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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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damit Moon oder Darl Vanzandt?«
    »Ich hab Darl heute morgen im Drive-in gesehen. Er hat ein paar Muntermacher in Rotwein aufgelöst. Er hat gesagt, ich wär feige. Er hat gesagt, daß er mir jedesmal, wenn er mich sieht, eine knallt.«
    »Der wird noch gewaltig auf die Schnauze fallen. Man kann ihn nur bemitleiden.«
    »Sie haben Marvin Pomroy erzählt, daß Sie ein paar Drogendealer umgelegt haben.«
    »Ich bin eben ein schlechtes Beispiel.«
    »Nein, sind Sie nicht. Sie sind ein guter Mann. Deshalb bin ich auch hergekommen, weil ich Ihnen das sagen wollte. Ich bin stolz, daß wir ... Na ja, ich bin stolz, das is alles. Bis bald, Billy Bob.«
    Er ging die Treppe hinunter und hinaus zu seinem Pickup. Durch das Fliegengitter sah ich die Schatten, die auf den Hängen lagen, und die wilden Blumen, die im Wind wogten, als tanzten bunte Papierschnipsel durch eine Welt, die fast grau geworden war.

35
    An diesem Nachmittag fuhr ich zu der Schweißerei, in der Moon arbeitete. Die Tür war mit einem Vorhängeschloß gesichert, und der Inhaber des benachbarten Motels, in dem Moon ein Zimmer hatte, sagte, er habe ihn seit zwei Tagen nicht mehr gesehen.
    Ich fuhr nach Hause, arbeitete im Garten und dachte über einen Ausweg aus der Zwickmühle nach, in der ich mich befand. Urgroßpapa Sam hatte sich mit sechsundfünfzig Jahren gegen die Dalton-Doolin-Gang behauptet, doch er hatte sich an das Gelübde gehalten, das er bei seiner Weihe zum Prediger abgelegt hatte, und keinen Menschen getötet. Ich hingegen hatte einen Psychopathen aufgestachelt und damit die Vanzandts vermutlich ebenso in Gefahr gebracht wie Felix Ringo. Rational betrachtet bedauerte ich mein Verhalten, aber insgeheim dürstete es mich immer noch nach Rache, und ich spürte jeden Pulsschlag, als ich mit voller Wucht ausholte und die Hacke in die Wurzeln einer Weide schlug, die in meinen Brunnenschacht gewuchert waren.
    Ich setzte mich am Flußufer ins Gras und betrachtete die Strudel, die sich um die Krone eines überfluteten Seidenholzbaumes bildeten. Direkt unter mir, in den trüben Wassermassen, lag das versunkene Automobil, in dem zwei Mitglieder der Karpis-Barker-Gang gestorben waren. Garland T. Moon hatte hier geangelt, er war im Anzug ins Wasser gewatet und hatte einen mit blutigen Innereien bestückten Haken in die Fluten ausgeworfen, die durch die offenen Fenster des Wagens strömten.
    Warum gerade an dieser Stelle? fragte ich mich. Wußte er, daß hier ein untergegangenes Auto lag, in dem fette Flußwelse hausten, daß unter dem Steilufer immer die Brassen standen und sich an den Insekten gütlich taten, die von den Bäumen flußaufwärts ins Wasser fielen?
    Mein Vater hatte ihn möglicherweise zum Angeln mit hierhergenommen, war mit ihm vielleicht die gleichen Uferstreifen entlanggegangen wie später mit mir, in der einen Hand einen Beutel voller Butterbrote.
    Moon hatte mir fünf Hektar Land abluchsen wollen. Wie hatte er sich ausgedrückt? Ich will das Land, das mir zusteht. Wenigstens einen Teil davon. Geht es darum? fragte ich mich. Vielleicht hatte ich mich geirrt, und er war nicht einfach der Rache wegen nach Deaf Smith zurückgekehrt. Irgendwie hatte er sich eingeredet, daß er ein Anrecht auf einen Teil vom Anwesen meines Vaters habe. Außerdem hatte er sich an Jack Vanzandt gewandt, womöglich, weil er ihn als Ersatz für meinen Vater betrachtete, hatte ihn mitten im Golfspiel angesprochen, so als werde sich ihm die Tür zu Wohlstand und Anerkennung in Deaf Smith öffnen, wenn er nur den richtigen Hebel ansetzte.
    Jetzt war er verschwunden. Aber wohin könnte sich ein todkranker Mann, der mit einem Hackenstiel verprügelt worden war und von einem Sadisten gejagt wurde, in einem Bezirk wenden, in dem sein Leidensweg begonnen hatte und wo man ihm sein vermeintliches Erbteil verwehrte?
    Was kannte er hier? Vielleicht nur das Motelzimmer mit Wasserbett und Kabelanschluß für Pornofilme, in dem er wohnte, das alte Bezirksgefängnis, wo er von zwei Wachmännern geschändet worden war, die Schweißerei in dem Blechschuppen, in dem man sich vorkam wie in des Satans Esse, den breiten grünen Flußstreifen unter dem Steilufer hinter meinem Anwesen.
    Und die Hart-Ranch, wo er Lichter in den Wolken gesehen hatte, die ihn an UFOs erinnert hatten.
    Ich ging zum Haus zurück, schlang den Gürtel um das Holster mit L. Q.s 45er Revolver und legte es neben mir auf den Beifahrersitz des Avalon.
    Aber ich kam nicht weit. Bunny Vogel bog mit seinem 55er Chevy
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