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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1
Autoren: Elin Hirvi
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Stunde später flog die Tür wieder auf. Er war zurückgekommen... Tatsächlich war er es. Dieses Mal hielt er sich nicht mit Abwarten auf, sondern kam mit großen Schritten auf Ramis zu. Sie kam auf die Beine, bevor er bei ihr angelangt war. Er lachte böse über Ramis aufgelösten Zustand, doch ansonsten tat er nichts.
    "Leider sind uns wieder unvorhergesehe ne Umstände dazwischen gekommen", sagte er nur.
    Ein Wink nach hinten brachte zwei weitere Männer hervor, die wieder ihre Arme fassten. Einer von ihne n grinste anzüglich, als sie Ramis die Treppe hoch schafften.
    "Na, gefällt es dir, wenn man so mit dir umspringt?" , raunte er der Piratin ins Ohr.
    Ramis spuckte ihm ins Gesicht, worauf er sie schlagen wollte. Fayford gebot ihm mit einer Geste Einhalt. Das Sonnenlicht war entsetzlich grell, es empfing sie mit Schmerzen. Dennoch versuchte Ramis möglichst viel von der Wärme einzufangen, sozusagen für dunklere Zeiten. Sie blieben nur kurz im Freien, man verfrachtete sie in eine Kutsche und danach in ein Schiff. Ihre Feinde wollten Ramis also übers Meer bringen. Wohin? Erneut sperrte man sie in ein dunkles Zimmer, jetzt allerdings mit gebundenen Händen. Nach geraumer Zeit, wohl ein oder zwei Stunden, ging ein Ruck durch die Wände. Das Schiff lief aus. Ramis erwartete, dass Fayford bald wieder hereinschauen würde, doch nichts passierte. Einmal wurde eine Luke vor der Tür zur Seite geschoben und jemand schaute herein, die Piratin konnte aber sein Gesicht nicht sehen. Die Luke wurde wieder geschlossen.
    Stunden später trat ein junger Mann ins Zimmer. Er warf der Frau einen unsicheren Blick zu und stellte hastig eine Schale mit Essen vor ihr ab. Offenbar wurde Ramis für gefährlich gehalten, sicher hatte er üble Gerüchte über sie gehört.
    "Mit gefesselten Händen kann ich nicht essen."
    Er blieb stehen und blinzelte sie nervös an.
    "Was?"
    "Es ist unsinnig, mir Essen vor die Nase zu stellen, wenn ich es nicht essen kann, es sei denn, ihr wollt mich noch mehr mit dem Hunger geißeln. Selbst diesen Fraß kann man gierig hineinschlingen, wenn man nur genug ausgehungert ist."
    "Oh!" , machte er.
    Er war wirklich noch sehr jung und mit der schrecklichen Aufgabe, sich um eine gemeingefährliche Gefangene zu kümmern, sichtlich überfordert.
    "Aber ich darf Euch doch nicht losmachen!"
    "Ich werde dich schon nicht angreifen. Wohin sollte ich auf diesem Schiff auch hin fliehen?"
    "Nun ja..." , er schien durchaus nicht überzeugt.
    Vermutlich glaubt er, ich könne auf einem Hexenbesen davon reiten, dachte Ramis sarkastisch.
    "Es geht eben nicht, der Kapitän hat es mir verboten. Ich könnte Euch aber den Löffel reichen."
    Sein Vorschlag war geradezu rührend, aber für Ramis auch demütigend. Gequält stimmte sie allerdings zu, weil sie seit langem nichts mehr gegessen hatte und ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Sie war froh, dass wenigstens nur der junge Kerl zuschaute, wie sie gleich einem Kleinkind gefüttert werden musste. Was für ein lächerliches Bild! Zuerst blieb er vorsichtig auf Abstand und passte auf, sie ja nicht zu berühren, doch mit der Zeit entspannte er sich, weil nichts passierte. Das Essen war recht spärlich und schmeckte, so wie es aussah, nämlich scheußlich und so waren sie bald fertig. Ramis wunderte sich immer noch, weshalb Fayford nicht aufgetaucht war, was sie eher beunruhigte und deshalb erkundigte sie sich:
    "Wo ist denn Fayford?"
    "Was?"
    Konnte er denn nicht zuhören? Ramis wiederholte ihre Frage.
    "Ach ja, der Herr! Er konnte nicht mit uns fahren. Wurde beim Ablegen in letzter Sekunde zu irgendwelchen Verpflichtungen zurückgerufen. So Genaues weiß ich natürlich nicht. Aber ich hätte Euch das vielleicht gar nicht erzählen dürfen."
    Eine Welle der Erleichterung durchflutete sie. Er war nicht da! Dankbar lächelte sie den jungen Mann an.
    "Ich jedenfalls danke dir. Kannst du mir auch noch sagen, wohin ich gebracht werde? Das kann ja wohl kaum geheim sein, oder?"
    Er wirkte erstaunt, weil sie das noch nicht wusste.
    "Nach England, Miss. Hat Euch das keiner gesagt? Ihr werdet nach London gebracht. Ihr sollt..." , hier errötete er leicht, aber da er eine ehrliche Seele war, konnte er es ihr nicht verschweigen. "Nun, Ihr sollt gehängt werden, zumindest sagen das die anderen."
    Das war es also. London. Tyburn. Die alte Frau. Die selbstgerechte Menge würde Ramis bespucken und sich freuen, wieder mal eine Piratenhexe baumeln zu sehen. Vielleicht würden sie alle da
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