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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte
Autoren: Simon Mockler
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Schulterhalfter und ließ sie fallen.
    Jack trat vor und hob sie auf, um sie in hohem Bogen in die Dunkelheit zu werfen. Sie landete mit einem lauten Schlag.
    »Was wollen Sie, Jack? Was haben Sie gegen mich in der Hand?«, sagte Sir Clive herablassend und drehte sich um.
    Jack machte einen Schritt rückwärts.
    »Sie geben hier den Profi, aber seien Sie sich nicht zu sicher, Junge.«
    Jack sagte immer noch nichts.
    Sir Clive warf einen Blick über die Schulter seines Gegenübers. »Sie glauben doch nicht im Ernst, ich wäre ohne Verstärkung hier?«
    Jack schwieg weiter. Sein Gesicht lag halb im Schatten verborgen und blieb ebenso reglos wie die Steinfiguren, die über die Gräber blickten.
    »Sie Narr«, murmelte Sir Clive kopfschüttelnd und wartete inständig auf den routinierten Messerstich, mit dem Michaels dem Leben des jungen Mannes ein Ende setzen sollte. Aber nichts passierte. Jack stand immer noch regungslos da. Sein Schweigen war irritierend.
    »Könnte es sein, dass Ihr Team sich verlaufen hat?«, sagte Jack schließlich leise und beherrscht. Es war kalt in dieser Nacht, so kalt, dass seine Worte von kleinen Nebelwölkchen begleitet waren.
    Sir Clive räusperte sich und trat nervös von einem Bein auf das andere. »Ziel in Sichtweite, over , Ziel in Sichtweite!«, rief er, so laut er konnte.
    Niemand reagierte.
    »Anscheinend können sie Sie nicht hören, Sir Clive. Entweder das, oder es ist ihnen egal. Zahlt der MI 6 vielleicht nicht genug?«, fügte Jack in gespielter Arglosigkeit hinzu.
    Sir Clive verstand die Anspielung auf das Geld, das er von Centurion genommen hatte. Sein eisernes Selbstvertrauen geriet ins Wanken. »Was wollen Sie?«, wiederholte er, schon wesentlich weniger hochmütig.
    »Nicht viel, Sir Clive, nicht viel. Nur dass Sie uns in Ruhe lassen, Amanda und mich«, erwiderte Jack.
    »Im Austausch für die Dateien, was auch immer Sie da entdeckt haben wollen?«
    »Exakt.« Jack zog den USB -Stick aus seiner Tasche und hielt ihn gut sichtbar in die Höhe.
    Sir Clive spähte wieder über Jacks Schulter. »Ist das alles?«
    »Das ist alles.«
    »Okay, Jack, okay. Das kriegen wir hin«, sagte Sir Clive, und es hörte sich an wie ein großzügiges Zugeständnis. Er konnte sein Glück kaum fassen. Er hatte mit allen möglichen absurden Forderungen gerechnet, mit Erpressung oder der Drohung, ihn bei höheren Stellen zu verraten. Aber das?
    »Habe ich Ihr Wort?«, fragte Jack und trat vor, um ihm in die Augen zu sehen.
    Sir Clive nickte und hielt seinem Blick stand. Der Typ wollte offenbar so etwas wie eine Bestätigung. Und er hatte kein Problem damit, sie ihm zu geben. Was für ein naiver Idiot . »Sie haben mein Wort«, sagte er, so überzeugend er konnte.
    Jack reichte ihm den USB -Stick. Für einen kurzen Augenblick berührten sich ihre Hände. Kalte Haut in nächtlicher Kühle.
    »Danke«, sagte Jack.
    »Keine Ursache. Und das mit Ihrem Vater tut mir wirklich leid. War nicht meine Entscheidung. Unsere amerikanischen Freunde, Sie verstehen.« Die Lüge ging Sir Clive schon wieder leicht über die Lippen, seine Stimme hatte neue Kraft gewonnen. Er steckte den Stick in die Tasche und sah Jack nach, als er sich umdrehte und davonging. Es war wirklich nicht zu fassen. Da hätte er gar kein Team gebraucht. Mit diesem Anfänger wäre er auch allein fertig geworden.
    Langsam griff er in seine Tasche und zog die kleine Automatikpistole heraus, die im Fach mit der Brieftasche Platz fand. Mit zwei schnellen Schüssen wäre Jack Hartman ausgeschaltet, und dann würde er die Spur des Mädchens aufnehmen, um die ganze Sache sauber abzuschließen. Doch als er die Waffe hob, um zu zielen, lenkte ihn plötzlich ein sonderbares Zischen ab, Bittermandelgeruch stieg ihm in die Nase, und die Luft um ihn herum trübte sich. Er spürte, wie seine Brust eng wurde, und versuchte zu sprechen, doch es gelang ihm nicht. Vor seinen Augen tanzten winzige leuchtende Punkte um die ungerührten steinernen Züge von Monsieur Guillotin. Es war das Letzte, was er sah, ehe ihn die Dunkelheit verschlang.
    Jack beschleunigte seine Schritte und trabte auf das Ausgangstor zu, nicht ohne einen raschen Blick über die Schulter zu werfen. Monsieur Blancs Ruf, was hochwirksame tödliche Waffen anging, war offenbar wohlbegründet. Die Blausäure im USB -Stick war tatsächlich so effektiv, wie er behauptet hatte. Zeituhr einstellen, Deckel drehen, abhauen und … paff .
    Er schwang sich über das Tor und landete auf dem Gehsteig.
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