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Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe
Autoren: Alfred Bekker
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sich darüber ärgern konnte, fauchte er: „Und das findet ihr völlig in Ordnung?”
    „Müssen wir, Kapitän”, meinte Pet grinsend. „Bei allem Respekt dir gegenüber:  Es ging halt nicht anders. Wir mussten ständig auf dem Laufenden bleiben. Uns durfte nichts entgehen, was das Schiff und seine Umgebung betraf. Wir waren mit unseren Gedanken sogar dabei, als ihr den Lotsen angeheuert habt...”
    „Alle Wetter!”
    „Sei uns bitte nicht böse. Denke immer daran: Schließlich waren wir die ganze Zeit dabei deine Schutzengel - und die bekommen bekanntlich mehr mit als normale Sterbliche, nicht wahr?”
    „Das ist allerdings wahr”, gab Koschna verdattert zu. Ein flüchtiges Grinsen stahl sich in seine Miene: „Und wir dürfen darüber auch nicht vergessen, dass es uns nur so gelungen ist, die Welt zu retten!”
    „Genau!”, betonte Pet und hob die Hand. „Wo wir her sind, hebt man die Rechte und schlägt sie gegeneinander!”
    „So?”, wunderte sich Koschna.
    Jule ergänzte: „Manchmal ruft man dabei: Gib mir Fünf!”
    „Ja, nur manchmal!”, schränkte Pet ein.
    „Ja, weil deine besten Freunde eben gar nicht bis fünf zählen können!”
    „Das wäre mir neu, Jule: Sind deine Freunde nicht gleichzeitig auch meine Freunde?”
    „Hört auf mit diesen Albernheiten!”. rief Koschna lachend. „Ich muss sagen, manchmal habt es mich gewaltig genervt, aber wenn ihr jetzt wirklich geht, werde ich es mein leben lang schmerzlich vermissen.”
    Auch er hob die Rechte und sie gaben sich „die Fünf”, wie die besten Freunde - und das waren sie ja auch inzwischen. Jule schlug ebenfalls mit ein.
    Pet bückte sich nach dem magischen Stein und der Schriftrolle und nahm sie auf. Den Stein gab er Jule.
    „Sie ist dafür bestimmt, uns beide zurück zu bringen. Wir spüren beide in uns, dass der Stein dabei hilft.”
    „Ja, jetzt endlich wird es mir gelingen!”, verkündete Jule strahlend. „Aber ich muss zugeben, ich tu es mit einem lachenden und einem weinenden Auge.”
    „Genau wie ich!”, bestätigte Pet.
    „Etwa... wegen mir?”, fragte Koschna ein wenig bang.
    Sie nickten beide und Jule fügte hinzu: „Wenn ich nicht schon einen Vater hätte, würde ich mir einen wünschen, der so ist wie du, Kapitän!”
    Koschna konnte es nicht verhindern, dass Tränen in seine Augen stiegen, Tränen der Rührung. Dabei war er heilfroh, dass ihn so keiner seiner Männer sah.
    „Also dann!” Pet hob ein letztes Mal die Rechte und Koschna schlug ein. Auch Jule hob ihre hand zum Einschlagen. Dann nickte sie Pet zu - und sie veschwanden beide von einem Augenblick zum anderen.
    Es war völlig unspektakulär. Koschna starrte auf den leeren Fleck vor sich und mochte es gar nicht glauben.
    Der Wind wehte Sand über die Spuren von Jule und Pet und diese verwischten in Sekundenschnelle, als hätte es sie nie gegeben.
    „He, Kapitän, wo bleibst du?”, hörte er die Stimme von Schauron wie aus weiter Ferne.
    „Bin schon unterwegs!”
    „Und wo sind die Grünschnäbel?”
    „Zurück nach Hause!”
    „Wohin?”
    „Ach, vergiss es, das verstehst du sowieso nicht. Wenn sogar ich es nicht verstehe...”
     
    *
     
    Beladen mit Gold gelangte die Karawane zurück nach Kaschinir.
    Koschna-Perdoschna Wolfsauge war froh, als er die Planken der SEEWOLF wieder unter den Füßen hatte. Er fühlte sich auf dem Wasser einfach wohler als im ewigen Sandmeer der Wüste. Aber die Reise in diese Hölle hatte sich gelohnt.
    Beladen mit einer erheblichen Goldladung fuhr die SEEWOLF flussabwärts Richtung Delta, diesmal nahmen die Darscha-Dosch den Weg über Schanni-Schann.
    Als Koschna endlich, nach Wochen, wieder das offene Meer vor sich sah und der salzhaltige, nach Algen riechende Wind ihm durch die Haare fuhr, lächelte er.
    „Welchen Kurs, Kapitän?”, fragte Solamisch-Darrschon.
    „Heim nach Darscha-Dosch-Land”, sagte Koschna. „Geradewegs Richtung Norden! Jeder von euch wird einen guten Anteil von diesem Gold bekommen. Es ist ja nicht unbedingt notwendig, dass wir unseren abergläubischen Landsleuten davon erzählen, dass es neben halb vertrockneten Mumien gefunden wurde.”
    Koschna dachte an das Juwel und die Schriftrolle. Dabei dachte er zwangsläufig auch wieder an Jule und Pet. Was die wohl inzwischen taten? Wie war das wohl bei ihnen... zuhause? Er bereute es zutiefst, dass er sie nicht danach gefragt hatte. Ja, im Grunde genommen wusste er absolut gar nichts über Jule und Pet. Er war ihnen während all der Wochen
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