Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte
Autoren: Simon Mockler
Vom Netzwerk:
kunstvollen Zierleisten und Wandvertäfelungen in leuchtendem Weiß.
    Er hatte sich Jacks Geschichte mit großem Interesse und nicht wenig Sympathie angehört. Er hatte verständnisvoll genickt, als Jack von Amandas Sicherheit sprach, doch in Wahrheit wusste er genau, was in dem jungen Mann vorging und dass Rache der eigentliche Grund für seine Mission war. Rache für den Mord an seinem Vater, Rache an Sir Clive dafür, dass er das Leben der geliebten Frau bedrohte. Der Gedanke an die Rache trieb ihn an wie ein elektrischer Impuls. Was ihm der Mann persönlich zugemutet hatte, schien Jack hingegen überhaupt nicht zu interessieren.
    »Sie müssen behutsam vorgehen, Jack. Sie haben es hier mit einem abgebrühten und skrupellosen Kerl zu tun. Es wird nicht einfach, ihn zu stoppen.« Er streckte die Hand nach einem Stück Kuchen aus, ließ sie dann jedoch über einem Puddingtörtchen schweben, als wäre ihm plötzlich etwas eingefallen. »Aber da kommt mir eine Idee«, erklärte er, zog eine Schreibtischschublade auf und förderte einen USB -Stick zutage, den er Jack und Amanda hinhielt. »Sir Clives Betrug war kunstvoll«, sagte er nachdenklich. »Was hat es ihn Zeit und Mühe gekostet, die Module herstellen und die Informationen durchsickern zu lassen. Aber für einen überzeugenden Bluff braucht man nicht unbedingt so aufwendige Requisiten.« Er warf Jack den Stick zu.
    »Was soll ich damit?« Jack fing das Ding mit einer Hand.
    »Seien Sie vorsichtig damit, Jack. Das ist meine Internetbombe. Sie könnte jederzeit hochgehen.« Seine Stimme war voller Verachtung.
    Jack runzelte die Stirn. »Im Ernst?«
    Monsieur Blanc lächelte. »Nein. Es ist keine Internetbombe. Es ist, was immer wir wollen. Es ist unser Bluff.«
    »Wir drehen den Spieß also um«, sagte Jack langsam. »Lassen ihn denken, wir hätten etwas gegen ihn in der Hand, um ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen?«
    »Genau. Ich nehme an, Sie spielen Poker?«
    Amanda fuhr erschrocken zusammen. »Allerdings. Das letzte Spiel hat ihn …« Sie hielt inne und dachte an die Medikamentenstudie, an der Jack teilgenommen hatte, um seine Spielschulden zu bezahlen, und den Wahnsinn, der seither über ihr Leben hereingebrochen war. »Das letzte Spiel hat ihn hierhergeführt«, erklärte sie leise.
    Jack drückte ihre Hand.
    »Nun, dann wissen Sie ja, was ich meine. Mit einem guten Bluff bringen wir Sir Clive genau dorthin, wo wir ihn haben wollen«, fuhr Monsieur Blanc fort. »Wir suggerieren ihm, Sie hätten Informationen, die ihn belasten. Sie hätten das bessere Blatt.« Er biss in ein Törtchen und sprach kauend weiter. »Dass Sie praktisch von den Toten auferstanden sind, ist schon mal ein guter Anfang.« Seine Augen blitzten schalkhaft, dann ließ er plötzlich Gelächter aus seiner Kehle aufsteigen, das seinen ganzen Körper zum Erbeben brachte. »Tut mir leid«, sagte er, während ihm Tränen über die Wangen liefen, und griff nach einer Serviette.
    Überrascht von seinem plötzlichen Heiterkeitsausbruch, sahen Jack und Amanda ihn an, aber da hatte sich Monsieur Blanc schon wieder unter Kontrolle. Er trank einen Schluck Wasser und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte er seufzend. »Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, der Stick. Nach meiner Erfahrung sind Geheimdienstoffiziere ziemlich schreckhaft und gehen immer vom Schlimmsten aus, sie sind paranoid mit soziopathischen Zügen. Wir lassen ihn also wissen, dass dieses Ding hier heikle Informationen enthält, und locken ihn damit dorthin, wo wir ihn haben wollen. Und sobald er dort ist, gehört er Ihnen.«
    Jack betrachtete den unscheinbaren, leeren USB -Stick. »Perfekt«, sagte er kalt.

84
    MI6-Zentrale, Vauxhall, London
    Sir Clive hatte den ganzen Vormittag lang vor dem Verteidigungsausschuss gestanden und über die erfolgreiche Entmachtung General Nbotous berichtet. Er hatte die Ausschussmitglieder darüber in Kenntnis gesetzt, dass er Großbritannien und die Datensicherheit des Landes vor einer massiven Bedrohung gerettet habe. Leider habe man den Verlust britischer Staatsbürger hinnehmen müssen, er sei aber zuversichtlich, dass die tapferen Männer ihr Leben nicht umsonst gelassen hätten. Der Ausschuss hatte ihn gehörig unter Druck gesetzt, und das zu Recht, denn zehn tote Soldaten durfte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Dank seinem militärischen Background waren seine operativen Entscheidungen jedoch praktisch nicht infrage gestellt worden.
    Gegen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher