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Dunkler Rausch der Sinne

Dunkler Rausch der Sinne

Titel: Dunkler Rausch der Sinne
Autoren: Christine Feehan
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stockte der Atem, und ihr Herz
klopfte laut. Er trug einen dunklen Mantel und einen Hut und schwenkte einen
Stock in der Hand. Er schien der Oberschicht zu entstammen und in diesem
Elendsviertel der Stadt Zerstreuung zu suchen. Die Frau warf sich in eine
verführerische Pose und wartete. Der Mann ging direkt an ihr vorbei. Sie
wusste, dass Thomas sie verprügeln würde, wenn sie den Fremden nicht ansprach
und anzulocken versuchte, aber sie brachte es einfach nicht fertig.
    Plötzlich blieb der Mann stehen und drehte sich um. Er umkreiste sie
langsam und musterte sie von oben bis unten, als wäre sie ein Stück Fleisch.
Sie versuchte ihn anzulächeln, aber irgendetwas an ihm jagte ihr Angst ein. Er
zog ein Bündel Geldscheine aus der Tasche und hielt es ihr vor die Nase. Sein
Lächeln wirkte bösartig, als wüsste er, dass sie Angst hatte. Er zeigte mit
seinem Stock auf die Hintergasse.
    Sie ging mit ihm. Es widerstrebte ihr, aber sie hatte ebenso viel Angst
davor, ohne Geld zu Thomas zurückzukommen, wie davor, mit dem Fremden zu gehen.
    Er
war brutal und zwang sie dort in der Gasse zu allen möglichen Dingen. Er fügte
ihr absichtlich Schmerzen zu, und sie ließ es über sich ergehen, weil sie
wusste, dass ihr nichts anderes übrig blieb. Kaum war er fertig, schubste er
sie auf den Boden und trat mit der Spitze seines eleganten Schuhs nach ihr. Als
sie aufblickte und die glatte Klinge in seiner Hand sali, wusste sie, dass er
der Mörder war. Zum Schreien blieb keine Zeit. Sie würde sterben.
    Da erschien unvermittelt ein anderer Mann hinter ihrem Mörder. Er
schien ihr das schönste männliche Wesen, das sie je gesehen hatte, groß und
breitschultrig, mit langem, dunklem Haar und eiskalten schwarzen Augen. Er
tauchte wie aus dem Nichts auf, so nah bei ihrem Angreifer, dass sie sich nicht
vorstellen konnte, wie er das geschafft hatte, ohne von ihr oder dem Mörder
gesehen worden zu sein. Der Mann streckte einfach seine Hände aus, packte den
Mörder am Kragen und drückte zu.
    Lauf! Lauf weg! Sie hörte die Worte klar und deutlich in ihrem Kopf
und zögerte nicht einmal lange genug, um ihrem Retter zu danken. Sie rannte
davon, so schnell sie konnte.
    Lucian wartete, bis er sicher war, dass sie seinem Befehl gehorcht
hatte, bevor er sich über den Hals des Mörders beugte. Es war unumgänglich,
dass er das Blut seines Opfers trank und eindeutige Beweise für Gabriel
zurückließ.
    »Hier also finde ich dich, genau, wie ich es erwartet hatte, Lucian. Du
kannst dich nicht vor mir verstecken«, hörte er Gabriels leise Stimme in
seinem Rücken.
    Lucian ließ den Leichnam zu Boden fallen. Im Lauf der vielen, endlos
langen Jahre war das Ganze zu einer Art Katz-und- Maus-Spiel geworden, das
niemand außer ihnen beherrschte. Sie kannten einander so gut, hatten ihre
Kämpfe so oft einträchtig ausgefochten, dass sie ahnten, was der andere
dachte, noch bevor es diesem selbst bewusst war. In den vergangenen Jahren
hatten sie einander viele nahezu tödliche Wunden zugefügt, nur um voneinander
abzulassen und in der Erde Heilung zu finden.
    Lucian drehte sich mit einem langsamen, unfrohen Lächeln, das die
harten Linien seines Mundes milderte, zu seinem Zwillingsbruder um. »Du siehst
müde aus.«
    »Diesmal warst du zu gierig, Lucian. Du hast deine Beute getötet, bevor
du dich an ihr sättigen konntest.«
    »Vielleicht war es ein Fehler«, gab Lucian leise zu, »aber mach dir um
mich keine Sorgen. Ich bin mehr als imstande, mich mit frischem Blut zu
versorgen. Niemand kann mich besiegen, nicht einmal mein Bruder, der mir einmal
geschworen hat, mir diesen kleinen Gefallen zu tun.«
    Gabriel
schlug schnell und gnadenlos zu, genau wie Lucian es erwartet hatte. Und wieder
fochten sie einen tödlichen Kampf aus, einen Kampf, den sie in vielen
Jahrhunderten eingeübt hatten.
    Lucian
    Paris, Gegenwart
    Gabriel beugte sich
angriffslustig vor. Hinter ihm beobachtete seine Gefährtin aus bekümmerten
Augen den hochgewachsenen, eleganten Mann, der langsam näher kam. Er sah aus
wie das, was er war, ein dunkles, gefährliches Raubtier. Seine schwarzen Augen
funkelten bedrohlich. Augen des Todes. Er bewegte sich mit animalischer Anmut,
fließend und geschmeidig.
    »Bleib zurück, Lucian«, warnte Gabriel ihn leise. »Du wirst meine
Gefährtin nicht in Gefahr bringen.«
    »Dann musst du tun, was du mir vor vielen Jahrhunderten geschworen
hast. Du musst mich vernichten.« Die Stimme war samtweich und zart wie ein
Lufthauch, sanft und doch
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