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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond
Autoren: Susanne Picard
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Jahre betrogen. Und er hatte sich betrügen lassen.
    Ich kann nur Dummheit erkennen, wenn Ihr nicht sehen wollt, dass Ihr Eure Treue dem Falschen schenkt.
    Telarion sprang auf. »Vielleicht solltest du selbst es tun, damit du erkennst, wozu deine Gemahlin fähig ist!«, rief er aus. »Denn ich weiß wahrscheinlich besser, als du je wissen wirst, wie grausam die Magie des Dunklen Mondes wirken kann!«
    »Weißt du es, weil du selbst die Kraft der Siwanons-Tochter in dir hast?«, gab Tarind zurück. »Ich konnte nicht glauben, als man mir sagte, diese Verräterin habe das kalte Herz meines Zwillings entflammt und halte es fest. Doch es ist so, nicht wahr?« Der König spuckte aus, sein Gesicht verzerrte sich voller Abscheu. »Ein Heiler der zweiten Ordnung, ein Shisan des Vanar, wirft sich an eine Feuerhexe fort und gewährt ihr Zutritt zu seiner Seele!«
    »Wie kannst ausgerechnet du es wagen, mir von Frevel zu sprechen!«, rief Telarion zornig. »Du hast im Allerheiligsten des Akusu ein Blutbad angerichtet und im Angesicht eines der Schöpfermonde dein Schwert erhoben!«
    »Weil es Siwanon war, der unseren Vater Dajaram tötete! Wie nah ist diese Feuerhexe dir gekommen, dass du das vergisst!«
    Telarion schnaubte. Er trat vor den König und sah ihn herausfordernd an. »Beleidige mich nicht noch weiter, indem du so tust, als wüsstest du nicht, wovon ich spreche!«, stieß er hervor. »Sagemir, Bruder, welche der dunklen Magien trägt Ireti Landarias in sich? Welche Farbe außer Blau hat ihre Seele?«
    Tarind atmete schwer. »Was willst du damit sagen?«
    »Weißt du es wirklich nicht? Sie ist eine Landari, und du weißt genau, was das bedeutet. Kein Abkömmling dieses Hauses trägt nur goldene Magie in sich. Iram Landarias, der älteste Sohn Indrasaths, befiehlt den Pflanzen und dem Feuer. Ich weiß, dass sie das Wasser beherrscht, so wie du selbst, doch welche der dunklen Magien nennt sie ihr eigen?«
    Telarion sah, dass sein Zwilling schluckte, weil er der Frage nicht länger ausweichen konnte. Jähe Hoffnung flammte in ihm auf.
    Ireti war eine hohe Tochter des Dhabyar, des Fürsten von Dasthuku, der die von ihm gezeugten Kinder nur anerkannte, wenn in ihren Seelen sowohl die Magie des Vanar als auch die seines Zwillingsmondes wohnte. Doch die Landari waren ursprünglich Elben gewesen und damit Geschöpfe des Vanar. Auch Ireti hatte nie einen Zweifel daran gelassen, dass sie sich selbst zu den Kindern des Goldmonds zählte, und wie viele ihres weitverzweigten Hauses, verbarg sie vor den anderen Völkern der Elben, dass ein Teil ihrer Kräfte von Akusu stammte.
    Auch wenn Telarion nun wusste, warum seine Seele Ireti immer verabscheut hatte, er hatte nicht daran gezweifelt, dass sie seinen Bruder liebte und dieser sie. Es hätte ihn nicht verwundert, wenn Tarind dieses Thema nie groß verfolgt hätte und deshalb nicht wusste, welche der Gaben des Dunkelmonds seine Gemahlin besaß.
    »Sag mir, Bruder, welche?«, drängte Telarion. Er musste es hören, musste hören, dass Tarind nicht gewusst hatte, dass Ireti und niemand sonst Dajaram getötet hatte.
    Doch sein Zwilling gab nicht die Antwort, die er hören wollte.
    »Warum bist du nicht in der Wüste, der Heimat von Feuer und Tod, gestorben, so wie sie es wollte?«, flüsterte Tarind, ohne dem Blick des Bruders auszuweichen. »Ich hätte dich betrauert, wie essich für einen König geziemt, der seinen Zwilling, seinen Heermeister und seinen Truchsess verloren hat. Doch du lebst und kehrtest zurück. Ohne sie – und deshalb als Verräter.«
    Telarion erbleichte.
    Er suchte im Gesicht seines Bruders, das seinem so ähnlich war, nach einem Hinweis darauf, dass dieser seine Worte zurücknahm oder nicht ernst meinte.
    Es dauerte lange, bis er sich zutraute, wieder zu sprechen. »Seit wann weißt du, dass Ireti den Nebeln befiehlt?«
    Im Gesicht des Königs lag kein Abscheu, doch die Gleichgültigkeit stattdessen war fast noch schlimmer. »Wie kannst du annehmen, dass ich es nicht schon immer wusste?«, sagte er nachdenklich. »Nur ihr und ihrer Magie habe ich zu verdanken, dass ich heute die Krone trage. Und frag nicht, warum ich mich nicht auch deiner entledigte – du bist mein Zwilling! Von der gleichen Mutter zur gleichen Stunde geboren. Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie dich anrührt. Doch nun? Nun, kleiner Bruder, behält sie nach all den Jahren, die ich dich schützen konnte, am Ende doch recht.«
    Der Gedanke, er habe sein Leben nur der Gnade
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