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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel
Autoren: James Herbert
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Ein Geist kann unendlich lange >leben<, solange sein Abbild von anderen gesehen werden kann. Der Geist besteht tatsächlich aus telepathischen Wellen, ein Bild, das im Verstand eines lebenden Menschen Jahre, Tage, vielleicht Jahrhunderte zuvor entstanden und in den Verstand anderer übertragen worden ist, die heute leben.«
    Bishop seufzte innerlich; er konnte sehen, daß er sie enttäuschte. Sie hatten nicht erwartet, daß er Geister als wissenschaftliche Phänomene erklären würde. Sie wollten das Thema romantisiert, den mystischen Aspekt erhöht wissen. Selbst die Skeptiker unter ihnen wirkten ernüchtert.
    »Sie führen das also auf Elektrizität zurück?« Der bärtige Mann in der ersten Reihe lehnte sich zurück und verschränkte seine Arme, einen Hauch von Selbstgefälligkeit in seinem Lächeln.
    »Nein, nicht direkt. Aber eine elektrische Ladung, die an die Nervenfasern des Hirns angelegt wird, bringt eine Person dazu, Blitze zu sehen oder Geräusche zu hören. Ein Reiz, der einen entsprechenden Hirnbereich erreicht, könnte also ein Phantombild erzeugen. Denken Sie daran, daß das Hirn durch elektrische Impulse funktioniert und daß wir davon auch umgeben sind. Das Konzept von Impulsen, die durch unsere Sinne aus der Luft aufgenommen werden - wobei wir als Empfänger agieren — ist nicht schwer zu verstehen. Sie werden vielleicht von Krisenerscheinungen gehörten haben — d.h. wenn jemand das Bild eines Freundes oder Verwandten vor sich sieht, der ein traumatisches Erlebnis hat, zum Beispiel viele Meilen entfernt gerade stirbt. Vielleicht wurde zur gleichen Zeit sogar eine Stimme gehört.«
    Ein paar Köpfe nickten zustimmend.
    »Das kann dadurch erklärt werden, daß die Person, die diesen extremen Streßmoment erlebt, an die Person denkt, die ihr am nächsten steht, vielleicht nach ihr ruft. In solchen Situationen sind Gehirnwellen extrem aktiv - das ist durch elektroenzephalographische Apparate bewiesen worden. Wenn sie eine gewisse Intensität erreichen, kann ein telepathisches Bild entweder an einen Empfänger oder in die Atmosphäre gesendet werden. Neue, unsere Hirnkräfte betreffende Tatsachen werden durch die Wissenschaft immer schneller ans Licht gebracht. Ich vermute, daß Mystizismus und Technologie zum Ende des Jahrhunderts eins sein werden. So etwas wie >Geister< gibt es dann nicht mehr.«
    Ein leises Gemurmel ging durch die Versammlung, während man sich mit Befremden, Bestürzung oder Enttäuschung anschaute.
    »Mr. Bishop?« Die Frauenstimme kam aus der hintersten Reihe und Bishop kniff die Augen zusammen, um die Fragerin besser sehen zu können. »Mr. Bishop, Sie bezeichnen sich selbst als Geisterjäger. Können Sie uns dann verraten, warum Sie so viele Jahre mit der Jagd auf elektrische Impulse verbracht haben?«
    Eine kleine Welle von Gelächter durchrieselte die Zuhörerschaft, und Bishop lächelte mit ihnen. Er beschloß, mit seiner Antwort den Vortrag zu beschließen.
    »Ich beschäftige mich mit der Erforschung von Erscheinungen, weil ich glaube, daß sie von spezieller wissenschaftlicher Bedeutung sind. Alle Phänomene haben eine rationale Erklärung — wir sind nur noch nicht fortgeschritten genug, um diese Erklärung wahrzunehmen. Jede nützliche Information, die wir erlangen können, ist wertvoll. Die Menschheit befindet sich in einem erregenden Entwicklungsstadium, in dem sich orthodoxe Wissenschaft und das Paranormale aufeinander zu bewegen. In unserer Zeit wird Parapsychologie ernst genommen und logisch erforscht mit all der fortschrittlichen Technologie, die uns zur Verfügung steht. Wir können es uns nicht länger leisten, die Narren, die Romantiker und die Irregeleiteten zu tolerieren; noch weniger können wir die Scharlatane tolerieren, die professionellen Geisterseher oder die Medien, die von der Unwissenheit und Sorge anderer leben. Der Durchbruch steht kurz bevor und darf durch diese Menschen nicht behindert werden.«
    Seine letzten Worte verursachten einen oberflächlichen, höflichen Applaus. Er hob eine Hand, um anzudeuten, daß er noch nicht fertig sei.
    »Da ist noch ein weiterer Punkt. Viele Menschen sind durch Beweise des Paranormalen, durch >Geister< -Erscheinungen emotional beunruhigt und verängstigt worden: wenn ich dazu beitragen kann, solche Ereignisse verständlich zu machen, so daß man sich nicht mehr davor fürchtet, dann rechtfertigt das allein meine Arbeit. Ich habe hier noch eine Liste von Organisationen, die sich mit physikalischer Forschung und
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