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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
Autoren: Tanja Schröder
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verraten. Um ein Haar hättest du alles kaputtgemacht mit deiner Scheiß-Aktion dort unten. Beryl und Eliane würden dich am liebsten umbringen, und Blanche ist auch nicht gerade die strahlende Wonne. Ich ... es ...» Hilflos rang er die Hände. Seine Wut verschlug ihm förmlich die Sprache.
    Karen sprang auf und stellte sich vor ihn hin. «Oh, du Armer! Verdammter Lügner!», schimpfte sie mit bebender Stimme. «Was bitte schön soll ich denn kaputtmachen? Da ist doch überhaupt nichts, was ich kaputtmachen könnte. Lucas Vale wird doch ohnehin nie auftauchen. Ich weiß zwar nicht, was gespielt wird, aber ich lass mich keine Sekunde länger zum Narren halten!»
    «So ein verkackter Blödsinn», Jarout war völlig verwirrt. Was meinte sie jetzt schon wieder? «Nichts wird hier gespielt. Lucas ist noch nicht da, gut, aber in einer halben Stunde wird er hier sein und dann solltest du dich besser zusammenreißen, wenn du nicht willst, dass er uns beide in der Luft zerreißt.»
    Mitten in der Bewegung erstarrte sie. Wie in Zeitlupe ließ sie die Hand, mit der sie ihm ins Gesicht schlagen wollte, sinken und staunte ihn völlig entgeistert an.
    Sie wollte nicht glauben, was er sagte. «Lucas?», hauchte sie.
    «Nein, der Heilige Geist. Natürlich Lucas. Er kann jede Minute hier sein.»
    «Dann gibt es ihn doch?»
    Jarout schüttelte verwirrt den Kopf und runzelte die Brauen. «Natürlich gibt es ihn, was dachtest du denn? Gott, was ist nur los mit dir?»
    «Ich, ich ...», stotterte sie. Im nächsten Moment lachte sie laut, als habe er gerade einen guten Witz gemacht. «Nein, ich, dieser schlauer Kerl.» Doch so plötzlich wie sie zu lachen anfing, erstarb ihr Lachen wieder.
    «Ach, vergiss es!» Jarout auch nur teilweise zu erklären, was in den vergangenen Stunden vorgefallen war, schien ihr in diesem Moment überflüssig. Sie glaubte kaum, dass er sie und was in ihr vorging, verstehen könnte. Doch später, wenn ihnen Zeit dazu blieb, wollte sie unbedingt noch mit ihm reden. «Er kommt wirklich heute?»
    «Ja, und ich habe keine Lust, dass er vor uns im Salon ist. Ich schlage vor, du ... na ja, mach, was immer du auch noch vorher zu erledigen hast, und dann sollten wir uns beeilen, nach unten zu kommen.»
    «Also», meinte sie und schwang mit einem schnellen Ruck die beiden Haarsträhnen zurück, die ihr über die Schultern nach vorn gefallen waren, «ich bin bereit, wenn du es bist.»
    Jarout atmete zweimal tief durch und nickte ernst.
    «Gut, dann lass uns gehen!», sagte Karen mit fester Stimme und konnte selber kaum glauben, wie zuversichtlich und entschlossen sie klang.

21. Kapitel
     
    Selten war Lucas den Weg von Genf zu dem Haus der Familie mit so gemischten Gefühlen gefahren.
    Unter der warmen Vorfreude, heimzukommen und Blanche und die anderen wiederzusehen, lauerte unbestimmte aber eiskalte Furcht. Visionen von dem, was ihn bei seiner Ankunft möglicherweise erwartete, lenkten ihn so sehr ab, dass er sich kaum auf den Verkehr konzentrieren konnte. Er war heilfroh, dass sie unversehrt die Stadt hinter sich brachten und er auf der kilometerlangen, waldgesäumten Landstraße wesentlich gefahrloser seinen Gedanken nachhängen konnte.
    Der CD-Player spielte Billie Holiday. Sie sang - East of the sun in ihrer ureigenen festen, schmeichelnden Art, die ihm für gewöhnlich ein Gefühl von Zuversicht bereitete. Diesmal sang Billie umsonst, und er fühlte sich mit jedem Kilometer, den sie dem Haus näher kamen, unruhiger. Mist, jetzt hätte er beinahe die Auffahrt verpasst. Im letzten Moment riss er das Lenkrad herum und trat gleichzeitig auf die Bremse. Nur knapp verfehlte der Wagen das unscheinbare Ortsschild in der Kurve und holperte wild über den unbefestigten Straßenrand.
    Seamus stieß ein verärgertes Fluchen aus, doch ihm fehlte die Energie für eine echte Schimpftirade. Er sah müde aus. Gern hätte Lucas gewusst, was er dachte, wagte aber nicht, ihn zu fragen. Am allerwenigsten konnte er jetzt auch noch einen seiner Vorträge gebrauchen.
    Der letzte war keine halbe Stunde her und den ganzen Weg vom Zug bis zum Parkplatz auf ihn niedergegangen. Und jeder Satz glich einem eisigen Regenguss, der ihn bis auf die Seele durchtränkte.
    Seamus hatte ja keine Ahnung. Er hielt Jarout immer noch für Lucas einziges Kind. Dass damals zwei Kinder in der Wiege lagen, wusste er bis heute nicht. Ein Junge, Jarout und ein Mädchen ... Zwillinge. Nervös fuhr Lucas mit den Fingern durch sein Haar und kniff die Augen zu.
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