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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
Autoren: Tanja Schröder
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umbringst, um dein Leben zu retten.» Sie bebte am ganzem Körper und fühlte sich dennoch ruhiger als je zuvor.
    «Wir sind die einzigen Zeugen», sagte sie mit lauter, fester Stimme, «und ich werde dir ganz sicher nicht den Gefallen tun und einfach wieder verschwinden, damit du mich vergessen kannst.»
    In Lucas Gesicht trat ein Ausdruck verzweifelten Schmerzes und auch Hilflosigkeit. «Oh, nein», flüsterte er, «damit ist jetzt Schluss!» Er sah jeden Einzelnen von ihnen mit traurigem Blick an.
    «Ich ... ich ertrage das auch nicht mehr länger. Viel zu lange schon verleugnete ich alles wirklich Wichtige in meinem Leben und erfand sogar Ausreden.» Er sah Karen an. «Ich erwarte nicht, dass du mir verzeihst, ich erwarte nicht, dass irgendjemand mir verzeiht. Das kann ich nicht erwarten, das wäre zu viel verlangt. Aber ich kann versuchen, einiges von dem wieder gut zu machen, was ich anrichtete. Jarout!» Lucas Blick ging zu Jarout, der ihn mit misstrauisch-finsterem Gesichtsausdruck anstarrte. «Die Familie wusste von meinem wahren Alter und auch von Aimee. Sie entschieden, das geheim zu halten, weil Golans Persönlichkeit und seine Erinnerungen praktisch vollständig in mir erhalten sind. Ihre Absicht war es, auf diese Art Streitereien und Zweifel der Hirudo außerhalb der Familie zu vermeiden. Sie sagten mir auch, ich müsse alle Beweise für meine wahre Vergangenheit entweder auf unsere Seite holen oder auslöschen. Aimee war damals psychisch schon so verwirrt, dass sie keine ernst zu nehmende Gefahr mehr für uns darstellte und ich beschloss, sie in Frieden zu lassen. Dich brachte ich hierher. Karen musste ich zurücklassen, weil ... ich wurde überrascht und musste fliehen. Ich sagte ihnen bei meiner Rückkehr nicht, dass du nicht das einzige Kind warst, das Aimee und ich hatten.»
    «Karen.» Jarout verstand. Karen war ... sie war mehr als nur jemand, dessen Vater zufällig auch sein eigener war. Und er selber? Ihre Mutter, Aimee, war auch seine Mutter. Karen war seine Schwester. Ihre Eltern waren auch seine. Lucas sein Vater. Aimee seine Mutter, die er nie kennenlernte. Karen, seine Schwester, die er niemals sah. Er selber, nur durch einen Zufall hier. Und sie alle haben davon gewusst. Sie alle haben davon die ganze Zeit über gewusst.
    Karen hörte fassungslos Lucas Worte und bemerkte dabei als Erste das gefährliche Leuchten in Jarouts Augen. Er blickte sie einen Moment direkt an. Im nächsten Augenblick stürzte er mit einem markerschütternden Schrei, der an das Heulen eines verletzten Tieres erinnerte, auf Lucas zu. Einen Moment lang umarmten sie einander wie zwei im Tanze vereinte Liebende und taumelten unter dem Ansturm von Jarouts Sprung gegen den Esstisch. Lucas suchte an einem Stuhl halt. Doch der rutschte unter seinem unsicherem Griff weg. Krachend polterte er zu Boden, als Jarout die Haare seines Vaters packte und ihm den Kopf brutal nach hinten zwang.
    Sein Mund war weit aufgerissen und die spitzen Fänge sahen aus wie Giftzähne einer tödlichen Schlange. Mit der Brachialgewalt eines völlig außer Kontrolle geratenen Raubtieres rammte er sie mit voller Wucht in Lucas schutzlose Kehle. Völlig überrumpelt von der Wucht und der Kraft des Angriffs blieb ihm nicht einmal die Zeit, über Gegenwehr nachzudenken.
    Alle standen wie unter einem lähmenden Schock. Niemand war fähig, Lucas zu Hilfe zu kommen. Erst Blanches entsetzter Schrei löste den schrecklichen Bann. Seamus rannte los. Doch Karen war schneller. Ohne nachzudenken, sah sie nur, dass Jarout Lucas umbrachte. Das durfte nicht sein. Nicht jetzt! Niemals! Und wie aus einem Instinkt heraus warf sie sich auf Jarout, krallte mit beiden Händen nach seinem Gesicht, seinen Augen. Blind und ohne Rücksicht darauf, dass er nach ihr schnappte und sich die rasiermesserscharfen Spitzen seiner Fänge auch in ihre Finger und Handgelenke bohrten.
    Immer wieder rutschten ihre Finger von Jarouts blutverschmiertem Gesicht ab. Einen irrwitzigen Augenblick lang musste sie daran denken, dass sich nun auf seltsame Art das Blut von Vater und Kindern wieder vermischte. Sie spürte Hände auf ihren Schultern, die sie von ihm fortreißen wollten, und schickte einen Gedanken los, der denjenigen, der versuchte sie aufzuhalten, mit einem gnadenlosen Schlag durch das halbe Zimmer katapultierte. Schrille Schreie drangen in ihr Bewusstsein. Worte ohne Bedeutung wurden gerufen, Namen. Wieder Hände.
    Endlich drehte Jarout sich zu ihr, packte ihre Handgelenke und
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