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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel
Autoren: M Rucket
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ersten Sanitäter auf uns zugerannt kamen.” Er hat ihn erledigt. Die Sache ist zu Ende!”
    “Eigentlich schade! Ich hatte mich so auf ein Zusammentreffen mit ihm gefreut Aber du scheinst ja deinen Spaß mit ihm gehabt zu haben.” meinte er zerknirscht.
    Die Rettungshelfer prüften sofort unsere Verletzungen, säuberten sie und legten gleich provisorische Verbände an. Nur mit Mühe konnte ich ihnen klar machen, dass ihre Hilfe noch von jemand anderem benötigt wurde. Doch als ich in die Richtung der Metalltür zeigte, sah ich, wie diese sich langsam öffnete und Chapler herausgehumpelt kam. Auch er sah etwas mitgenommen und ramponiert aus.
    Sofort liefen Sanitäter auf Chapler zu, der gleich ihre Fragen beantwortete und immer wieder auf verschiedene Stellen an seinem Körper zeigte.
    Auch er hatte es überstanden.
    Ich war stolz auf ihn und erleichtert, dass wir alle mit mehr oder weniger heiler Haut davon gekommen waren. Dann streifte mein Blick auch den Toten am Boden. Zwei erfahrene Sanitäter hatten sich über ihn gebeugt und versuchten offenbar, ihn wieder zu beleben. Eilig kamen noch ein paar Streifenpolizisten herbeigelaufen, die ein breites, unschuldig weißes Tuch aufspannten und damit die Sicht auf die Sanitäter und Karl Gumbler versperrten. Als ein leiser Groll in mir aufsteigen wollte, wurde mir plötzlich wieder bewusst, dass das ganz einfach ihr Job war, und sie dazu verpflichtet waren, um jedes Leben zu kämpfen - ganz gleich ob es sich dabei um ein Kind einen Polizisten oder einen Mörder handelte.
    Mir hingegen war es völlig gleich, was mit Karl Gumbler geschah!
    Während Ramirez, Chapler und ich auf Tragen gebetet und in die Krankenwagen verladen wurden, rückte die Spurensicherung an. Scheinbar unbeeindruckt stellten sie ihre Koffer ab, rollten das Absperrband ab und begannen mit ihrer Arbeit.
    Die Sanitäter knieten noch immer bei Gumbler.
    Durch die offenen Türen des Rettungswagens konnte ich noch einen Blick auf die Menschentraube werfen, die sich vor dem Parkplatz aus den ersten Schaulustigen gebildet hatte, die für diese Gelegenheit selbstlos auf ihr Frühstück, ihre Zeitung oder sogar den pünktlichen Arbeitsbeginn verzichtet hatten.
    Niemand von diesen Menschen wusste, was sich hier abgespielt hatte. Aber ich hatte die schmerzliche Erfahrung gemacht, dass es ihnen im Grunde auch völlig egal war.
    Später könnte sich jeder dieser Gaffer damit brüsten, dass er an Ort und Stelle alles gesehen hatte. Er oder sie waren live dabei gewesen, als drei verletzte Polizisten abtransportiert worden waren, die alles gegeben hatten um einen - wie man später aus den Zeitungen erfahren könnte - mehrfachen Frauenmörder zu stellen, der in seinem eigens konstruierten Wahnsinn seine Mordtaten sogarnoch als etwas Gutes und Außergewöhnliches angesehen hatte. Sie waren live dabei gewesen, als die Sanitäter eben genau diesen Mörder nach einer Vielzahl von Wiederbelebungsversuchen für tot erklären mussten. Und sie waren dabei, als das weiße Tuch endgültig über seiner Leiche ausgebreitet wurde.
    Vielleicht würde darüber hinaus einer von ihnen behaupten, er hätte sogar noch einen Blick auf das Gesicht und in die Augen des Mannes, dieses wahnsinnigen Mörders, werfen können. Und dann würde, sozusagen als Krönung des Ganzen, einer sogar murmeln, dass bis zum letzten Moment die Mordlust als ein dunkles, langsam erlöschendes Glühen, die ihm ja letzten Endes zum Verhängnis geworden war, in seinen Augen geflackert hätte.
    Tatsache war aber, dass niemand von ihnen Karl Gumbler, uns oder die genaue Geschichte kannte. Die Frage war, und mit diesem verwirrenden Gedanken sah ich, wie sich die Türen des Krankenwagens schlossen, ob Karl Gumbler sich wohl selbst gekannt hatte …
    Als der Motor gestartet wurde und das Ruckeln mir zeigte, dass die Fahrt ins Krankenhaus begonnen hatte, wurde mir klar, dass mir das alles absolut egal war.
    Es kümmerte mich nicht mehr.
    Ich schloss die Augen, und mit Erleichterung stellte ich fest, dass ich jetzt endlich den Kampf gegen meine Müdigkeit aufgeben durfte. Ich genoss diese Taubheit des Körpers und die Schwerfälligkeit meiner Augenlider, was mir in diesem Augenblick wie eine lange vermisste, beruhigende Liebkosung vorkam. Ruhe umfing mich und trug mich auf gewaltigen Schwingen davon.
    Schlafen. Endlich schlafen!

*** 80 ***
    Die Frühlingssonne hatte in den vergangenen Tagen immer mehr an Kraft gewonnen und schien mir nun angenehm wärmend ins Gesicht.
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