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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
Autoren: Tanja Schröder
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Widerschein der Flammen des Kaminfeuers schimmerte. Mit ernstem Blick aus seinen hellen Augen fing er ihren Blick mühelos ein und hielt ihn fest. Das war gar nicht nötig, denn sie dachte nicht daran, ihm auszuweichen. Sah er sie, sah er, wer sie war, und weshalb sie gekommen war? Karen hörte Stimmen wie von sehr weit her. Jarouts und Blanches Münder bewegten sich, doch sie verstand nichts von dem, was sie sagten. Wie durch eine unsichtbare Wand, durch die außer Lucas nichts anderes drang, waren sie von ihr getrennt.
    Erkannte er sie denn nicht? Wieso wandte er jetzt den Blick ab? Nein! Sie wollte rufen, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Sie konnte sich nicht einmal bewegen. Dieselbe Wand, die alles andere ausschloss, hielt auch sie fest und sie konnte nichts dagegen unternehmen. Hilflos sah sie Lucas, an ihr vorbei, zu Blanche gehen und ihre Hand ergreifen, wie er sie an seine Lippen führte und einen sanften Kuss auf ihre schlanken Finger hauchte.
    Dann blickte er wieder zu Karen. Und wieder legte sich sein Denken über das ihre. Er kam auf sie zu, immer näher, bis sie den schwachen Duft seines Parfüms riechen konnte. Mit dem Finger der rechten Hand strich er leicht, ganz leicht über ihre Stirn und die Wange entlang.
    Er liest mich, dämmerte Karen und Panik riss wie eine übermächtige, alles verschlingende Flut jegliche Kontrolle in ihr nieder. Wie konnte er wagen, sie auf diese Art zu berühren? Nein, das durfte sie nicht mit sich geschehen lassen. Verschwinde aus mir! schrie sie so laut sie konnte. Nimm deine gottverdammten Finger weg! Die Berührung seiner Gedanken war wie ein kalter Windhauch, der mit lähmenden Eisfingern bis in ihr Innerstes drang.
    Doch niemand außer Lucas konnte sie hören. Und wenn doch, wen scherte, was er ihr antat?
    Eine Hand drängte sich zwischen sie. Jarout beschloss, dem Spuk ein Ende zu bereiten und packte Lucas Schulter. Er riss ihn gewaltsam herum, und im selben Augenblick, da er den Blick von Karen abwandte, lösten sich auch die unsichtbaren Fesseln von ihr.
    «Was meinst du damit, du hättest mir schon lange alles sagen sollen?», schrie Jarout und seine Stimme überschlug sich vor Wut.
    Karen musste Halt an einem der Stühle suchen, sonst wäre sie wie ein Stein zu Boden gefallen. Blanche legte stützend einen Arm um sie. Benommen schüttelte Karen den Kopf und unternahm den halbherzigen Versuch, sich gegen sie zu wehren. Sie brauchte ihre Hilfe nicht.
    «Die Wahrheit, Jarout. Die Wahrheit über mich und Golan und diese Familie. Glaub mir, ich wollte dir sagen, wer du bist und wer ich bin und ...», antwortete Lucas seinem Sohn und Karen unterbrach ihn mit bebender Stimme: «Und wer ich bin? Das hast du doch nicht etwa vergessen, Lucas Vale, du herzloser Scheißkerl. Los, komm schon, sag ihnen, wer ich bin!»
    Jetzt fühlte sie sich wieder vollkommen klar und wischte mit einem Ruck Blanches Hand, die sich auf ihrem Arm wie der klamme Fühler eines widerlichen Insekts anfühlte, fort.
    «Soll das heißen, alle haben davon gewusst?», fragte Jarout, und sein Blick jagte von einem zum anderen, «ihr habt davon gewusst? Sogar dieser Idiot?» Er zeigte auf Denis, der sich schutzsuchend hinter Seamus stellte.
    Beryl lachte rau. «Allerdings. Was hast du denn gedacht? Dass man uns so leicht täuschen kann?»
    «Dein Vater kam als Golans Erbe zu uns», fiel Seamus ihr ins Wort und trat einige Schritte vor.
    «Doch keiner außerhalb der Familie hätte ihn als Oberhaupt akzeptiert, hätten wir ihnen sein wahres Alter verraten», ergänzte Blanche. Sie stellte sich neben Jarout und versuchte, ihre Hand auf seine Schulter zu legen, doch mit einem wütenden Hieb schlug er ihren Arm beiseite.
    «Nein, so einfach kann das nicht sein? Ich glaube das nicht! Was ist mit Arweth und Calman? Wussten sie auch davon?», rief er aus.
    «Wen interessiert das denn schon? Siehst du nicht, dass dein toller Plan nach hinten losgegangen ist?», schrie Karen. «Keiner von ihnen schert sich auch nur einen Dreck um deine alberne kleine Intrige.» Sie sah Lucas direkt an. Sollte er wieder versuchen sie einzulullen, sollte er sie kennenlernen.
    «Na, was hast du jetzt vor, Vater? Hier steht der einzige Beweis für das, was wirklich geschehen ist. Sieh mich an! Eine bessere Gelegenheit, ein für alle Mal reinen Tisch zu machen, wirst du nicht bekommen, denn ich werde sie dir nicht geben. Komm schon, tu ihnen den Gefallen! Bestimmt sind schon alle ganz wild drauf zu sehen, wie du deine Kinder
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