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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
Autoren: Tanja Schröder
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im selben Augenblick, als sie es sah.
    «Das hier», sagte er und reichte ihr das Buch, «ist die Wahrheit. Die ganze Wahrheit über euren geliebten Lucas.» Ein besonderer Glanz leuchtete in Jarouts Augen. Fanatismus. Er grinste wie ein Kastenteufel.
    «Wusstet ihr, dass euer Prinz noch vor kaum zwanzig Jahren ebenso sterblich und gewöhnlich war wie jeder andere Mensch auf diesem Planeten? Ja, er war nichts weiter als ein Sterblicher. Er ist ein kleiner, dreckiger, verlogener Bastard!», rief er. «Wenn ihr das nicht glaubt, dann das, was diese Frau, die dieses Buch geschrieben hat, über ihn zu sagen hat. Karen ist ihre Tochter - ihre und Lucas. Karen ist der Beweis, dass ich die Wahrheit sage.»
    Blanches Augen glühten dunkel. Mit unbewegtem Gesicht trat sie einen Schritt vor und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige, die wie ein lauter Schuss in der betroffenen Stille im Raum klang.
    «Du wirst sofort aufhören, so über deinen Vater zu sprechen!» Vergessen war die elegante Frau, die mit vornehmer Zurückhaltung Gäste bewirtete. Ihr wutverzerrtes Gesicht verwandelte sie in ein Wesen aus Fleisch und Blut, das ebenso die Beherrschung verlieren konnte wie eine ganz gewöhnliche Frau.
    Jarout hielt sich die Wange und blitzte seine Mutter aus zornigen Bernsteinaugen an.
    «Das werde ich ganz bestimmt nicht. Er hat euch alle genau wie mich belogen. Sogar Denis ist älter als er. Lucas ist ein Niemand. Hier lies!» Er hielt Blanche das Buch hin. «Lies es selbst. Er kam während seiner Wandlung zu dieser Frau. Eines der Tore in Melacar brachte ihn dorthin. Und hier ist Karen.» Jarout packte Karens Schulter und zog sie näher heran. Sie versuchte sich loszureißen, doch sein Griff war erbarmungslos. Wie kam er dazu, sie so brutal vorzuführen? Doch jetzt war er in seinem Element und duldete keine Gegenwehr. Er hätte sie, wenn nötig, bewusstlos geschlagen.
    «Oh, Jarout», sagte Blanche kopfschüttelnd und sah ihn mit einer Mischung aus Mitleid und immer noch schwelendem Zorn in den Augen an.
    Beryl brach in schallendes Gelächter aus.
    «Einen solchen Beweis hättest du auch von dir selbst bekommen können. Armer kleiner Jarout», rief sie und warf laut lachend den Kopf in den Nacken. «Bei jedem Blick in den Spiegel hattest du ihn vor Augen. Zwanzig Jahre lang.» Eliane fiel in das zotige Lachen ein.
     «Still!», rief Blanche. «Ihr habt kein Recht, ihm auch nur das kleinste Sterbenswörtchen zu sagen. Das ist ganz allein Lucas Sache.»
    «Was meint sie denn damit?», fragte Jarout und provozierte durch die Unsicherheit in seiner Stimme neue Belustigung bei den beiden.
    Beryl öffnete den Mund. Sie brannte darauf, ihm zu antworten. Doch als Blanche ihr einen drohenden Blick zuwarf, zog sie den kürzeren und schloss wieder den Mund.
     «Was zum Teufel ist hier los?», fragte Jarout. Er sah jetzt so verwirrt und hilflos aus und auch Karen verstand nicht, was eigentlich geschah. Hatte er nicht behauptet, dass sie alle schockiert und mit rasendem Zorn auf Lucas Betrug reagieren würden? Er war sich so sicher gewesen. Doch was sie sah, war, dass irgendetwas gründlich schief lief. Seine Felle schwammen mit geradezu atemberaubender Geschwindigkeit davon. Und was war mit ihr? Was bedeutete das für sie? Panisch huschte Karens Blick von einem zum anderen. Unwillkürlich klammerte sie sich fest an Jarouts Hand. Oh, Himmel hilf mir, was passiert hier nur? betete sie stumm.
    Blanche öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch dann ging ihr Blick an ihnen vorbei. Karen drehte sich um, und im selben Augenblick stockte ihr der Atem. Sie glaubte, der Boden müsste sich unter ihr auftun, als sie sah, was, oder vielmehr wer, Blanche ablenkte.
     «Ich hätte dir schon längst alles sagen sollen, doch wir hielten es für besser, wenn du erst später die Wahrheit erfährst.» Mit seinen ruhigen, beinahe farblos hellen Augen blickte der rothaarige Mann in die Runde, die sich ihm zu Ehren versammelt hatte. Das also war er, ihr Vater, der Vater dieser Familie. Lucas Vale.
    Als erlösche eine eben noch hell strahlende Flamme, zerstob das Phantom ihrer Kindheit zu einem Nichts. Und im nächsten Augenblick verblasste auch der Glorienschein, den Aimee mit ihren Geschichten um Lucas wob. Karen blinzelte und sie fühlte sich so benommen, als wäre sie gerade aus einem langen Traum erwacht.
    Wie in Zeitlupe sah sie Lucas näherkommen. Ein kleiner Mann, kaum größer als sie selbst, mit halblangem, roten Haar, das wie ein zweites Feuer im
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