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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne
Autoren: Philip José Farmer
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daß dies die Worte der Großen Mutter wären, und daß derjenige, der sie zu lesen verstand, wie eines ihrer göttlichen Kinder werden und große Macht innehaben würde.
    Eine Frau vom Avadeym-Stamme aber, die eine Schildkröte geheiratet hatte, hatte eine andere Erklärung. Sie hatte gesagt, daß es von der Großen Mutter gesandte Boote seien. Wenn dann die Zeit käme, da der Himmel zu heiß und hell für das Leben auf der Erde geworden wäre, würden die B oo te herunterkommen, damit die Menschen einsteigen könnten. Dann würden sie ihre Pa s sagiere an einen fernen Ort bringen, wo es nie zu heiß wäre und wo es keine gefährlichen Tiere gäbe und wo die Menschen ewig und in Frieden leben würden.
    Deyv glaubte dem Schamanen. Was wußte eine vom Stamme der Avadeym schon von solchen Dingen? Und wieso sollten die Avadeym an einem solchen Ort leben dürfen? Was hatten sie getan, um das zu verdienen? W a ren sie nicht die Feinde der Schildkröten? Die Schildkr ö ten konnten zu diesem Ort, falls es ihn überhaupt gab, gehen. Aber die Avadeym? Niemals!
    Deyv und Jum kamen an einen kleinen Fluß. Jum trank durstig; Deyv nahm einen Mundvoll. An dieser Stelle fiel die Böschung zu einem schmalen Sandstrand hin ab. Auf dem Sand waren zuerst ein paar große weiße Vögel mit großen Schnäbeln und ein riesiges, langschwänziges, blaßblaues Flußtier mit langen Kiefern und Zähnen gewesen. Als Jum, der seinem Herrn vorau s lief, aus dem Gebüsch gesprungen war, hatten die Vögel laute Schreie ausgestoßen und waren davon geflogen. Das Flußtier, das groß genug war, um es mit einem Du t zend Männer aufzunehmen, hatte gequakt und sich dann ins Wasser gleiten lassen.
    Deyv wußte, daß das Athaksum keine Angst vor ihnen hatte. Es war jetzt im Fluß, blickte sie mit den oben auf dem Kopf sitzenden Augen an und hoffte, daß sie vers u chen würden, den Strom zu durchqueren. Es fraß zwar auch Menschen, aber es war verrückt nach Hundefleisch. Jum wußte das, und deshalb winselte er.
    Das Wasser war ziemlich klar, denn es hatte seit ung e fähr dreißig Ruhezeiten nicht mehr geregnet. Ein Strudel zeigte die Stelle an, an der das Athaksum getaucht war. Jetzt saß es sicher irgendwo auf dem Grund und wartete mit seinen scharfen Augen und den im Fleisch vergrab e nen Ohren, denen keine Störung des Wassers entging, daß sie in sein Reich eindrangen. Dann würde es blit z schnell mit seinem rudernden Schwanz durch die Fluten gleiten, mit den mit Schwimmhäuten versehene Pfoten das Wasser zerteilen, die Kiefer geschlossen, aber allzeit bereit, die vielen spitzen Zähne ins Fleisch des Opfers zu schlagen.
    Jum blickte Deyv an, und er winselte immer noch.
    Deyv tätschelte ihm den Kopf. „Keine Angst, das schaffen wir schon.“
    Jum hörte auf, seine unglücklichen Laute von sich zu geben, sah jedoch so sorgenvoll drein, wie es ihm der Mangel an Gesichtsmuskeln erlaubte.
    Am Strand lag ein Haufen Treibholz und am Ufer a n geschwemmter Schutt. Deyv schleppte zwei Baumstä m me an den Rand des Flusses und schnitt mit seinem Schwert die Lianen ab. Es dauerte eine ganze Weile, bis er die Holzklötze aneinandergebunden hatte. Inzwischen waren die Vögel an den Strand zurückgekehrt, hielten sich jedoch nicht ganz dreißig Meter entfernt von ihnen auf. Einmal tauchten die Ausbuchtungen oben auf dem Kopf des Flußtieres wieder hervor; die Augen blickten kalt zu den künftigen Opfern hinüber und versanken wi e der. Etwas später sah Deyv das Athaksum flüchtig etwa einen Meter unter der Wasseroberfläche. Aber es war ebenso rasch wieder verschwunden.
    Als er mit dem Zusammenbinden des Treibholzes fe r tig war, befahl Deyv dem Hund, sich auf die vordere Hälfte zu begeben. Jum tat vorsichtig, wie ihm geheißen war, und setzte sich hin. Deyv schob das aus den zwei Stämmen bestehende Floß, falls man es so nennen kon n te, ins Wasser. Er hatte vor, danach auf der hinteren Häl f te aufzuspringen. Gleich darauf würde er das Blasrohr aus der Hülle ziehen und einen Pfeil einlegen.
    Aber noch bevor er durch das seichte Wasser gewatet war und sich auf den Stämmen niedergelassen hatte, merkte er, wie der Sand unter seinen Füßen zuerst leicht erbebte und dann heftig aufgewirbelt wurde. Etwas knal l te wie eine Peitsche. In dem Moment war er schon im Fluß. Auf und ab wogender Schlamm trat an die Stelle des Sandes, und plötzlich erhob sich der Fluß, kochte auf und stürzte ihm in einer kleinen Welle entgegen.
    Er dachte: ein Erdbeben!
    Es
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