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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne
Autoren: Philip José Farmer
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an einem Abhang gelegen war. Von hier führte der Pfad abwärts durch Pflanzen hindurch, die nur taillenhoch waren. Sie hatten schlanke Stiele, an d e ren Spitzen sich Blüten mit einem schwarzen Mittelstück, einer blauen Iris und zwölf braungelben, schwertförm i gen Blumenblättern befanden. Die ihm am nächsten wuchsen, wandten ihm ihre Köpfe zu, als er vorüberging.
    Deyv trieb Jum zum Laufen an. Wenn die Pflanzen ein mögliches Opfer entdeckten, verströmten sie gewöhnlich einen Duft, der ganze Schwärme großer, stechender I n sekten anzog. Nachdem diese ihm tödliche Stiche zug e fügt hätten, würden sie sich in seinem Körper einnisten und dort ihre Eier legen. Die Pflanzen würden Wurzeln treiben und sein Fleisch aufzehren.
    Plötzlich hüllte ihn ein schwerer, berauschender G e ruch ein. Aber er und der Hund hatten, noch bevor er das zirpende Geräusch vernahm, den Dschungel erreicht. Er lief noch eine Weile weiter, da die Insekten dafür b e kannt waren, daß sie ihre Beute gelegentlich bis in den Wald hineintrieben. Sobald er nicht mehr verfolgt we r den konnte, verlangsamte er seinen Schritt. Es war g e fährlich, im Dschungel zu laufen. Das Geräusch zog die Aufmerksamkeit von Raubtieren oder feindlichen Sta m mesgenossen auf sich.
    Kurz darauf gelangte er zu einer weiteren Lichtung an einem Abhang, die einst von der Vevshmikl -P fl anze b e wachsen gewesen war. Eine Menge riesiger Tiere bewe g te sich langsam bergab und fraß die Pflanzen in sich hi n ein. Die Beine waren wie schwarze Säulen, ihre Leiber hatten mächtige gelbe Bäuche, und auf ihren dicken und dabei langen Hälsen saßen Köpfe mit breiten, hängenden Lippen und einem Paar gleich aussehender Hörner über jedem Auge. Die großen blauen, fächerförmigen Ohren hoben und senkten sich langsam, und die blauen Schwänze zuckten.
    Deyv und Jum gingen den Berg hinab, wobei sie einen weiten Bogen um die Tiere machten. Wenn man sie in Ruhe ließ, ließen sie einen auch in Ruhe.
    Fast Dreiviertel des Pflanzenbestandes war ve r schwunden. Die übriggebliebenen Pflanzen hatten ihre Blütenköpfe dem heraufziehenden Untergang zugewandt, wenn auch zweifelhaft war, daß sie „sehen“ konnten. Von den unteren Enden der Stiele kam ein lautes Kna c ken, das daher rührte, daß die Insekten ihre hornigen Fühler aneinanderrieben. Auch sie waren zum Untergang verurteilt. Wenn ihre Blütenpartner in den klaffenden Mäulern der Avadeym verschwunden wären, würden sie hervorkommen und in die dicken Häute zu stechen ve r suchen. Aber die großen Füße der Tiere würden sie ze r stampfen, und nach einer Weile würde es weder die Pflanzen noch die Insektenpartner dieser Symbiose mehr geben.
    Das Gras würde für viele Ruhezeiten an ihre Stelle tr e ten und gedeihen. Dann würden langsam die Samen der Vevshmikl aufgehen, und mit der Zeit würde das offene Feld wieder ganz mit ihnen bewachsen sein. Die Eier der Fukuki-Insekten würden platzen, und die Gegend wäre von neuem gefährlich. Dann würden die Avadeym über einen Dschungelpfad kommen und abermals zu fressen beginnen.
    Der Himmel war immer noch weiß, ja, er war so hell, daß Deyv blind geworden wäre, wenn er länger hinau f gesehen hätte. Der Wind fegte über die Bäume und den Abhang hinweg und verschaffte seinem schwitzenden Körper etwas Kühlung. Hinter ihm begannen sich schwarze Wolken zusammenzuballen. Noch vor der nächsten Ruhezeit würde es zu schweren Regenfällen kommen.
    Hoch oben trieb das erste von mehreren eigenartigen Gebilden am Himmel und näherte sich gegen den Wind. Seit er ein kleiner Junge gewesen war, hatte Deyv diese gewaltigen schwarzen Gebilde über dem Stammesgebiet gesehen. Sie kamen unfehlbar alle zwölf Ruhezeiten, obwohl man sie natürlich nicht sehen konnte, wenn der Himmel bedeckt war.
    Bald war die erste dieser Erscheinungen nahe genug, daß Deyv sie richtig erkennen konnte. Sie schwebte pa r allel zur Erde; es war ein Gebilde, das länger und breiter sein mußte als die Lichtung, auf der er sich befand. Viel größer. Sie setzte sich aus zwei parallelen Linien z u sammen, die von zwei weiteren gekreuzt wurden:
    Dann kam das zweite Gebilde in Sicht, und als es nahe genug herangekommen war, stellte es sich heraus, daß es ein S war.
    Das dritte war ein O.
    Das vierte ein X.
    Das fünfte ein H.
    Immer näher kamen sie, aber Deyv ging unter den Bäumen her und konnte die Gebilde nicht sehen; so dick war die Decke des Dschungels.
    Der Schamane hatte gesagt,
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