusstsein. Ein leises Wispern hoch über ihr, wie von trockenen Blättern, durch die ein leichter Wind streicht. Sie aber lag noch still und halb gefangen im dumpf nachklingenden Schatten des Schlafes und lauschte dem leisen Flattern kleiner Flügel.
    Hinter ihren geschlossenen Augen erstand das Bild einer wirren Landschaft aus kleinen Zweigen und Ästen, durch die geschäftige Sperlinge hüpften, umeinander schwirrten und sich gegenseitig eilige Grüße ... aber sie zwitscherten nicht. Sie waren still. Warum sangen sie nicht?
    Stirnrunzelnd schlug Karen die Augen auf. Wie schwer ihre Lider waren. Als wären sie empört darüber, dass sie von ihnen verlangte, sich zu öffnen.
    Sie wollte schlucken, doch ihre Kehle war so trocken geworden, dass der bloße Versuch schmerzhaft war. Getrockneter Speichel, der seltsam salzig schmeckte, klebte in ihren Mundwinkeln. Widerlich. Unwillkürlich musste sie würgen.
    Die Vögel. Beinahe hätte sie sie vergessen. Allmählich wurde ihre verschwommene Sicht klarer. Hoch über sich erblickte sie riesige Schattenhöhlen zwischen dunklen Holzbalken und staubigen Spinnwebgirlanden, von ihren längst fortgezogenen Bewohnern zurückgelassen.
    Doch da oben lauerten noch Bewohner ganz anderer Art. Dicht an dicht hingen sie festgekrallt und bewegungslos an den Balken herab und spähten mit feuchtfunkelnden Augen. Die kleinen, ledernen Flügelpaare eng um die pelzigen Leiber geschlungen. Doch immer wieder löste sich eines der haarigen Biester und flatterte taumelnd an eine neue, freie Stelle im Gebälk. Das schreckte andere auf, und unter ihnen hob ein aufgeregtes Flügelschlagen an, das tatsächlich wie das Rascheln trockener Blätter klang.
    Was für hässliche Kreaturen ihr seid, dachte sie und schauderte. Diese ekelhaften, papierdünnen Häute ihrer Flügel, die gedrungene Nase, die ihre Gesichter zu einer leprazerfressenen Fratze entstellte. Übelkeit bohrte sich in ihren Magen, als sie lange, rosige Zungen aus aufgerissenen Schnauzen lecken sah.
    Und die nadelspitzen, weißen Zähne ...
    Die Erinnerung traf sie wie ein Faustschlag. Panikerfüllt keuchte sie, rang nach Luft und fuhr entsetzt auf. «Jarout!», schrie sie. Ihre Kehle brannte, als bohre sich ein glühendes Messer in ihren Rachen. Sofort drehte sich alles wie wild um sie. Jäher Schmerz wollte ihr schier den Kopf sprengen.
    Dann spürte sie sanft drängende Hände auf ihren Schultern, die sie behutsam in die weichen Kissen unter ihr zurückdrückten.
    «Ist schon gut, du bist in Sicherheit. Hab keine Angst!», flüsterte eine leise Stimme, so verführerisch zärtlich, dass sie versucht war, die Augen wieder zu schließen und sich in ihre Wärme zu ergeben. «Jarout ist nicht hier und er wird auch nicht mehr zurückkommen. Er kann dir nichts mehr antun, mein Liebling.»
    Doch die Bilder kamen zurück. Mit voller Wucht drängten sie sich in ihre Erinnerung. Jarout, der seine Zähne mit der Wut eines hungrigen Wolfes in ihre Kehle rammte und gierig Zug um Zug ihr Leben aus ihr sog. Die marmorne Kälte seiner Hände, die sie gepackt hielten, während sich eisige, tödliche Gleichgültigkeit anstelle ihres Blutes in ihr ausbreitete.
    Was um Gottes willen ist mit mir geschehen? schrie sie in Gedanken, immer noch unfähig mit der Taubheit ihres Mundes Worte zu formen. Nur ein rauer Schrei löste sich aus ihrer Kehle. Hatte sie Jarouts Angriff denn überlebt, oder ...? Unklare Bilder schossen durch ihren
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