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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)
Autoren: E.L. Jannings
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Geschäfte, in das ich nicht voll und ganz eingeweiht war.”
    „Was tat er in Berlin, damals, nach dem ersten Weltkrieg?”
    „Als Deutschland 1918 den Krieg verloren hatte, wurden auch die paar Kolonien, die sie hatten, unter den Alliierten aufgeteilt. In Deutsch-Südwestafrika, der größten Kolonie, gab es drei Filetstücke: die Diamantfelder an der Atlantikküste der Namibwüste, die Otavi Kupferminen im Norden des Landes an der Grenze zu Angola und die Eisenbahngesellschaft. Die Diamantfelder gingen natürlich über Umwege letztendlich an England, besser gesagt, an das von Briten beherrschte Diamantkartell. Die Kupferminen samt der Eisenbahngesellschaft fielen an die Amerikaner. Mein Vater handelte sofort. Er hatte durch die Rohstoffnachfrage im Krieg sein Vermögen vervielfacht und war in der Lage, sich als größter Aktionär in Tsumeb, so heißt der Ort in Namibia, einzukaufen. Er investierte viel Geld in die Eisenbahn aber noch mehr in die Otavi Minen, und er brauchte dringend gute Bergbauingenieure und Steiger. Deutschland hatte immer schon die besten Leute auf diesem Gebiet ausgebildet. Also was lag näher, als Deutsche mit guten Verträgen für Tsumeb anzuwerben? In Deutschland wüteten nach dem ersten Weltkrieg Arbeitslosigkeit und Hyperinflation. Mein Vater bot den Leuten einen guten Job, die Ansiedlung ihrer Familien in einem damals friedlichen Land und Bezahlung in Dollars. Berührungsängste mit dem ehemaligen Feind kannte Harry Humphreys nicht.”
    „Ihr Mann war also ein Bergbauingenieur aus Deutschland?”, folgerte Tom.
    „Nein Tom, Robert von Wolf hatte keinen Beruf. Er war der Sohn einer Familie aus dem deutschen Kleinadel, wie man zu der Zeit so schön sagte. Klingt heutzutage albern, damals nicht. Der erste Weltkrieg und der wirtschaftliche Zusammenbruch des Landes brachten seine Familie in große Not, so dass er sich ein Studium nicht mehr leisten konnte.”
    Tom drehte sich um und schaute wieder auf die Zeichnungen.
    „Er hat aber autodidaktisch geforscht, nicht wahr? Er war seiner Zeit weit voraus. Aber warum nur Diamanten?”
    Sie sah ihn nicht an, sondern starrte wieder mit weit geöffneten Augen auf da s dunkle Fenster und flüsterte:
    „Ja, warum nur Diamanten?”
    Dann fuhr sie mit einem Ruck herum und sah ihm in die Augen. Tom erschrak, so sehr hatte sich ihr Ausdruck verändert. Die noble alte Dame in ihr war verschwunden. Er schaute in die Augen einer jungen Frau, die in ihm einen Mann sah, dem Sie mit mehr als Zuneigung begegnete. Sie hielt diesen Blick lange schweigend aufrecht, schließlich stand sie auf und ging zur Treppe. Tom war verwirrt und dachte schon, sie würde grußlos den Raum verlassen. Aber sie drehte sich noch einmal um und sagte:
    „Bleiben Sie nach dem Fest noch einen Tag hier. Dann werde ich es Ihnen erklären. Gute Nacht Tom.”
     
    *****
     
    Am nächsten Abend war eine äußerst gemischte Gesellschaft auf Sidestrand versammelt. Es herrschte ein babylonisches Sprachengewirr. Englisch und Afrikaans, Deutsch, Französisch und afrikanische Sprachfetzen flogen durch die Räume. Damen in prächtigen, altmodischen Abendkleidern trugen taubeneiergroße Edelsteine auf schlaffen Dekolletés und an verknöcherten Fingern. Andere kamen mit weniger aufwendigen Garderoben aus dem Sommerschlussverkauf und mit Zuchtperlenketten aus. Auch bei den Herren waren Smokings und Anzüge von Savile Row bis Marks & Spencer in allen Schnitten der letzten fünfzig Jahre vertreten. Überstrahlt wurde all das jedoch von den grell leuchtenden Farben afrikanischer Kaftane, Hemden und Wickelkleider, deren dramatische Wirkung durch kompliziert geschlungene Kopfbedeckungen und den einen oder anderen Fez aus Karakul- oder Leopardenfell noch verstärkt wurde. Die Gastgeberin trug ein schwarzes Abendkleid von bestechender Einfachheit. Der Gehstock hatte heute einen getriebenen Silbergriff. Ihr einziger Schmuck war eine auffallend hässliche Brosche mit einem riesigen schwarzbraunen, unregelmäßig geformten Rohdiamanten.
    Tom und seine Kollegen umkreisten aufmerksam die große Tafel und füllten diskret die zügig geleerten Weingläser nach. Dabei suchten Jayatas Augen immer wieder seinen Blick. Versonnen, prüfend, manchmal abwesend veränderte sich ihr Ausdruck ständig, als ob ihre Gedanken sich unter ganz verschiedenen Aspekten mit seiner Person beschäftigten. Schlug er seinen Blick anfangs noch diskret auf die Weinflasche in seiner Hand nieder, so begegnete er ihren Augen mit der
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