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Dunkle Gefährtin

Titel: Dunkle Gefährtin
Autoren: Jennifer Ashley
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Nervös sah er immer wieder zur Decke, als könnte sie jeden Moment über ihnen einstürzen. Eine typische Reaktion darauf, dass er sich in der Höhle eines Dämons befand. Samantha selbst machte die geballte Todesmagie weniger aus, auch wenn sie ihren Druck ebenfalls fühlte. Für gewöhnlich war Logan mit seiner ruhigen Stimme und dem trägen Lächeln ein Meister darin, angespannte Situationen zu entkrampfen, worum er sich auch jetzt bemühte. Samantha fragte sich abermals, was ihn so sehr irritiert haben mochte, dass er deshalb sein Rudel verließ.
    Merrick nahm wieder auf der Couch Platz und lehnte sich betont gelassen zurück. Er trug einen schlichten Maßanzug und hatte einen Schal um seinen Hals gebunden, um die Wunden zu verbergen. Sein Wohnzimmer war ziemlich dekadent gestaltet: mit seidenweichen Ledersesseln und Regalen voller Kristallskulpturen. Der Hockney über der Couch schien ein Original zu sein. Tain blieb stehen und drehte sich mit dem Gesicht zu dem großen Panoramafenster, durch das er auf den weiten Pazifik blickte.
    »Dein
Freund
hier sagt, die vermissten Prostituierten waren Freiberuflerinnen«, begann Merrick, »was auch gut sein kann, aber eine von ihnen kenne ich, eine kleine Süße namens Alice. Sie ist vom Lamiah-Clan, schaffte aber auf eigene Rechnung an.«
    Samantha zuckte zusammen, und gleichzeitig fragte Tain: »Wo finde ich jemanden von diesem Lamiah-Clan?«
    Merrick lachte. »In meinem Wohnzimmer. Unsere liebe Samantha ist eine Lamiah.«
    Als Tain ihr einen scharfen Blick zuwarf, wurde ihr plötzlich sehr unwohl. »Woher weißt du, dass ich eine Lamiah bin?«, fragte sie Merrick. »Ich meine, dass mein Vater einer ist.«
    »Du bist es auch, Samantha, meine Teure. Niemand kann seine Wurzeln kappen. Als ich gestern Abend zu meinem Entsetzen erfuhr, dass du ein Cop bist, ließ ich meinen Anwalt ein bisschen nachforschen, du Halbdämonin. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie aufregend ich es fand, zu hören, dass du aus meinem Clan stammst.«
    »Warte mal!«, unterbrach Logan misstrauisch. »Dann seid ihr zwei verwandt?«
    »Nein«, antwortete Samantha hastig. »Clans bestehen aus vielen unterschiedlichen Familien, die sich vor ewig langer Zeit zusammenschlossen, aber nicht unbedingt verwandt waren. Diese Allianzen sollten dem Schutz oder dem Machtgewinn dienen, soweit ich es von meinem Vater weiß.«
    »Und trotzdem verbindet uns der Clan«, ergänzte Merrick selbstzufrieden.
    »Ihr untersteht derselben Matriarchin«, stellte Tain fest. »Alle Clans haben doch eine Matriarchin, nicht wahr? Sie könnte etwas über die vermissten Mädchen wissen.«
    Wieder lachte Merrick. »Das ist ein Scherz, oder? Keine Dämonenmatriarchin wird mit dir reden, Unsterblicher. Du stinkst nach Lebensmagie.«
    »Was will sie dagegen machen? Mich umbringen?«, fragte Tain scharf.
    »Ein echter Witzbold! Sind sie bei dir zu Hause alle so?«
    Merrick hatte ja keine Ahnung, dachte Samantha. »Warum lässt du ihn hier rein, wenn er nach Lebensmagie stinkt?«, fragte sie. »Was ich übrigens bestätigen kann.«
    Magie leuchtete unter Tains Haut auf, eine solch starke Kraft, dass er das ganze Gebäude damit einstürzen lassen könnte. In ihrem Job hatte Samantha gelernt, dass Lebensmagie nicht notwendigerweise etwas Gutes bedeutete. Sie besagte lediglich, dass lebensmagische Wesen Leben und Licht brauchten, wohingegen Vampire und Dämonen vom Tod lebten. Samantha war lange genug in Los Angeles, um zu begreifen, dass Gut und Böse keine klar abgegrenzten Kategorien waren und es überall Graubereiche gab.
    »Tain hat dich geheilt, oder?«, fragte sie Merrick. »Deshalb wurdest du so schnell aus dem Krankenhaus entlassen.«
    »Stimmt«, bestätigte Merrick. »Manche Leute sind bereit, für Antworten zu bezahlen.«
    »Du bist ein solches Schwein!«, raunte Samantha vor sich hin.
    »Und ich bin enttäuscht von dir, Sam, weil du mir vorgegaukelt hast, du würdest mich mögen. Ich hatte schon fast beschlossen, dass du mein werden darfst.«
    Ekel überkam sie. Wenn ein Dämon eine Frau »sein« machte, hieß das im Grunde, dass er sie aushielt. Er kümmerte sich um sie, gab ihr alles, was sie wollte – Autos, Schmuck, einen Job –, und dafür versorgte sie ihn mit Lebensessenz, wann immer er einen Schuss brauchte. Samantha hatte solche Frauen und auch Männer gesehen, die mit glasigen Augen herumliefen und alles für ihren Herrn oder ihre Herrin taten.
    »Nein danke«, entgegnete sie.
    »Nun, ich frage dich gewiss
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