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Dunkler Rausch der Sinne

Dunkler Rausch der Sinne

Titel: Dunkler Rausch der Sinne
Autoren: Christine Feehan
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war. Weit in der Ferne
stieß ein Wolf einen hohen, klagenden Ton aus. Ein zweiter Wolf antwortete,
dann noch einer. Diese beiden schienen viel näher zu sein. Julian und Dimitri
nahmen eine andere Gestalt an. Sie wollten es sich nicht entgehen lassen, die
legendären Persönlichkeiten zu sehen. Lucian und Gabriel waren die größten
Vampirjäger in der Geschichte ihres Volkes. Es war weithin bekannt, dass
niemand sie besiegen konnte. Die Nachricht, dass sie in der Nacht allein eine
ganze feindliche Armee vernichtet hatten, war ihrer Ankunft vorausgeeilt.
Niemand wusste genau, wie viele Gegner sie im Lauf der vergangenen
Jahrhunderte geschlagen hatten, aber die Zahl musste ungeheuer hoch sein.
    Julian, der die Gestalt eines kleinen Murmeltiers angenommen hatte,
huschte näher an das Haus heran. Während er sich dem kleinen Vorbau näherte,
hielt er nach Eulen Ausschau. Obwohl er noch jung war, besaß Julian schon das
unglaubliche Hörvermögen des alten Karpatenvolkes. Dieses scharfe Sinnesorgan
setzte er jetzt ein, um jedes Wort zu verstehen, das gewechselt wurde. Dort im
Haus befanden sich die vier bedeutendsten lebenden Karpatianer, und dieses
Zusammentreffen wollte er auf keinen Fall verpassen. Er nahm kaum wahr, dass
Dimitri sich zu ihm gesellte.
    »Du hast keine Wahl, Mikhail«, sagte eine leise Stimme. Die Stimme war
unglaublich schön, samtweich, herrisch und doch sanft. »Du musst die Last der
Verantwortung tragen. Deine Herkunft verpflichtet dich dazu. Dein Vater hatte
eine Vorahnung seines Todes, und seine Befehle waren eindeutig. Du musst die
Herrschaft übernehmen. Gregori wird dir in dieser Zeit großer Not beistehen,
und wir werden tun, worum dein Vater uns gebeten hat. Aber für die Rolle des
Herrschers sind nicht wir bestimmt, sondern du.«
    »Du bist einer vom alten Stamm, Lucian. Einer von euch sollte über
unser Volk herrschen. Wir sind so wenige; unsere Frauen sind für uns verloren,
unsere Kinder dahin. Was sollen unsere Männer ohne Frauen tun?« Julian erkannte
Mikhails Stimme. »Sie haben keine andere Wahl, als die Morgendämmerung zu
suchen oder zu Untoten zu werden. Gott weiß, dass schon jetzt etliche von ihnen
genau das tun. Ich verfüge noch nicht über die Weisheit, unser Volk in so
schlimmen Zeiten wie diesen zu führen.«
    »In dir fließt das Blut unserer Vorfahren, und du hast die Macht. Mehr
noch, unser Volk glaubt an dich. Uns fürchten die Leute, unsere Macht und unser
Wissen und alles, was wir verkörpern.« Lucians Stimme war von bezwingender
Schönheit. Julian liebte ihren Klang, hätte ihr bis in alle Ewigkeit lauschen
mögen. Kein Wunder, dass die Erwachsenen Angst vor Lucians Macht hatten. Selbst
Julian, so jung er war, erkannte, dass diese Stimme eine Waffe war. Und Lucian
redete im Augenblick ganz normal. Wie mochte es sein, wenn er den Menschen in
seiner Umgebung Befehle erteilen wollte? Wer würde die Kraft haben, einer
solchen Stimme zu widerstehen?
    »Wir bieten dir ein Bündnis
an, Mikhail, so wie wir Verbündete deines Vaters gewesen sind, und wir werden
tun, was in unserer Macht steht, um dir alles Wissen weiterzugeben, das dir bei
deiner schweren Aufgabe von Nutzen sein kann. Gregori, wir wissen, dass auch
aus dir ein großer Jäger geworden ist. Ist dein Band zu Mikhail stark genug, um
dir durch die dunklen Tage zu helfen, die bevorstehen?« So sanft Lucians Stimme
auch klang, sie forderte eine aufrichtige Antwort.
    Julian hielt den Atem an. Gregori war vom selben Geblüt wie Gabriel und
Lucian. Die Dunklen. Alle Karpatianer mit dieser Abstammung waren von jeher die Beschützer ihrer Art
gewesen, diejenigen, die die Untoten zur Verantwortung zogen. Gregori war
schon jetzt sehr mächtig. Es schien kaum möglich, dass er sich zu einer Antwort
zwingen ließ, und doch tat er es.
    »Solange Mikhail lebt und solange es mich gibt, werde ich für seine
Sicherheit und die der Seinen sorgen.«
    »Du wirst unserem Volk dienen, Mikhail, und unser Bruder wird dir
dienen, so wie wir deinem Vater gedient haben. So ist es bestimmt. Gabriel und
ich werden gegen die Bedrohung kämpfen, die die Untoten für die Menschen und
für unsere eigene Rasse darstellen.«
    »Es
sind so viele«, erwiderte Mikhail.
    »Du hast Recht. Überall herrschen Krieg und Tod, und unsere Frauen sind
so gut wie ausgerottet worden. Die Männer brauchen Hoffnung für die Zukunft,
Mikhail. Diese Hoffnung musst du ihnen geben, sonst haben sie keinen Grund,
weiter in der endlosen Dunkelheit auszuharren. Wir
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