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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod
Autoren: P.B. RYAN
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bei uns, und ich hab seitdem keine blauen Flecken mehr an ihr gesehen, aber vielleicht gehört er ja zu denen, die erst mal abwarten und dann richtig zuschlagen, wenn’s nicht mehr anders geht.“
    Oder zu denen, die dorthin schlagen, wo man es nicht sieht, dachte Nell bei sich.
    â€žWenn die beiden zusammen durchgebrannt sind“, fuhr Fallon fort, „und sie ihn genauso zum Narren hält wie Jimmy … tja, wer weiß, was dann geschieht.“
    Er nahm sich noch ein Sandwich und fügte hinzu: „Oder schon geschehen ist.“
    â€žSie tut mir leid“, bemerkte Viola, nachdem die Fallons gegangen waren.
    â€žMrs. Fallon?“
    Sie nickte. „Und Bridie. Es ist so leicht, sie ein gefallenes Mädchen zu nennen und als unwürdig abzutun, aber meist ist derlei doch …“
    â€žViel komplizierter?“, vermutete Nell und lächelte. Sie hörte diesen Ausspruch nicht das erste Mal von Viola, für die das Leben nicht nur in Schwarz und Weiß bestand, sondern unendlich viele Farbschichten verschiedenster Töne und Nuancen bereithielt. Und hatte nicht Mr. Hewitt auch sie einst vor der Schande einer jugendlichen Verfehlung bewahrt, als er sie heiratete, obwohl sie ein Kind – namentlich Will – von einem anderen Mann erwartete? Wie Nell selbst, so wusste auch Viola Hewitt nur zu gut, wie leicht eine Frau durch äußere Umstände vom rechten Pfad abkommen konnte … und ebenso gut kannte sie die Folgen, wenngleich sie ihr selbst erspart geblieben waren.
    Nun meinte sie: „Ich möchte Sie um etwas bitten.“
    Nell seufzte.
    â€žWenn ich mich selbst darum kümmern könnte“, sagte Viola rasch, „würde ich es tun. Aber mit diesen nutzlosen Beinen …“
    â€žMrs. Hewitt …“
    â€žAls Will letzten Winter verhaftet wurde, waren Sie mir eine solche Hilfe. Ich weiß, dass Sie herausfinden können, was mit Bridie geschehen ist. Sie haben so etwas an sich … die Menschen vertrauen Ihnen – sie erzählen Ihnen Dinge, die sie anderen gegenüber gerne verschweigen. Und Sie haben einen so scharfen Verstand, Nell. Ihnen entgeht nichts.“
    â€žIch tappte ehrlich gesagt recht häufig im Dunkeln“, bekannte Nell. „Und wenn Sie wüssten, wie oft ich die falschen Schlüsse gezogen habe …“ Sie schlussfolgern zu viel, hatte Will stets zu ihr gesagt. Viel zu viele voreilige Vermutungen. Und er hatte recht gehabt.
    â€žHarry wird ihr keine Hilfe sein“, befand Viola. „Mr. Hewitt auch nicht. Diese arme Frau hat außer mir niemanden, an den sie sich wenden kann! Und ich habe nur Sie, Nell.“
    â€žIch muss mich um Gracie kümmern.“
    â€žSie macht jetzt ihren Mittagsschlaf und wird nicht vor drei, halb vier aufwachen. Und dann kann Miss Parrish nach ihr sehen.“
    â€žSie möchten, dass ich gleich heute damit beginne?“
    â€žMir scheint hier jede Minute zu zählen. Ich sage Brady sofort Bescheid, dass er Sie mit dem Brougham nach Charlestown hinüberfahren soll, damit Sie keine Mietkutsche nehmen müssen. Und ein Schreiben mit meiner Empfehlung und Bitte um Unterstützung und dergleichen gebe ich Ihnen auch mit – das könnte Ihnen vielleicht hie und da helfen.“ Eine von Viola Hewitts eigentümlichen Untertreibungen, war sie doch eine der bedeutendsten Damen Bostons, eine angesehene Philanthropin und Matriarchin einer der ältesten Familien der Stadt. Ihre Empfehlung öffnete einem alle Türen, oder zumindest fast alle.
    Nell betrachtete das Muster des Orientteppichs und dachte an alles, was Viola Hewitt ihr in den letzten vier Jahren gegeben hatte, insbesondere an Gracie. Als sie wieder aufsah, begegnete sie Violas wohlwollendem Blick. „Sie wissen, dass ich Ihnen die Bitte nicht ausschlagen kann“, meinte sie.
    â€žIch danke Ihnen, meine Liebe.“ Viola giff nach Nells Hand und drückte sie. „Sie müssen wissen, dass Sie mir nicht nur meine Beine ersetzen – mehr noch als Gracie sind Sie mir die Tochter, die ich nie hatte. Ich wüsste nicht, was ich ohne Sie tun würde.“

3. KAPITEL
    â€žDas hier ist die Weberei“, sagte die junge Fabrikarbeiterin, die sich bereitgefunden hatte, Nell zum Arbeitsplatz von Bridie Sullivan zu führen. Das Mädchen musste fast schreien, um den stampfenden Maschinenlärm zu übertönen, der die Tuchfabrik der Hewitts
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