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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
Autoren: Tanja Schröder
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Seamus, der schon wieder ungeduldig wurde, «ruhig jetzt, und noch mal von vorne. Wer will was von wem? Du musst der Reihe nach erzählen.»
    «Wer ist sie?» Lucas sah ein weißes Gesicht und langes, dunkelrotes Haar ausgebreitet auf einem purpurfarbenen Kissen. Er streckte seine Hand nach Denis Gesicht aus und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen. Denis, zeig es mir! Versuch nicht zu reden, zeig es mir! dachte er.
    Unter Lucas Einfluss klärte sich Denis Verwirrung und seine Gedanken waren zwar leise, aber um einiges eindeutiger als seine gesprochenen Worte.
    Sie kam deinetwegen, hörte Lucas, Jarout brachte sie mit. Karen, es ist Karen ...
    Wer ist Karen? Diesmal ließ er Lucas den vagen Umriss eines Gesichts sehen. Schwarze, große Augen, die mehr von dem Zorn in der Person dahinter erkennen ließen, als sie verbargen. Sie ist eine von Jarout. Er brachte sie zu uns. Sie stritten sich. Habe sie gemalt. Gesprochen. Über dich, über uns. Sie weiß, wer wir sind und will dich. Habe sie gehört. Sie schrie, sie schrie deinen Namen.
    Aus heiterem Himmel schoss das verzerrte Bild der Eingangshalle durch sein Gehirn. Mit ohrenbetäubendem Krachen, wie unter der Druckwelle einer Explosion erbebte sie. Dann tauchte das Gesicht des Mädchens vor seinen Augen auf. Bestürzt zog Lucas seine Hand zurück, als habe er sich an Denis Gesicht verbrannt. Was war nur geschehen? Von welcher Katastrophe war Denis Zeuge geworden?
    «Gut, es ist gut, ich habe genug gesehen.» Entschuldigend streichelte er kurz über Denis weiches Haar, das am Ansatz feucht geworden war.
    «Ich weiß nicht, was sie will. Ich habe Angst, Lucas. Karen ist seltsam. Sie kann auch in mich hineinsehen, genau wie du», flüsterte Denis zähneklappernd.
    «Er meint das Mädchen, von dem mir Blanche erzählte», warf Seamus ein. Denis nickte und packte Lucas mit beiden Händen am Arm.
    «Du darfst nicht nach Hause kommen. Ich weiß nicht, was sie will. Sie kann verletzen. Die Statue in der Halle ist völlig zerstört», wisperte er, «ihre Gedanken. Sie war so wütend, und als sie sie angesehen hat, da ...»
    «Denis», unterbrach Lucas ihn, «beruhige dich, bitte.» Und an Seamus gewandt: «Hoffentlich springt der Wagen noch an. Wir müssen uns beeilen.» Seamus nickte zustimmend. Auch ihm war klar, dass Lucas Befürchtungen wohl nicht ganz so aus der Luft gegriffen waren, wie er bislang vermutete.
     «Das klingt wirklich, als wäre sie deinetwegen da. Kennst du sie denn?», wollte Seamus wissen.
    «Keine Ahnung», murmelte Lucas grimmig mit zusammengebissenen Zähnen, «das werde ich erst wissen, wenn ich sie sehe.»
    Noch früh genug sollte Seamus die Wahrheit erfahren. Gott, so viele Lügen. Wie sollte er nur für alles eine Erklärung finden. Das Geflecht aus Halbwahrheiten, verschwiegenen Tatsachen und offenem Schwindel war in zwanzig Jahren zu einem so dichten Netz gewoben, dass er selber kaum noch zwischen der Wahrheit und dem von ihm konstruierten Lügengebilde unterscheiden konnte.
    «Denis, wer ist zu Hause?», fragte er.
    Denis überlegte kurz. «Als ich wegging, waren alle da.»
    «Gut!» Lucas versuchte ein aufmunterndes Lächeln. Ja, genau, immer schön die Fassade wahren und jede Aufregung zu einer unbedeutenden Kleinigkeit herabspielen, dachte er zynisch. «Dann fahren wir jetzt nach Hause. Ich bin sicher, alles ist nur halb so wild.»
    Lucas erwartete nicht, dass ihm Denis und Seamus glaubten. Er glaubte ja selber nicht, was er da so leichthin sagte.
    Als er den Zündschlüssel umdrehen wollte, rutschte er unter seinen schweißfeuchten Fingern weg. Er versuchte nochmals zu starten. Erleichtert atmete er auf, als der Motor sofort ansprang. Wie weit waren sie noch vom Haus entfernt? Drei, vier Kilometer? Keine zehn Minuten, wenn der Wagen durchhielt.
    Und wenn er behauptet hätte, dass er sich wie ein Delinquent auf dem Weg zur Hinrichtung fühlte, dann wäre das kaum übertrieben gewesen.
    Sogar damals, als er zum ersten Mal auf dem Weg zu Golans Haus diese Straße entlang gefahren war, fühlte er sich um einiges wohler in seiner Haut.

22. Kapitel
     
    Karen war klar, dass sie erklären musste, was mit der Statue geschehen war und sie wusste, dass sie nicht lügen durfte. Sie wollte auch gar keine fadenscheinige Ausrede erfinden. Jarout ging Ähnliches durch den Sinn sah sie, denn als sie vor dem roten Vorhang ankamen, zog er Aimees Buch unter seinem Hemd hervor und warf ihr einen nervösen Seitenblick zu.
    Die angespannte Erregung, die sie
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