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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel
Autoren: James Herbert
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gegenüber der Treppe erreichte. Ich drehte mich überrascht um und schaute in das Zimmer - die anderen waren hier drin. Einige lagen auf dem Boden, andere saßen in Sesseln, einige standen aufrecht und starrten, als beobachteten sie mich. Aber sie waren alle tot. Ich wußte das nicht nur durch den Geruch, durch die blicklosen Augen, die verstümmelten Leiber. Ich wußte es durch die stehende Luft, durch die Lautlosigkeit des Raumes selbst.
    Benommen stieß ich mich von der Türe ab und lehnte meinen Körper Halt suchend an die Wand; meine Beine waren plötzlich schwach. Eine Bewegung vor mir ließ mich verharren, und ich sah eine kleine Tür unter der Treppenflucht. Ich konnte nur auf die sonnendurchflutete Vordertür zugehen, wagte es nicht, in die Tiefen des Hauses vorzudringen. Die Tür unter der Treppe bewegte sich wieder ganz leicht, und ich merkte, daß ein Luftzug das bewirkte. Ich bewegte mich näher darauf zu, den Rücken fest an die Wand gepreßt, war bald auf Höhe der kleinen Öffnung und glitt daran vorbei. Und dann streckte ich aus einem mir noch immer unbekanntem Grund die Hand aus und zog die Tür auf, so daß sie gegen die Treppe schlug und wieder von ihr zurückprallte. Ich glaubte, eine Bewegung zu sehen, aber vielleicht waren es nur die Schatten, die durch das plötzliche Licht entstanden.
    Da führten Stufen zu dem hinunter, was der Keller gewesen sein mußte. Ich konnte nur die Schwärze dort drunten sehen, eine tiefe, fast massive Finsternis. Und es war mehr die Finsternis als die Leichen, die mich veranlaßten, aus dem Hause zu fliehen...

1

    Sie saß allein am Küchentisch und brütete. Sie wußte, daß sie damit fertig werden mußte - ihr gemeinsames Leben war nicht gut, würde es nie sein. Die Idee, in das neue Stadthaus zu ziehen, schien damals gut gewesen zu sein; sie hatte geglaubt, daß ein richtiges eigenes Heim sein Verhalten ändern würde. Keine düsteren Apartments mehr, wo jede Reparatur, jeder Anstrich nur dem Vermieter zugutekam. Eine Chance, um etwas Festes aufzubauen, ein Fundament für ihre Beziehung. Heirat war für sie nicht wichtig, sie hatte ihn nie gedrängt. Aber das Haus war für die Kinder richtig ...
    Sie hatten die Gelegenheit für den Kauf genutzt, denn die Immobilienpreise stiegen unaufhörlich, erreichten ein unglaubliches Niveau, auf dem sie nur ein paar Monate blieben, und zogen dann weiter an. Sie hatten gezögert, den Makler noch einmal nach dem Preis zu fragen, fast befürchtet, er würde seinen Fehler bemerken und drei- oder viertausend aufschlagen. Doch er hatte den Preis bestätigt.
    Richard war ein wenig mißtrauisch gewesen, und sie hatte rasch den Vertrag abgeschlossen. Welche Nachteile sich auch später ergeben mochten, dies war zumindest ein neuer Anfang für sie. Außerdem waren es vor allem ihre Ersparnisse, mit denen die von dem Bauunternehmen geforderten zehn Prozent Eigenkapitel bezahlt wurden. Die bisherigen Besitzer waren bereits fort - »ausgewandert«, sagte der Makler, und so waren sie binnen eines Monats eingezogen.
    Es dauerte nicht lange, bis die Gerüchte zu ihnen drangen. Sie blickte auf das leere Tablettenröhrchen auf dem Tisch, ergriff es und drehte es zwischen ihren Fingern. An diesem Morgen waren noch sieben übrig geblieben. Sie hatte immer weniger Valiumtabletten zu sich genommen, Fortschritte gemacht, sich von ihrem Nervenzusammenbruch vor sechs Monaten erholt, die Erinnerung verdrängt, war damit fertig geworden. Aber Richard hatte sich nicht verändert. Ihre „Beinahe Selbstzerstörung“ hatte die Entwicklung nur wenig gehemmt; er machte wie früher weiter. Seine Entschuldigung war jetzt das Haus, die Straße, die anderen Häuser. Er fühlte sich dort unwohl, die Leute waren unfreundlich. Andere zogen weg mindestens drei Familien in den zwei Monaten, die sie dort wohnten. Etwas stimmte mit der Straße nicht.
    Sie hatte es auch gefühlt, kaum nachdem sie eingezogen waren, aber ihr Unbehagen war durch ihre neue Hoffnung beschwichtigt worden. Die Dinge sollten sich ändern, besser werden; stattdessen waren sie schlimmer geworden. Er hatte immer viel getrunken, aber es war erträglich gewesen — sein Beruf als Repräsentant für ein Grafikstudio brachte es ohnehin mit sich, daß er mit Kunden trank. Daß er gelegentlich mit Frauen schlief, war für sie unbedeutend — sie kannte seine Unzulänglichkeiten und bezweifelte, daß er selbst es genoß. Es war seine Verstimmung, mit der sie einfach nicht mehr leben konnte.
    Er nahm
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