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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
Autoren: Tanja Schröder
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dachte er aufgebracht und hieb mit der Faust gegen das Treppengeländer.
    Und er hatte sich Sorgen gemacht, ob er vielleicht in Gefahr lief, Interesse an ihr zu entwickeln. Beinahe war ihm ein schlechtes Gewissen gekommen, weil er sie letzte Nacht einfach stehen ließ. Pah!
    Er riss die Tür zu ihrem Zimmer auf. Da lag sie, ganz unschuldig in dem großen Bett. Na warte! dachte er.
    «Karen», rief er, «wach sofort auf!» Wütend stürmte er auf sie zu und blieb vor dem Bett stehen. Was war denn nun los? Sie reagierte gar nicht auf ihn. Beide Arme um die angezogenen Beine geschlungen, lag sie auf der Seite und starrte mit ausdruckslosem Gesicht zum Fenster hinaus ins Leere. Mit ihren verquollenen Augen bot sie einen geradezu mitleiderregenden Anblick. Ihm fiel auf, dass sie wieder ihre alten Kleider trug. Das Kleid lag achtlos auf den Boden geworfen neben dem Bett.
    Na, das fehlte gerade noch. Erst einen Wutanfall bekommen und dann die Beleidigte spielen, dachte er. Unwirsch schüttelte er sie an der Schulter. «Was ist los mit dir? Hey?»
    Quälend langsam wandte sie den Blick von Fenster ab und sah ihn an. «Er hat mich angelogen», murmelte sie kaum hörbar. Ihr Blick wanderte wieder zum Fenster. «Hinter der Tür war nichts. Gar nichts. Im ganzen Haus ist nichts.»
    Was meinte sie nur? «Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst», erwiderte er und wich einen Schritt zurück. So wie sie aussah, jagte sie ihm beinahe Angst ein.
    «Karen, würdest du mir bitte erklären, was in der Halle passiert ist? Was hast du getan?» Gott, wie er das Gefühl der Hilflosigkeit hasste, dass sie in ihm auslöste.
    Ein leises Geräusch hinter ihm ließ ihn herumfahren. Fassungslos erkannte er, dass dieses kaum vernehmbare Schnarren von dem Frisiertisch ausging. Die vielen Fläschchen und Tiegel erzitterten und die Scharniere der Flügelspiegel knarrten leise in den Angeln. Das ganze Möbelstück schien zu vibrieren. Entgeistert blickte er wieder zu Karen. Sie rührte sich nicht einen Zentimeter. Sie sah den Tisch noch nicht einmal an und doch war er sicher, dass sie das geisterhafte Beben auslöste.
    «Du musst damit aufhören, Karen!», sagte er und kniete sich vor sie. Zögernd legte er seine Hand auf ihre. «Hörst du mich?»
    Da endlich erwachte sie. Als habe seine Berührung sie verbrannt, zog sie hastig ihre Hand weg. Erstaunlich, wie unschuldig er aussehen kann, dachte sie. Das Zittern der Spiegel wurde heftiger. Unverwandt sah sie zu der Kommode. Aufhören sollte sie, sagte er? Doch sie machte ja gar nichts. Oder doch? Verschwommen kehrte die Erinnerung zurück. Splitterndes Glas, das hinter ihr wie ein lautloser Regen auf den weichen Teppich in den Gängen fiel. Krachend aufschwingende Türen, die sich wie stumme Münder zu einem schwarzen Zimmerrachen öffneten. Schwarz und leer - wie das Zimmer, zu dem Denis sie schickte. Lucas Zimmer war nichts weiter als eine leere Hülle. Ein Haufen Möbel unter weißen Tüchern, zentimeterdick mit Staub bedeckt. Seit Jahren war niemand mehr dort gewesen.
    Zwei Parfümflaschen hüpften mit einem Satz über die Frisiertischkante und fielen mit dumpfen Plumpsen auf den Teppich. Jarout sah ganz erschrocken aus. Das Holz knarrte protestierend, und mit leisem Kratzen zeigte sich ein haarfeiner Riss im rechten Spiegel.
    «Schluss damit! Hör auf!», rief er und schüttelte sie an den Schultern.
    Sie sah ihn an und flüsterte: «Lass mich bitte los, oder der Spiegel bleibt nicht das Einzige, was hier zerbricht!»
    Und damit meinte sie keine weiteren Möbel. Wie konnte er wagen, sie anzurühren, oder ihr irgendetwas zu verbieten?
    «Was ist denn nur los mit dir, du blöde Ziege? Was hast du vor? Willst du das Haus einstürzen lassen?» Jarout schreckte zurück und ließ ihre Schultern los. «Du bist ja völlig verrückt.»
    Mit einem plötzlichen Ruck fuhr Karen hoch und setzte sich kerzengerade auf den Bettrand. Ebenso plötzlich brach das Beben des Frisiertischs ab und er stand wieder still wie zuvor.
    «Was glaubst du denn», schrie sie ihn an, «soll ich hier anders werden?»
    Das durfte doch nicht wahr sein. «Na großartig, Karen!», brüllte er und packte eine der auf dem Boden liegenden Flaschen. Er holte aus, warf, und mit einem lauten Knall zerbarst das rote Glas an der Wand. Augenblicklich breitete sich Übelkeit erregender, süßer Parfümgeruch im ganzen Zimmer aus. «Hast du eigentlich auch nur den blassesten Schimmer, was du angerichtet hast? Nein? Dann werde ich es dir
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