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Dunkle Gefährtin

Titel: Dunkle Gefährtin
Autoren: Jennifer Ashley
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Gesicht.
    Die vermissten Prostituierten hatten seine Aufmerksamkeit erregt, weil dieser Fall ungewöhnlich war, und er brauchte etwas Ungewöhnliches, auf das er sich konzentrieren konnte. Dämonen waren keine Chaoten, vielmehr gingen sie präzise und methodisch vor. Selten taten sie Dinge ohne Berechnung. Vier junge Frauen, die ohne erkennbaren Grund verschwunden waren, wiesen auf einen Fehler im System hin, und eine Anomalie konnte Ärger bedeuten, nicht bloß für die Dämonen.
    Während er das Handtuch faltete, betrachtete Tain sich im beschlagenen Spiegel. Jeder Zentimeter seines Körpers war vernarbt – sein Gesicht indessen nicht, teils wegen Tains magischem Tattoo, teils weil der Dämon wollte, dass Tains Schönheit erhalten blieb.
    Da sich die Unsterblichenhaut beständig erneuerte, waren die Narben bereits zu schwachen hellen Linien verblasst. Ansonsten war sein zwei Meter zehn großer Körper unversehrt und muskulös. Er war immer noch ein Krieger.
    Er legte sich das Handtuch um den Hals und starrte sein Spiegelbild an. Dabei erinnerte er sich, wie Samantha ausgesehen hatte, als sie nur von einem Badelaken verhüllt aus ihrem Schlafzimmer gekommen war: wohlgeformt, langbeinig, mit schmalen Armen und festen Brüsten. Ihre wunderschönen schwarzen Augen hatten ihn erstaunt angesehen, und ihre nassen schwarzen Haare hatten wundervoll geglänzt.
    Sofort war er erregt gewesen und wurde es jetzt erneut. Sein Schaft richtete sich aus dem Büschel dunkelroter Haare auf. Auch er war frei von Narben – ein anderer Teil von ihm, der von dem Dämonenmesser verschont geblieben war.
    Er hatte Samantha in Seattle begehrt, und er begehrte sie noch. Aber der Gedanke an Sex war von so viel Schmerz überlagert, dass er nicht sicher war, ob er jemals wieder mit einer Frau schlafen könnte. Wenn er mit Samantha schlief, würde der Schmerz ihn dann wahnsinnig machen? Und was täte er ihr an, wenn er dem Wahn verfiel?
    Am besten fand er es niemals heraus. Er würde ihr für ihre Hilfe danken und gehen. Nur so konnte er den Kontakt zu ihr überleben.
    Tain trocknete sich fertig ab, zog sich an und begab sich hinaus in die kühlen Straßen des frühmorgendlichen Los Angeles. Es dauerte allerdings noch eine ganze Weile, bis seine Erektion erschlaffte.
     
    »Woran arbeitest du gerade?«, fragte Logan, der seinen Plastikstuhl umdrehte und rückwärtsrollte, um die Akten anzusehen, die sich auf Samanthas Schreibtisch stapelten. »Das ist nicht die Mindglow-Ermittlung.«
    »Nein.«
    Samantha hatte die Berichte über die vermissten Mädchen durchgeblättert, dann im Computer überprüft, ob keine von ihnen wegen »Kontaktanbahnung« verhaftet worden war. Tains Bitte hatte ihre Neugier geweckt. Außerdem konnte es nicht schaden, wenn sie in der Sache einmal nachhakte.
    Sie fühlte, wie Logan sie anstarrte.
    »Wie lange sind wir schon Partner, Sam, meine Gute?«
    »Fast ein Jahr.«
    »Das ist in unserem Job ziemlich lange und heißt, dass ich dich besser kenne als meine eigene Schwester. Irgendetwas ist passiert, also raus damit!«
    Samantha zögerte. Während der furchtbaren Ereignisse im letzten Jahr war diese Abteilung mehr oder minder stillgelegt worden, so dass die Vampir- und Dämonengangs sich ungestört auf den Straßen von L.A. bekämpfen konnten. Die Gesetze, welche die Vampir- und Dämonenaktivitäten regelten, waren null und nichtig geworden und unzählige Menschen gestorben.
    Als Samantha aus Seattle zurückkam, bemühte man sich gerade, den Normalzustand wiederherzustellen – jedenfalls so normal, wie Los Angeles überhaupt sein konnte –, und Lieutenant McKay hatte Samantha gebeten, ihren Posten wieder einzunehmen. Sie sagte, die Abteilung für Paranormales brauchte jeden Detective, den sie kriegen konnte. Samantha hatte beschlossen, dass es heilsam für sie wäre, sich erneut in das zu stürzen, was sie konnte, und außerdem brauchte sie das Gehalt.
    McKay hatte ihr Logan als Partner zugeteilt, der ungefähr zur selben Zeit von Minnesota hierher versetzt worden war. Er war ein baumlanger, schmaler Kerl mit einer lockeren Art und genau der Typ Kollege, mit dem Samantha eine Zehn-Stunden-Schicht gut durchstehen konnte. Er stellte nie aufdringliche Fragen, war zurückhaltend und arbeitete einfach mit ihr an den Fällen oder fuhr sie mit der leisen Zufriedenheit von jemandem durch die Stadt, der gern unterwegs war.
    Logan war ein Werwolf und gehörte einem Rudel in Minnesota an, über das er kein Wort verlor.
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