Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
macht!, dachte Jule schwer enttäuscht, aber sie sagte nichts mehr. Was denn auch? Wie sollte sie sich denn überhaupt verhalten in einer Situation, wie sie verrückter nicht sein konnte? Wenn man das jemandem erzählen würde... Nicht auszudenken!
    Sie stiegen nach unten. Pet tat dabei ganz normal, als sei überhaupt noch nie alles normaler gewesen als gerade heute...
     
    *
     
    Am nächsten Morgen sahen sie sich kurz vor Schulbeginn auf dem Schulhof. Pet sah übernächtigt aus, aber auch Jule wirkte nicht gerade ausgeschlafen.
    Sie standen voreinander, als wären sie sich rein zufällig begegnet und würden sich jetzt erst gegenseitig wiedererkennen - so überrascht, dass keiner auch nur einen Ton hervorbringen konnte.
    „Du hast mich schwer enttäuscht, Pet!”, sagte sie schließlich - und es klang ein wenig weinerlich.
    „Enttäuscht?”, echote er verblüfft.
    „Ich hatte so sehr gehofft, dass du nachkommen würdest, ins JUG. Alle kamen, außer dir. Bennie hat versucht, mich zu beruhigen. Da bin ich abgehauen, weil mir klar wurde, dass ich umsonst auf dich warte. Ich ging heim und versuchte, dich über Handy zu erreichen: Ausgeschaltet! Es grenzt an ein Wunder, dass du überhaupt noch hier aufgetaucht bist - und sogar mit mir redest. Äh, tust du das überhaupt? Hast du überhaupt auch nur ein einziges Wort bis jetzt gesagt? Vielleicht sogar... eine Entschuldigung oder so etwas? Aber da solltest du wirklich gut überlegen vorher. Lass dir was einfallen, was plausibel genug ist.”
    „Ich - ich verstehe das alles nicht.”
    „Wie denn jetzt? Du verstehst nicht, dass ich sauer bin oder was?”
    „Aber, Jule, du warst doch gestern...”
    „...die total Angeschmierte, ja, falls du das meinst: Bingo!”
    „Nein, du bist doch bei mir aufgetaucht und...”
    Sie zog die hübsche Stirn kraus und legte den Kopf schief. Damit nicht genug. Sie stemmte beide Arme in die Seite und schürzte die Lippen wie zu einem Kuss: Äußerstes Alarmzeichen.
    „Owh-owh!”, machte jemand an Pets Seite. Es war Bennie. Pet brauchte nicht hin zu sehen, um es zu wissen. Solche Laute gab sonst kaum einer von sich.
    „Hau einfach ab!”, fuhr Pet ihn an, heftiger als beabsichtigt. Er wandte sich wieder an Jule: „Du warst gestern mit mir zusammen, Jule. Was soll also der Scheiß jetzt? Willst du mich veralbern oder was?”
    Sie hatte zu einer gehörigen Standpauke ansetzen wollen, aber das vergaß sie schlagartig. Ihre Hände sanken herab. Sie zog die Stirn noch ein wenig krauser.
    „Wer will jetzt wen veralbern, mein Guter? Ich soll bei dir gewesen sein? Und wieso weiß ich nichts davon?”
    „Keine Ahnung, Gabriella Nero!”
    „Wieso nennst du mich so? Schau hin: Ich bin’s, Jule! Und wen hattest du gestern bei dir? Vielleicht Susi, diese üble...”
    „Vorsicht!”, rief Susi in diesem Moment. Niemand hatte ihr Kommen bemerkt.
    Jule schloss für eine Sekunde ergeben die Augen. „Das musste jetzt ja sein!”
    „Ich war jedenfalls nicht bei Pet!” Es klang sehr bedauernd aus Susis Mund.
    „Nein, stimmt: Jule war bei mir!”, stellte Pet eindeutig klar.
    „Müsst es ja ziemlich toll getrieben haben, wenn sie sich nicht mehr erinnert. Oder sollte ich mich so in dir irren und du bist der totale Langweiler, den man sowieso besser komplett wieder vergisst?”
    „Ha, ha, extrem witzig. Ich lache mich rund!” Pet schüttelte den Kopf.
    „War doch nur ein Scherz!”, verteidigte sich Susi prompt und zog einen Schmollmund, der wahrscheinlich bedeuten sollte: „Bitte, bitte, Pet, nimm es mir bloß nicht krumm!”
    „Hau einfach ab, Susi: Siehst du nicht, wie sehr du störst?” So direkt war Jule ja noch nie gewesen. Was war denn in sie gefahren?
    Aber es wirkte: Beleidigt zog sich Susi zurück.
    „Ich muss hinein, sonst gibt es Probleme mit dem Klassenlehrer, wie du weißt”, lenkte Pet ab.
    „Hiergeblieben! Wie war das nun, das mit meinem gestrigen Besuch?”
    Er forschte in ihrem unglaublich hübschen Gesicht. Einerseits war sie total überzeugt davon, nicht bei ihm gewesen zu sein, aber andererseits - schimpfte sie ihn nicht einen Lügner?
    Aber sie war doch da!, dachte er eine Spur verzweifelt. Pap ist mein Zeuge - und Ma genauso. Sie war da. Sie ist die Auserwählte - und ich...?
    Sie blinzelte verwirrt. „Ich begreife es nicht. Du behauptest, wir wären zusammen gewesen, aber ich habe doch die ganze Zeit über versucht, dich zu erreichen. Vergeblich.”
    „Wie lange hast du es versucht?”, fragte Pet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher