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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod
Autoren: P.B. RYAN
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die Tür gesetzt und gesagt, wir bräuchten nicht wiederzukommen.“
    â€žWie schrecklich grausam“, sagte Gracie.
    Alle Blicke richteten sich auf sie.
    â€žKomm mal her, Butterblümchen“, meinte Nell. Gracie kletterte auf den Schoß ihrer Gouvernante, die ihr ins Ohr flüsterte: „Es ist schrecklich grausam, aber du sollst nicht dazwischenplappern, wenn Erwachsene sich unterhalten.“
    â€žMrs. Fallon hat gehofft, wenn sie zu mir käme und von Mutter zu Mutter spräche, würde sie eher Gehör finden“, meinte Viola.
    Ganz offensichtlich war diese Hoffnung nicht enttäuscht worden.
    â€žHaben Sie die Freunde und Bekannten Ihrer Tochter gefragt, wo sie sein könnte?“, erkundigte sich Nell.
    Mrs. Fallon streichelte noch immer die Puppe und nickte. „Ich hab bestimmt mit jedem in Charlestown gesprochen, oder es wenigstens versucht. Manche, also zum Beispiel die Mädchen, mit denen sie in der Fabrik arbeitet, haben mich kaum eines Blickes gewürdigt. Andere waren ganz gesprächig, wussten aber auch nicht viel. Einfach verschwunden, von einem Tag auf den andern. Samstag ist sie zur Arbeit gegangen und seitdem nicht mehr nach Hause gekommen.“
    â€žSagten Sie nicht, sie wäre seit Sonntag verschwunden?“, fragte Nell verwundert.
    Mrs. Fallon errötete. „Na ja, sie ist … äh …“
    â€žSie ist samstags nie nach Hause gekommen“, sprang ihr Mann ein. „Dieser Virgil hat sie von der Arbeit abgeholt, und dann sind die beiden irgendwohin hin, wo sie … na ja …“
    â€žIch verstehe“, meinte Nell. „Aber den Tag darauf kommt sie sonst nach Hause?“
    â€žJeden Sonntagabend um sechs Uhr“, bestätigte Mrs. Fallon, „denn zu der Zeit muss Virgil den Pferdewagen zu Ollie Fuller zurückbringen.“
    â€žOllie ist ja Kohlenhändler in Charlestown“, erklärte ihr Mann, „aber weil er am Sonntag nicht arbeitet, vermietet er sein Fuhrwerk von Samstagabend bis Sonntagabend an Virgil.“
    â€žWo fahren sie denn hin?“, wollte Nell wissen.
    Mrs. Fallon schüttelte den Kopf. „Bridie mochte nicht mit mir darüber reden. Sie wusste, was ich davon hielt. Hochwürden Dunne, der Priester in der Kirche zu Unbefleckten Empfängnis, fragt uns immer, warum sie sonntags nie zur Messe kommt. Und was soll ich ihm denn da sagen?“
    â€žIch glaub ja doch, dass der Jimmy was wissen könnte“, meinte Mr. Fallon zu seiner Frau. „Wenn du sie finden willst, fragst du am besten …“
    â€žIch habe gesagt, dass ich reden würde“, zischte sie ihn an. „Habe ich das nicht gesagt?“
    â€žJimmy?“, hakte Nell nach.
    â€žDer ist nicht weiter wichtig“, entgegnete Mrs. Fallon geschwind.
    â€žEr ist Bridies Ehemann“, sagte Mr. Fallon.

2. KAPITEL
    Mrs. Fallon schaute ihren Mann finster an und errötete noch tiefer.
    â€žAh ja“, bemerkte Viola.
    â€žDas wird ja immer seltsamerer“, sagte Gracie.
    Oje. Nell und Viola sahen sich an.
    â€žIch glaube, dass Gracie jetzt gern anderswo spielen möchte“, meinte Viola. „Vielleicht könnten wir ja Miss Parrish bitten …“
    Miss Edna Parrish, mittlerweile über achtzig, war einst Violas Kinderfrau gewesen und dann die ihrer Söhne. Manchmal sah sie auch nach Gracie, verbrachte ihre Vormittage nun jedoch lieber mit Bibellektüre oder ihrer Näharbeit.
    â€žNein !“ Gracie schlang ihre Arme um Nells Hals. „Ich will nicht zu Miss Parrish. Ich will bei Miss Sweeney bleiben!“
    â€žIst es denn nicht langsam an der Zeit, dass Hortense ihren Mittagsschlaf macht?“, fragte Nell sie.
„Nein! Nein. Noch nicht“, befand Gracie. Für gewöhnlich bettete sie ihre Lieblingspuppe in ihre Wiege, sobald das zweite Frühstück ins Kinderzimmer hinaufgebracht wurde.
    â€žAber fast“, meinte Nell und hob das kleine Mädchen von ihrem Schoß. „Vielleicht mag Mrs. Fallon dir ja helfen, Hortense ins Bett zu bringen.“
    Mrs. Fallon hielt die Puppe noch immer im Arm. Kurz zögerte sie, dann sagte sie lächelnd: „Aber ja. Ich … ja, gerne doch. Sehr gern.“ Sie schaute so dankbar drein, dass Nell sich fast ein wenig schuldig fühlte, da sie doch nur einen Vorwand suchte, sie für eine Weile loszuwerden.
    Die Aussicht auf etwas Abwechslung bei ihrer täglichen Aufgabe schien Gracie
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