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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)
Autoren: E.L. Jannings
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eingekreist. Über die eifrig vornüber gebeugten, perfekt frisierten Köpfe der Damen sah Jim, wie Tom die Gläser polierte, und eine lange nicht mehr gehörte innere Stimme flüsterte hämisch: „Der Teufel scheißt immer auf denselben Haufen, nicht wahr Jim? Leute wie du sorgen dafür.”
    Er murmelte eine Entschuldigung, stand auf, ging an den verdutzten Damen vorbei, hinüber zu Tom und hörte sich sagen: „Rufen Sie mich an. Morgen, auf dem Mobiltelefon. Hier ist meine Karte. Und danke für das Bier."
     
    *****
     
    Lange nach Mitternacht fuhren sie zurück nach Brooklyn. Hinten im Laderaum klirrten leere Flaschen und schmutziges Geschirr in Plastikcontainern. Tom saß neben seinem Freund und Kollegen Tyron, der den Kleinlaster fuhr. Aus den Lautsprechern dröhnte Rap. Der Rhythmus befreite sie von den widersprüchlichen Emotionen, die sich oft während ihrer Arbeit bei solchen Anlässen einstellten. Sie sprachen nie darüber. Nur Anfänger ließen sich zu so etwas hinreißen. Profis im Partygeschäft gaben sich keinen moralisierenden Betrachtungen über Reichtum, Macht, Geld, Verschwendung oder Eitelkeit hin. Sie lebten davon und hüteten ihre Einblicke in die private Welt ihrer Kundschaft wie der Priester das Beichtgeheimnis oder der Anwalt die dunkleren Chara ktermerkmale seines Mandanten.
    „He Tom, du bist ja verschlossen wie ’ne Auster! Hat dir der verklemmte Kraut so viel über Berlin erzählt, dass du einen Heimwehanfall hast?" schrie Tyron aufgekratzt vom Rap. Tom war der einzige Mensch, dem Tyron den Titel „Freund” zugestand. Er mochte ihn sehr –  mit einem ordentlichen Schuss Bewunderung. Tyron hatte seit ihren gemeinsamen Tagen an der High School viel dazu beigetragen, ihn in einer ziemlich miesen Nachbarschaft lebens- und alltagstauglich zu machen. Wo Tom das trotz Tyrons Coaching aus eigener Kraft gegenüber Dritten nicht schaffte, hatte der schon mal mit reiner Körperkraft oder dem Baseballschläger nachgeholfen. Umgekehrt trainierte Tom Tyrons Sitzfleisch, gab ihm Nachhilfestunden und bewies ihm, dass das Naturgeschichtliche Museum nicht nur für Rentner und Lehrer interessant war. Sie hatten einander nie enttäuscht.
    Tom lehnte mit dem Kopf am Wagenfenster und starrte auf die Straße. Im Geist sah er den roten Backsteinbau des Zentralen Forschungslabors von General Compounds. Was wollte dieser Cohen ausgerechnet von ihm? Er hatte doch mindestens ein Dutzend Assistenten und jede Menge Headhunter, die ganz Amerika und wahrscheinlich auch den Rest der Welt auf der Suche nach den ganz großen Cracks durchkämmten, um ihm dann eine Handvoll Auserlesener zur näheren Betrachtung zu präsentieren. Die drehte er dann durch die Mangel eines Assessment Centers, wo Küchenpsychologen alles aus den Bewerbern herausschnüffelten, nur nicht das, was sie wirklich konnten. Er stellte sich vor, wie er nur eine nackte Frau statt eines markanten Denkerkopfs auf einem Suchbild ausmachen konnte, und schon wäre er als Hochstapler mit niedrigen Instinkten entlarvt. Sein sonst so rationales Gehirn hatte ausgesetzt und produzierte in rasender Geschwindigkeit negative Assoziationen. Seine Universität rangierte mit viel Glück im unteren Mittelfeld. Mein Gott, diese Leute hatten die freie Auswahl am MIT in Harvard, in Cambridge und an jeder anderen Eliteuniversität der Welt. Ganze Geschwader erprobter russischer Wissenschaftler saßen auf gepackten Koffern und hätten mit fliegenden Fahnen ein schäbiges Zimmer im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gegen ihre kommunistischen Vorzugswohnungen im Plattenbau eingetauscht.
    „Herrgott Tom, was zum Teufel ist los? Hat eine von den weißen angelsächsischen Schönheiten ihren Nasenpuder auf dem Klo mit dir geteilt? Gewöhn dir den Dreck bloß nicht an.” Tyrons Zeigefinger stach auf den Knopf des DVD-Spielers ein, und die plötzlich e Stille ließ Tom aufschrecken.
    „Nein, nein, es ist nichts. Es ist nur … Also, da war ein Gast, Jim Cohen, ich soll ihn auf dem Mobiltelefon anrufen.”
    „Jesus! Das ist jetzt nicht wahr, oder!” kreischte Tyron. „Du lässt dich von einer Partyschwuchtel anbaggern!? Mann, wie lange bist du schon im Geschäft? Das war das erste, wovor ich dich gewarnt habe, als ich dir vor fünf Jahren diesen gottverdammten Job besorgt habe. Am Christopher Street Day laufen nicht halb so viele Schwuchteln rum wie auf diesen familienfreundlichen Harmoniefesten. Ich weiß, wovon ich rede. Der Schönste von euch allen zu sein, ist nicht
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