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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel
Autoren: M Rucket
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Ich saß entspannt auf der weichen Couch in unserem Wohnzimmer, hatte den Kopf auf ein Kissen gebettet, die Beine hochgelegt und genoss die Streicheleinheiten der Sonnenstrahlen. Ja, ich fühlte mich sehr wohl.
    Etwas mehr als zwei Wochen lag Karl Gumblers Tod nun schon zurück. Immer wenn ich an ihn dachte, was mir leider noch immer recht häufig passierte, erfüllte mich ein stilles Gefühl der Erleichterung und Genugtuung. Ich musste zugeben, dass dieser Fall und speziell Karl Gumbler, bei mir eine tiefe, seelische Wunde hinterlassen hatten, die wohl auch noch einige Zeit zum Verheilen benötigte. Aber ich hatte auch das Gefühl, einen gewissen Ausgleich zu meinem alten Fall geschafft zu haben, den Detective Whester und ich nie hatten lösen können. Ich fragte mich, ob der Mörder von damals wohl noch lebte. Aber so rasch, wieder Gedanke aufgekommen war, verpuffte er auch wieder.
    Ich musste sagen, dass die Ärzte ihren Job wirklich gut gemacht hatten. Meine Schulter war wieder eingerenkt, die Blessuren behandelt und schon gut am Verheilen. Meine Nase war zum Glück nicht gebrochen gewesen, sondern nur böse angestaucht. Außer ein paar blauen Flecken erinnerte aber eigentlich nichts mehr an diesen Frontalzusammenstoß, für den sich Chapler noch fast tausend Mal bei mir entschuldigt hatte. Auch mein Knie erholte sich zunehmend und nur noch zwischendurch humpelte ich hin und wieder betont Mitleid heischend durch die Gegend. Und was soll ich sagen? - Es wirkte!
    Solange Ramirez, Chapler und ich im Krankenhaus gelegen hatten, hatte ich die beiden jeden Tag besucht. Chapler hielt mit ein paar gebrochenen Rippen und Quetschungen Platz Zwei in der Hitliste der Verletzungen.
    Ramirez Wunde hatte etwas mehr Zuwendung und Pflege gebraucht. Aber als Seargent Matthew ihm die polierte Kugel bei einem Besuch vorbeigebracht hatte, der er diese Verletzung verdankte und die von der Spurensicherung auf dem Parkplatz gefunden worden war, hatte Ramirez die Wunde mit Stolz betrachtet und beschlossen, die Kugel ab sofort als eine Art Glücksbringer um den Hals zu tragen.
    Niemand konnte auch nur ahnen, dass mir das einen ziemlichen Stich versetzte, wusste ich doch genau, was für eine Kugel das war, die er da so triumphierend jedem Besucher präsentierte.
    Und eines Tages war es dann auch Zeit für die Wahrheit gewesen. Es war ein ebenso sonniger Tag gewesen, als ich bei ihm am Bett gesessen und mir nachdenklich seinen neuen Glücksbringer angesehen hatte, der da so fröhlich an einem Lederbändchen um seinen Hals baumelte. Wir waren gerade dabei, die erste von zwei großen Papiertüten bunter Donuts zu leeren, die Chief Whealer persönlich spendiert und uns vorbei gebracht hatte, als Ramirez meinen Gesichtsausdruck bemerkt hatte.
    “An was denkst du?” fragte er ohne Umschweif.
    “Nichts spezielles, Rico, nichts Spezielles.”
    “Aha. Verstehe. Und deshalb kannst deinen Blick nicht mehr von dieser Kugel abwenden? Hm … du hast mir bis heute noch nicht die ganze Geschichte erzählt. Ich glaube, du verschweigst mir etwas - und das aus einem Grund, den ich mir nicht erklären kann. Jason, was ist da unten in den Kellern passiert?” Seinem eindringlichen Blick hatte ich ebenso wenig entgegen zu setzen wie am Abend zuvor bei Sarah, die mir genau die gleiche Frage gestellt hatte, genauso eindringlich und fordernd.
    Ich hatte auch ihr nicht widerstehen können. Ich hatte Sarah daraufhin alles erzählt und sie hatte mir einfach schweigend zugehört. Nachdem ich meine Geschichte erzählt und ziemlich ermattet auf unserer Terrasse gesessen hatte, war sie wortlos und leise zitternd in die Küche verschwunden und kurz darauf mit einer Flasche unseres besten und teuersten Champagner zurückgekommen. Sie hatte mühsam zwei Gläser gefüllt, mich mit kleinen Tränen in den Augen angelächelt und mich aufgefordert, ab heute diesen Tag als eine Art zweiten Geburtstag zu feiern. Dann hatte sie sich in meinem Arm eingeigelt und wir waren so die ganze Nacht unter einer wärmenden Decke auf der Terrasse unseres Hauses unter dem klaren Sternenhimmel sitzen geblieben.
    Jetzt also forderte auch Ramirez die Antworten ein, auf die er zweifellos ein Recht hatte. Ich atmete noch einmal tief durch und berichtete meinem Freund alles von dem Augenblick an, als ich benommen am Boden gelegen und das Klicken über mir vernommen hatte. Und dann meine Verwirrung, als ich erkennen musste, dass genau die Kugel, die offensichtlich mich hätte treffen sollen,
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