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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne
Autoren: Philip José Farmer
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wie lange er zitternd vor Angst und krank vor Einsamkeit würde ausharren müssen.
    Aber trotzdem war er aufmerksam. Er hatte alle Sinne angespannt. Hinter jedem Strauch oder Baum konnte eine Giftschlange, ein großer roter Kakerlakenschwarm, das Wesen-mit-der-Schlangennase , ein Geist-mit-giftigem-Urin, der Zehbeißer oder ein auf Kopf und Seelenei b e dachter feindlicher Stammesangehöriger stecken. Mögl i cherweise war sogar eine feindliche Frau auf der Suche nach einem Partner, obwohl das selten vorkam.
    Der Wind blies ihm entgegen. Obwohl dieser die blät t rigen Wipfel der hohen Bäume hin und her wogen ließ, wehte er nur leicht über den Pfad. Dennoch hätte Jum bei diesem Wind eigentlich fähig sein sollen, alles, was sich vor seiner Nase befand, zu wittern. Alles außer einem Geist, und Hunde galten allgemein als besonders sens i bel, was diese grausigeren Dinge betraf.
    Es war töricht, etwas Leichtfüßiges aber Unheimliches in der Nähe hören zu wollen. Im Dschungel hallte, gellte, krächzte, schnatterte, schrie, trompetete, kicherte, tro m melte, flötete und kreischte es wie wild durcheinander. Die meisten Urheber dieses Lärms hielten sich versteckt, aber gelegentlich erblickte Deyv einen Vogel, ein Kriec h tier, einen Fingerbär, ein Geschöpf gleich einem Blasrohr auf vier Beinen, eine Schar Grollaffen oder eine alleinlebende Kakerlake; und einmal, als eine Schildkröte mit diamantenem Rücken ihre gewaltige gepanzerte Masse über den Weg schob, blieb er stehen. War sie auch nicht sein Tote m zeichen, so doch eng damit verwandt, und darum grüßte er sie höflich und wünschte ihr alles Gute.
    Hinter ihr kam ein ganzes Regiment kleiner gelber Kakerlaken von der Größe einer Maus. Sie hofften auf ihren Kot oder auf eine Spalte zwischen Fleisch und Pa n zer, um sich dort einzunisten. Deyv hob einen verdorrten Stock auf und schlug etwa ein Dutzend von ihnen zu Brei. Die Überlebenden verschwanden eiligst im Gras, während Deyv hinter dem Diamantrücken herrief: „Jetzt bist du mir etwas schuldig, o große Schwester.“
    Jum fraß die Kadaver und schnupperte nach mehr. Er hatte seine eine Mahlzeit, die er zwischen den Zeiten, in denen er ruhte, einnahm, schon hinter sich, aber er kon n te sich, wie es Art der Hunde war, bis zum Platzen vol l fressen, wenn sich ihm die Gelegenheit bot. Obwohl er keinen Ekel empfand, aß Deyv nicht mit. Statt dessen hatten es ihm ein paar leicht zu pflückende, große, runde gelbe Früchte angetan, die von den Vögeln nur angepickt worden waren. Während er zwei davon in der einen Hand hielt und eine dritte aus der anderen aß, ging er weiter. Nahrung zu finden war in seiner Welt kein Problem. Ein Problem war nur, nicht zur Nahrung für andere zu we r den.
    Vor nur dreißig Ruhezeiten hatte sich Deyv mit dem Stamm zum Platz-der-Zeit-des-Handels begeben. Nach jeweils neunundvierzig Umläufen des Schwarzen Tieres legten die neun Stämme, die in dem Gebiet lebten, die kriegerischen Auseinandersetzungen bei und versamme l ten sich friedlich auf dem Platz. Es handelte sich hierbei um ein Haus, das nur von Tieren, Vögeln und Insekten und möglicherweise von einem nicht bösen Geist bewohnt war, ein zentral gelegenes Haus. Es war uralter, nie von auch nur einem einzigen Bruch des Waffenstillstandes befleckter Brauch, daß sich zu dieser Zeit die Stämme auf den Weg machten und sich auf dem Platz versammelten. Dieser lag nahe einem breiten Fluß in einer Gegend mit starkem Wildwuchs, der zu jeder Zeit-des-Handels gelic h tet wurde. Hier handelte man mit den Erzeugnissen, die der eine Stamm besaß und an denen es den anderen mangelte. Die Geschäfte wurden in aller Ruhe abgewickelt, wobei freundliches Feilschen mit dem Feiern von Festen abwec h selte. Es wurde geraucht und getrunken, man nahm Drogen und erzählte erotische Witze, die jungen Männer und Fra u en trugen athletische Wettspiele gegeneinander aus, und es wurden Neuigkeiten über die Jagd ausgetauscht, Geister beschwört und Wettbewerbe veranstaltet, bei denen der gewann, der am besten prahlte.
    Deyvs Stamm handelte mit verschiedenen Schildkr ö tenpanzern, den aus ihnen hergestellten Harfen, einem großen Flaschenkürbis, der einzig im Gebiet dieses Stammes wuchs, einer aus einer Pflanze und anderen Z u taten bestehenden Droge, mit deren Hilfe man zu kurzen Gesprächen seine Ahnen herbeirufen konnte, die aber unglücklicherweise von verheerenden Blähungen begle i tet wurde, und mit einem Insekt, dessen Stich der
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