Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duniyas Gaben: Roman

Duniyas Gaben: Roman

Titel: Duniyas Gaben: Roman
Autoren: Nuruddin Farah
Vom Netzwerk:
nagenden Zweifel abzuschütteln: Der Mann sah nicht wie ein Taxifahrer aus und sprach und benahm sich auch nicht so. Äußerungen wie »Zu Diensten, Madame« zwickten seine Zunge genauso, wie neue Schuhe auf die Zehen drücken. Er fuhr zögernd, ging behutsam mit der Schaltung um, als wäre er mehr an eine Automatik als an manuelles Gangeinlegen gewöhnt. Er erinnerte sie an einen unerfahrenen Reiter im Sattel eines noch nicht zugerittenen Pferdes. Etliche Male bockte das Auto, und er stieg aus, murmelte Entschuldigungen, öffnete die Motorhaube, zog an den Draht- Eingeweiden, stieg dann wieder ein, nur um den ganzen Vorgang noch einmal wiederholen zu müssen. Er wirkte weder ängstlich, noch benahm er sich wie ein professioneller Chauffeur, dessen Lebensunterhalt vom Funktionieren des Fahrzeugs abhing. Er glich eher einem Mann, der sich dazu herabläßt, für einen zu kochen, während sowohl Dienstmädchen als auch Gemahlin weg sind: jemand, der nicht wegen des schlecht zubereiteten Mahls in Erinnerung bleiben will, sondern wegen der Ergebenheit, mit der er einen bedient der in die Aufgabe gesteckten Mühe.
    Während er gemächlich dahinzuckelte, sagte er: »Wie du bereit s erahn t hast , bi n ic h mi t de n Idiosynkrasie n diese s Taxis nicht vertraut.«
    Dan n sa h Duniy a ih r eigene s un d sei n Gesich t i m Rahmen de s Rückspiegels , al s hätte n si e beid e ih r ganze s Lebe n lang auf diesen einen Augenblick gewartet, in dem ihre Ebenbilder sich diesen Raum teilten, eingeschlossen in ein gemeinsames Schicksal . E r grinste , sei n Kiefe r kräftig , sei n Gesicht , da s ein freund l iches Lächeln ausstrahlte, so glatt rasiert wie Wachstuch . Da s flößt e ih r ei n unheimliche s Schwächegefühl ein, so als würde sie den Boden unter den Füßen verlieren. Urplötzlic h wollt e si e nich t meh r mi t ih m allei n sein. Gleichzeiti g abe r ka m ih r di e Erken n tnis, daß sie diesen Mann kannte, sogar namentlich. »Warum gibst du dich als jemand aus , de r d u ga r nich t bist , Bosaaso? « fragt e sie.
    »Ic h fürchte , ic h hab e kein e Ahnung , wovo n d u s prichst«, erwiderte er.
    »Verkleidun g komm t euc h Männer n wi e gerufen , sobal d ihr nich t meh r au f eur e natürliche n Verstellungskünste zurückgreife n könnt . Männe r … « ga b si e i n eine m To n von sich, als würde das Wort eine Spezies beschreiben, für die sie nicht s al s Verachtun g übri g hatte.
    Si e blickt e zu m Himme l auf . Di e Sonn e schie n v o n schmalen, stelzenartige n Wolkensträhne n a n Or t un d Stell e gehalte n zu werden , s o wei ß wi e de r Zwei g eine s laubabwerfenden Baume s ohn e Rinde . Unterhal b de r Sonn e befande n sic h zwei winzig e dunkl e Wolken , di e wi e Fußbänk e aussahen.
    Si e un d Bosaas o kannte n sich. Sie hatte Nachtwache gehabt, al s sein e inzwische n verstorben e Fra u einig e Tag e i n intensiver Betreuun g au f de r Entbindungsstatio n verbrachte , i n der Duniy a Oberschweste r war . Außerde m hatte n si e einen gemeinsame n Freun d i n Dr . Mire , de m leitende n Fr a uenarzt de r Klinik , de r ei n Schulfreun d vo n Bosaas o war.
    »Hätt e ic h gewußt , da ß die s hie r kei n Tax i ist , hätt e ic h es nich t hergewunken , darau f kanns t d u dic h verlassen« , sagte si e .
    »Abe r e s is t nu r dan n kei n Taxi , wen n ic h e s fahre« , sagte Bosaaso.
    »Warum fährs t d u e s überhaupt?«
    »Wei l mei n eigene r Wage n bei m Kundendiens t ist , deshalb.«
     
    »Ic h werd e au s allde m nich t schlau.«
    Bosaas o probiert e e s mi t eine r Erklärung : »Ic h hab e dieses Tax i fü r eine n arme n Cousi n vo n mi r gekauft , de r e s betreibt, dami t e r wa s v erdient . All e Einnahme n gehöre n ihm , wenn auc h da s Aut o m ein s bleib t un d au f mic h zugelasse n ist. « Er seufzte , d a e r spürte , da ß sein e Erklärun g z u langatmi g geraten war.
    »Wen n da s s o ist , dan n möcht e ic h bezahlen.«
    »Bezahlen? « E r klan g eingeschnappt . »D u kanns t da s Gel d ja deine m Cousi n geben. « Si e verstummt e kurz . »Sind hundertfünfzi g Shillin g genu g fü r ein e Stadtfahr t be i der heutige n Benzinknappheit?«
    »Sicher«, sagte Bosaaso.
    Doc h si e spürte , da ß e r ih r Angebo t nich t erns t nahm . Um ihr e verletzte n Gef ü hl e z u überdecken , ga b si e ein theatralische s Kicher n vo n sic h un d ta t so , al s wär e sie belustigt . »Wa s is t s o komisch? « fragt e er.
    »De r Gedanke , da ß jeman d be i Gel d zögert«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher