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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Seerosenblättern stehen und bewegte den mit einem Wurm bestückten Haken im Wasser auf und ab, während mir tausenderlei Gedanken durch den Kopf gingen.
    »So was hätte die Frau nicht zu dir sagen dürfen«, meinte Pete.
    »Wenn man Polizist ist oder Rechtsanwalt, muß man den Menschen manchmal ihren eigenen Mist unter die Nase reiben. Für gewöhnlich haben sie es verdient, aber angenehm ist das nie.«
    »Ich würde gar nicht auf die Frau achten. Du bist der beste Freund, den ich je gehabt habe, Billy Bob.«
    »Weißt du noch, wie dieser Mann bei eurem Haus gewesen ist und deine Mutter durchs Fenster beobachtet hat?«
    Sein Gesicht erstarrte, als ob ihm ein böser Traum einfiel, an den er am hellichten Tag nicht erinnert werden wollte.
    »Ich habe ihn verprügelt und ihn dann auf jemand andern angesetzt. Möglicherweise auf die Frau, die gerade weggefahren ist«, sagte ich.
    Pete schaute mich an, wandte dann den Blick ab. Kreidebleich und mit offenem Mund stand er da.
    »Das hast du gemacht?« fragte er.
    Die Conquistador Apartments, eine weiß verputzte Betonburg mit blauen Kacheln, lagen am Highway, der nach San Antonio führte. Die von einer Mauer umgebene Anlage rund um den Swimmingpool war mit Kies bestreut und mit Agaven, Kakteen, Dornbüschen und Mimosenbäumen bepflanzt, so daß sie wie eine heiße Wüstenlandschaft wirkte, die ganz und gar nicht zu der Umgebung paßte. Das Apartmenthaus war während des Ölbooms in den siebziger Jahren gebaut worden, und die Menschen, die hier wohnten, hätten von sonst woher stammen können. Sie trugen Stiefel aus Eidechsenleder, Vinylwesten, Türkisschmuck, von Hand gefertigte Gürtel und Cowboyhüte mit einer Feder im Band, so als ob sie kurz hinter Phoenix an einem Souvenirladen haltgemacht und sich eine neue Identität zugelegt hätten. Sie hätten sowohl Drogenhändler sein können als auch Inhaber einer Schnellimbißkette. Der Swimmingpool schillerte stets unter einer Schicht Sonnenöl und Haargel.
    Ich nahm mir den Lageplan des Gebäudes vor und suchte nach Felix Ringos Apartment. Es lag an einem mit Feldsteinen gepflasterten Arkadengang. Niemand machte auf, sosehr ich auch klingelte, und von drinnen war kein Ton zu hören. Ich schob einen Schraubenzieher zwischen Türholm und Schloß, drückte den Riegel zurück, bis er wieder einrastete, warf mich dann mit der Schulter gegen die Tür und stieß sie auf.
    Das Apartment war mit schweren Eichenmöbeln eingerichtet, alle von Hand gedrechselt, ob Sessel, Tische oder Wandschränke. An den Fenstern hingen blaue Samtvorhänge, durch die schmale Lichtstreifen einfielen, der Thermostat war auf fünfzehn Grad Celsius eingestellt. Auch als ich das Licht einschaltete, wirkte das Zimmer noch düster. Über dem Wasserbett hing ein Acrylgemälde mit einem Picador, der seine Lanze in den Muskelpack unmittelbar hinter dem Nacken eines Stieres stieß. In der Nachttischschublade befanden sich eine 25er Automatik, vier Packungen Kondome, eine Samtkordel, eine Dose Vaseline und ein gefederter, mit schwarzem Leder bezogener Totschläger.
    Ich sagte mir, daß ich nur aus lauteren Motiven in diese Wohnung eingebrochen war, vielleicht sogar, weil ich wollte, daß Felix Ringo verhaftet wurde, damit er Garland T. Moon nicht zum Opfer fiel. Doch das war nicht der eigentliche Grund. Ich hatte nach wie vor das in der Dunkelheit aufflammende Mündungsfeuer drunten in Coahuila vor Augen, hörte die keuchenden Atemzüge von L. Q. Navarros angeschossenem Pferd, sah, wie er im Steigbügel hing und über das Geröll und die Kakteen geschleift wurde.
    Männer wie Felix Ringo erledigten die finsteren Aufträge, zu denen sich keine Regierung bekennen mochte. Sie besuchten spezielle Ausbildungsstätten, besaßen Rang und Würde, genossen sogar ein gewisses Ansehen, vor allem aber zeichneten sie sich durch eine grenzenlose Grausamkeit aus. Und ungeachtet aller Erklärungen, die sie für ihr Verhalten vorbrachten, stillte jeder von ihnen tagtäglich seine perversen Gelüste, so wie ein Gärtner, der ein Treibhaus voller giftiger Pflanzen hegt.
    Attentäter führten immer ein Tagebuch; Sadisten sammelten Trophäen, und sie hatten sie stets in ihrer Nähe.
    Ich entdeckte das Kästchen in einer Schreibtischschublade. Es war aus Sandelholz, mit goldenen Scharnieren und Haspen versehen und mit einer weichen Elastikschnur umschlungen. Obenauf befand sich ein hölzerner Einsatz mit zwei Fächern. Er enthielt allerlei Orden, einen Satz Unteroffizierswinkel,
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