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Dunkles Blut: Thriller (German Edition)

Dunkles Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Stuart MacBride
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das in der plötzlichen Stille Schwefeldämpfe ausstößt.
    » He, Steve«, sagt er. » Wo willst’n hin, Mann? Wir fangen doch grade erst an …«

2
    » Inspector?« Ein schlotternder Constable packte das blau-weiße Polizeiband und hob es an, um ihn durchzulassen. » Sie sind da drüben, Sir.«
    Logan McRae schloss seinen schlammbespritzten Audi mit der Fernbedienung ab, schlüpfte unter dem Absperrband hindurch und stapfte über den rutschigen hellen Sand auf das kleine Grüppchen zu, das sich vor dem Zelt der Spurensicherung versammelt hatte. Es stand zwischen zwei gewaltigen Sanddünen, gebeutelt vom eisigen Wind, der von der Nordsee her wehte und an den weißen Plastikplanen zerrte. Der Himmel war wolkenlos, doch die tief stehende Sonne hatte sich noch nicht über den mit zerrupftem Pampasgras bewachsenen Dünenkamm erhoben, und der ganze Tatort war in tiefblaue Schatten gehüllt.
    Der Strand von Balmedie reichte auch zu den besten Zeiten nicht ganz an die Costa del Sol heran, aber um halb elf an einem kalten Januarmorgen hätte sich hier sogar ein Eisbär den Arsch abgefroren. Aberdeen – zwei Grad nördlich von Moskau.
    Hätte die Stadt einen Zoo gehabt, man hätte den Pinguinen im Winter Pudelmützen aufsetzen müssen.
    » Inspector! Inspector McRae!« Ein Mitarbeiter der Spurensicherung in der obligatorischen Kluft aus weißem Overall und blauen Plastiküberschuhen winkte ihn herbei. » Genau wie all die anderen, Sir. Sie hatten recht.«
    Na toll – und das, wo er ausnahmsweise mal froh gewesen wäre, wenn er sich geirrt hätte.
    Logan trug sich in die Liste der Tatortaufsicht ein und nahm dann den Kampf mit seinem Spusi-Overall auf. Das Ding leistete bis zum Schluss Widerstand, unterstützt vom Wind, der an Beinen und Ärmeln zerrte, um ihm bei der Flucht zu helfen. » Rechtsmedizin?«
    » Schon drin, Sir. Fotos und Proben sind gemacht, also sagen Sie uns einfach Bescheid, wenn Sie wollen, dass wir sie …« Er deutete auf das Zelt, von dem Logan bereits wusste, was ihn darin erwartete. » Dass wir das abtransportieren.«
    Die ganze Konstruktion knarrte und wackelte, und der Wind blies heulend durch die Fugen, als Logan eintrat. Sie hatten ein paar Bogenlampen aufgebaut, deren grellweißer Schein vom Sand zurückgeworfen wurde und Logans Atem zu einer schillernden Wolke werden ließ, als er sich zu der Rechtsmedizinerin kniete.
    Sie sah zu ihm auf, und ihre Augen funkelten über der Maske, die Nase und Mund bedeckte. Dann senkte sie den Blick wieder auf den Kopf, der auf der Seite im hellen Sand lag.
    Der Kopf gehörte einer Frau – Anfang zwanzig, die Augen glasig und eingesunken; rötliches Haar, das im Licht der Bogenlampen fast blond wirkte. Sommersprossen stachen dunkel von der porzellanfarbenen Haut ab; der Mund war offen. Hinter ihren Zähnen hatte sich ein wenig Sand angesammelt, und in der dunklen Höhle dahinter glitzerte etwas golden. Genau wie bei den anderen sechs.
    » Woher hast du es gewusst?« Die Rechtsmedizinerin grub den abgetrennten Kopf aus dem Sand aus. » Sie war genau da, wo du es vorhergesagt hattest.«
    Logan sah zu, wie sie Lucys Kopf in einen Beweismittelbeutel aus transparentem Plastik betteten, den sie versiegelten und beschrifteten. Ein weiteres Exemplar für die Sammlung im Leichenschauhaus.
    » Todeszeitpunkt?«
    Dr. Isobel McAllister streifte sich die blauen Nitrilhandschuhe von den Händen, nahm die Maske ab und schob sich die Kapuze ihres Tatort-Overalls in den Nacken. Das lange dunkle Haar wallte ihr über die Schultern. » Du weißt, dass ich dir das nicht sagen kann.«
    Logan machte den Mund auf, um etwas zu sagen, und schloss ihn gleich wieder, als Isobel ihm eine Hand auf die Brust legte. In dem kalten Zelt fühlte sie sich glühend heiß an.
    Sie sah ihm tief in die Augen. » Du hast mir gefehlt –«
    » Isobel, ich –«
    » O nein, kommt gar nicht in Frage!« Eine Kriminaltechnikerin kam herbeigestapft – es war Samantha, deren Haare im gleißenden Lampenschein grellrot leuchteten. Sie zog den Reißverschluss ihres Overalls herunter und ließ ihr blasses, von Tattoos umgebenes Dekolletee sehen. » Er gehört mir. Nicht wahr, Logan?«
    Isobel biss sich auf die Unterlippe. Sie sah weg. » Oh. Tut mir leid, das habe ich nicht gewusst.«
    » Aber vielleicht …« Samantha trat näher und strich mit den Fingerspitzen über Isobels Wange. » Vielleicht teil ich ihn ja mit dir.«
    Ein jäher Schmerz zuckte durch Logans Rippen. » Au, was war denn –«
    »
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