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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition)
Autoren: Günther Zäuner
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überzeugt, dass ich von Hermann Honsas Leuten durch den Wolf
gedreht worden bin, weil ich mit ihm illegale Geschäfte getätigt habe, mich
laufend bestechen ließ und ihn mit Kokain aus der Asservatenkammer belieferte.
Wahrscheinlich wollte er mich zwingen, dass ich nach seiner Pfeife zu tanzen
habe. Davon wusste auch Lackner, möglicherweise auch Katterka.
    Ich werde zu meinen Taten stehen und auch die Konsequenzen tragen.«
    Kokoschansky legt das Papier zurück in die Mappe. Trotz der großen Menschenmenge
könnte man eine Stecknadel fallen hören.

 
    *

 
    Mit zitternder Hand greift Katterka nach dem Telefonhörer, hört zu und
legt auf. Der Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit hat ihn nach Absprache
mit der Innenministerin mit sofortiger Wirkung seines Amtes enthoben. Eine
Anzeige wegen Amtsmissbrauchs ist bereits in Vorbereitung. Bis auf Weiteres
darf er sein ehemaliges Büro nicht verlassen und muss mit einer Festnahme
rechnen. Zum interimistischen Leiter des BKA wird Alfred Cench bestellt. Paul Erharter
wird noch in seinem Krankenzimmer festgenommen und steht unter Bewachung.

 
    Der abgerissene Zettel von einem Schreibblock liegt auf dem Küchentisch.
Verzeiht mir. Nur zwei Worte zum Abschied an seine Familie. Danach geht
Waldemar Lackner in seinen Garten, dämpft seine letzte Zigarette ab. Der Schuss
in der Siedlung klingt wie ein Donnerhall.

 
    *

 
    »Diese eidesstattliche Erklärung räumt wohl die letzten Zweifel aus, was
meine Person betrifft. Nachdem ich Lackner und Erharter öffentlich angeprangert
hatte und nachweisen konnte, was tatsächlich Sache ist, dachte ich, es wäre
vorbei. Doch danach ging es erst richtig los. Robert Saller ließ mich wissen,
dass er mich sprechen wolle …«
    »Mit anderen Worten«, wird Kokoschansky von einem jungen Journalisten
unterbrochen, der direkt vor ihm sitzt und eifrig mitschreibt, ihm aber
gänzlich unbekannt ist, »Sie haben Kontakt zum weltweit gesuchten Saller.«
    »Habe ich das gesagt? Sie müssen genau zuhören, werter Kollege«,
maßregelt Kokoschansky ihn. »Selbst wenn ich mit ihm in Verbindung stünde,
würde ich es nicht verraten.«
    Allgemeines Gelächter.
    »Kam der Kontakt in Wien zustande?«, lässt der Jungreporter sich nicht
aus der Fassung bringen.
    »Einigen wir uns darauf, wir fanden einen Kommunikationsweg.«
    »Persönlich?«
    »Junger Freund, spreche ich Kishuaeli oder eine andere Ihnen nicht
geläufige Sprache? Um Ihre durchaus verständliche Neugier zu befriedigen, ich
sah Robert Saller erstmals wieder in Montenegro auf dem Anwesen des inzwischen
getöteten `Ndrangheta-Bosses Salvatore Madeo, und dort traf ich auch auf den
ehemaligen kroatischen Exgeneral Branko Daramci ć . Man wollte mir Material aushändigen, das im Zusammenhang mit dubiosen
Machenschaften der Estate Carinthia Bank steht und mit einem illustren
Personenkreis, an denen sich die Staatsanwaltschaften in mehreren europäischen
Ländern seit geraumer Zeit die Zähne ausbeißen. Dazu zählen Kurt-Friedrich
Midas, Gilbert Ährenbach, Sigmund Sauslinger, Adolphe Mannsbergkh-Souilly;
Markus Schloimo, derzeit in Tel Aviv; Nazeem al-Qatr und seine Familie in
Nordafrika; der angeblich durch Selbstmord aus dem Leben geschiedene
Oberstaatsanwalt Lukas Bortner und der tödlich verunglückte Kärntner
Landeshauptmann Marius Höger. Bevor man mir das versprochene Belastungsmaterial
übergeben konnte, passierte dieses fürchterliche Massaker. Das Blutbad hat
nichts mit der ursprünglichen Geschichte, die vor allem Österreich betrifft, zu
tun. Es war eine Fehde zwischen der `Ndrangheta, in dem Fall zwischen Madeo mit
seiner Nammoliti-Familie und dem mexikanischen Sinaloa-Kartell wegen eines
verpatzten Kokaindeals im Tonnenbereich. Auftraggeber war der oberste Boss
Joaquín Archivaldo Guzmán Loera alias El Chapo. Das wurde uns inzwischen von
der DEA, der amerikanischen Antidrogenbehörde, bestätigt.
    Wenn Sie so wollen, eine unglückliche Fügung der Umstände. Nach dem
Gemetzel gab es zuerst drei Überlebende. Robert Saller, Branko Daramci ć und mich. Ich spürte beide in Madeos Haus auf, kam gerade zu einem
Streit zwischen den beiden zurecht, wovon ich nichts verstand, da sie kroatisch
sprachen. Als sie mich bemerkten, bedrohte Daramci ć mich, und Saller rettete mir mit hoher Wahrscheinlichkeit das Leben,
indem er den ehemaligen General mit einem gezielten Messerwurf ausschaltete.
Danach setzte Saller sich ab, hinterließ mir aber drei CD-ROMs mit
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