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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel
Autoren: M Rucket
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bebte.
    Unschlüssigkeit!
    Verständnislosigkeit!
    Sein Blick tanzte zwischen der Waffe und mir hin und her. Dann stierte er mich wie von Sinnen an. Sein Brustkorb hob und senkte sich in hektischem Rhythmus. Er hob den Arm und ließ sie mit dem Kolben voraus und von einem Urschrei begleitet, auf mich niedergehen.
    Doch diese Sekunde hatte schon gereicht, um meine letzten Kraftreserven zu aktivieren! Ich drehte mich so schnell ich konnte zur Seite, so dass er mich verfehlte und sogar fast das Gleichgewicht verlor.
    Ich spürte plötzlich wieder Energie in meinen Beinen, spannte sie an und stieß sie dann mit aller Kraft in Gumblers Magen. Doch ich traf bei seinem massigen Körper auf einen unerwartet harten Widerstand. Er japste, keuchte und krümmte sich vor Schmerzen, ging aber nicht zu Boden.
    Eine Sekunde verging.
    Noch einmal spannte ich die Beine an und stieß sie ihm in die Magengrube. Dieses Mal hatte sein erschöpfter und kraftloser Körper nicht mehr die Möglichkeit sich zu halten. Er taumelte zurück, verlor das Gleichgewicht und kippte nach hinten, wo er hart auf dem Boden aufschlug.
    Während ich nach Atem rang, hörte ich ihn unter Schmerzen stöhnen und fluchen. Das Knirschen von Steinen verriet mir, dass er versuchte sich zu drehen, um langsam wieder auf die Beine zu kommen.
    Auch ich versuchte mich aufzustemmen, aber mit der verletzten Schulter gelang es mir einfach nicht. Fluchend und unter stechenden Schmerzen musste ichmich immer wieder fallen lassen. Schließlich versuchte ich es auf der anderen Seite, und diesmal, mit zusammengebissenen Zähnen und allerlei Verwünschungen, auch mit Erfolg.
    Doch als mein Blick auf die Stufen fiel sah ich, dass Gumbler schon auf allen Vieren die Treppe hoch kroch und sogar schon den Fußboden des Ganges darüber erreicht hatte. Langsam zog er sich hoch, kam wackelig auf die Beine und verschwand aus meinem Blickfeld.
    Mein Körper brannte und ich spürte, dass er mir jetzt endgültig jeden Dienst verweigern wollte.
    Aber ich wollte aufstehen!
    Ich musste aufstehen!
    Da sah ich sie wieder vor meinen brennenden Augen: die Fotografien der Opfer. Aber sie alle sahen jetzt nicht mehr strafend, sondern vielmehr ermutigend auf mich herab! Und wieder sah ich etwas in ihnen funkeln: ein Hauch von Hoffnung!
    Augenblicklich schoss Adrenalin durch meinen Körper!
    Ich war es ihnen einfach schuldig! Was waren da schon ein paar lächerliche Schmerzen und diese ständigen Ohnmachtsanfälle?
    Ich stützte mich auf die Knie und stemmte mich langsam auf. Sofort wankte ich vorwärts, um ebenfalls die Stufen zu erklimmen, die sich vor meinen Augen bewegten wie bei starkem Seegang auf einem Schiff. Als ich sie mühsam empor geklettert war, sah ich gerade noch Gumblers Beine auf der nächsten Treppe am Ende des Ganges verschwinden.
    Der helle, beleuchtete Gang und die Sicherheitstür zeigten mir, wo ich war. Hier hatte die Jagd begonnen.
    Und dort war auch der Ausgang!
    Ich humpelte Gumbler hinterher, stolperte immer wieder, fand wieder das Gleichgewicht und hastete weiter. Ich erreichte die Treppe. Über mir vernahm ich das bekannte Quietschen: die Tür zum Parkplatz war geöffnet worden. Trübes, milchiges Licht des noch mit der Nacht kämpfenden Tages erhellte den Vorraum bis zu mir hinunter.
    Und die Tür schloss sich bereits wieder langsam.
    Nein, Karl Gumbler! Du entkommst mir nicht!
    Ohne weiter auf meinen Körper zu achten, hechtete ich die Stufen hoch. Doch ich hatte noch nicht die letzte erreicht, als ich von draußen Geschrei und Gebrüll hörte.
    Dann fiel ein Schuss!
    Und gleich darauf ein zweiter!
    Verzweifelt sprang ich die Stufen hoch, die stechenden Schmerzen in all meinen Muskeln ignorierend. Ich stieß die Tür auf und frische Luft umfing mich, durchströmte meine Lungen. Ich hechelte wie ein Hund, bevor ich langsam meinen Blick über die Szene vor mir wandern ließ.
    Ein paar Meter von mir entfernt lag eine Gestalt mit dem Rücken zu mir und dem Gesicht nach unten auf dem Asphalt. Eine Blutlache breitete sich langsam auf der linken Seite des Körpers aus. Ich erkannte die Kleidung, den Körperbau,die Silhouette - es war Gumbler! Sein rechter Arm lag weit von ihm gestreckt, und noch immer umklammerten seine Finger die Waffe, mit der er noch vor wenigen Minuten auf mich gezielt hatte.
    Nein, nicht nur gezielt, ging es mir in diesem Moment durch den Kopf. Karl Gumbler hatte auch tatsächlich abgedrückt! Und nur Gott weiß, warum ich das unverschämte Glück hatte,
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