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Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Dunkler Strom (Billy Bob Holland) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Flicken an den Knien.
    »Das Wasser steht nach dem vielen Regen ziemlich hoch«, sagte ich.
    »Was kümmert das den Fisch, solange man ihm einen Wurm vors Maul hält.«
    »Du bist ein ganz Pfiffiger.«
    »Ich weiß immer genau, wenn du so was sagst, Billy Bob. Es nutzt dir aber nichts.« Er grinste mich an, dann schaute er voller Zuversicht in die Welt hinaus.
    Wir holten unsere Angelruten aus der Scheune und gingen an der Windmühle vorbei zum Weiher hinunter. Die Sonne stand mattgelb am Horizont, und über dem Wasser hingen noch Nebelschwaden. Zwischen den überfluteten Weiden am anderen Ufer sprang eine Brasse, und eine Wassermokassinschlange schwamm mitten durch den Weiher. Pete fing mit seinem Hut einen Grashüpfer und zog ihn auf den Haken, dann warf er die Schnur samt Schwimmer über die Seerosenblätter hinweg aus.
    »Eine Frau klopft bei dir an der Hintertür, Billy Bob«, sagte er.
    Ich drehte mich um und schaute zum Haus. Sie trug einen weißen Rock, eine weiße Bluse und einen breitkrempigen, mit Blumen besetzten Hut, und selbst von fern konnte ich ihre Anspannung regelrecht spüren, die Wut, mit der sie unaufhörlich mit geballter Faust gegen die Fliegengittertür schlug.
    »Ist das die Frau von der Regierung, die früher manchmal hergekommen ist?« fragte Pete.
    »Nein, ich fürchte, das ist eine wandelnde Neurose namens Emma Vanzandt.«
    Er murmelte die Worte wandelnde Neurose lautlos vor sich hin.
    Dann sah mich Emma, und sie setzte sich in ihren Wagen und fuhr um die Scheune herum zum Weiher. Sie stieg aus und blieb am Fuß des Dammes stehen, hatte die Beine eng zusammengepreßt und wirkte seltsam gefaßt, wie jemand, der über eine unbändige Energie verfügt, die er bei Bedarf jederzeit abrufen kann.
    »Ich wollte Ihnen etwas sagen, und zwar bei Ihnen zu Hause, damit Ihnen klar ist, daß meine Worte keiner spontanen Eingebung entspringen«, sagte sie.
    »Ich habe nie an Ihrer Zielstrebigkeit gezweifelt, Emma.«
    »Sie haben meine Ehe ruiniert und unsere Familie kaputtgemacht. Ich kann es Ihnen nicht verübeln, daß Sie Ihren Sohn freibekommen wollten, aber im Grunde Ihres Herzens sind Sie ein Voyeur mit dem Instinkt einer Kanalratte. Wenn ich daran denke, daß Sie bei uns zu Hause waren, packt mich ein solcher Ekel, daß ich es kaum ausdrücken kann.«
    »Und was ist mit den anderen Menschen, die Ihretwegen büßen mußten? Mit Lucas, Roseanne Hazlitt und Bunny Vogel? Ist deren Leben etwa nichts wert?«
    »Bunny Vogel ist ein Bauer und Möchtegerngigolo. Mit Ihrem Sohn hatte ich nie etwas zu tun. Und Roseanne Hazlitt habe ich einen Job in unserem Kirchenladen besorgt. Reicht Ihnen die Antwort?«
    »Jack hat Geschäfte mit Sammy Mace gemacht. Ihr seid mit Felix Ringo befreundet. Warum erkundigen Sie sich nicht mal, was der Typ alles auf dem Kerbholz hat? Ich habe ihn erzählen hören, wie er jemanden an ein Feldtelefon angeschlossen hat.«
    »Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen, Sir. Sie sind ein ungezogener, hinterhältiger und bösartiger Mann. Sie wohnen im West End, wo Sie so tun können, als wären Sie wer weiß was. Mir tun nur die Leute leid, die Ihnen auf den Leim gehen.«
    Sie warf Pete einen mitleidigen und zugleich verächtlichen Blick zu.
    Dann stieg sie in ihren Wagen, stellte aber fest, daß sie den Zündschlüssel abgezogen und irgendwo hingelegt hatte. Sie griff in die Ritzen des Beifahrersitzes, suchte den Boden im Fond ab, tastete über das Armaturenbrett und kramte zwischen den Münzen und dem Müll in der Ablage herum. Ihre Finger zitterten, Falten zogen sich durch die dicke Schicht Make-up auf ihrer Stirn wie Risse in feuchtem Ton, und Speicheltropfen hingen an ihren Lippen.
    Ich hob die Schlüssel vom Boden auf und reichte sie ihr durch das Fenster.
    »Garland Moon ist von der Kette. Falls ihr ihn mittels Felix Ringo gegen Bunny oder mich aufgehetzt habt, solltet ihr euch lieber einen privaten Wachschutz zulegen«, sagte ich.
    Sie war über das Lenkrad gebeugt, drehte den Zündschlüssel um und schaute mich voll ohnmächtiger Wut an.
    »Ich lasse Ihnen die Haut in Streifen vom Leibe ziehen«, sagte sie.
    Sie legte den Rückwärtsgang ein, stieß mich mit der offenen Tür zur Seite und riß mit der hinteren Stoßstange ein großes Rasenstück aus dem Damm. Dann richtete sie die Vorderräder geradeaus, trat das Gaspedal durch und schleuderte eine Wolke aus Lehm und zerfetztem Gras auf.
    Ich ging mit meiner Angelrute den Damm entlang, blieb über einem Teppich aus
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