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Duniyas Gaben: Roman

Duniyas Gaben: Roman

Titel: Duniyas Gaben: Roman
Autoren: Nuruddin Farah
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au f ihre m Heimwe g Bosaaso.
     
     
     
    Eineinhalb Stunden später trat Duniya auf den Hof, in der Han d ei n verknitterte s Stüc k Papier . Si e wollt e die nächste der ambulante n Patientinne n aufrufen , di e sic h fü r die Sprechstunde angemeldet hatten und an die auf kleine Zettel geschrieben e Nummer n ausgegebe n worde n waren . Si e stand au f de r Veranda , hal b i m Schatten , hal b i n de r Sonne , un d war meh r den n j e beeindruckt von der Zähigkeit dieser Frauen, die vielleicht schon um vier Uhr früh aufgestanden waren, um hierherzukommen . Bosaas o gin g ih r nich t au s de m Sinn, wodurc h si e sic h irritier t fühlte . I n de m Augenblick , al s die Ratsuchende n Duniy a erblickten , regten sie sich, raunten wie di e Zuschaue r i m Theater , wen n sic h de r Vorhan g hebt . In Erwartun g de s Aufruf s ihre r Nummer n blickte n si e z u Duniya hoch , al s wollte n si e ihr e Gedanke n erkunden . Si e fragt e sich, wi e viele n woh l da s klein e Zitter n i n ihre m Ges i cht auffiel, ähnlic h wi e au f de r zuckende n Hau t eine s Pferde s kur z vor de m Stic h eine r Mücke . »Numme r fünfzehn , bitte! « rie f sie. Ein e Fra u erho b sic h au s ihre r kauernde n Position , lüpft e den schwere n Bauc h eine r fortgeschrittene n Schwangerschaf t vom Bode n . Ander e Fraue n machte n ih r ein e Gass e fre i und schaute n neidisc h zu , al s si e ihre n Nummernzette l Duniya vorzeigte , di e ihr e List e entsprechen d abhakte . Al s si e di e Frau i n de n Wartesaa l geschick t hatte , wandt e sic h Duniy a wieder de r Frauengrupp e z u un d s c hrie : »Numme r sechzehn , bitte!«
    Einig e Fraue n redete n au f Numme r sechzeh n ein , si e möge sic h doc h bitt e beeilen , den n si e selbs t wäre n seh r früh aufgestanden , au f ausgelaugte n Füße n hierhergekomme n und hätte n s o gu t wi e kein e Chance , ein e Heimfahrtmöglich k ei t zu ergattern . Numme r sechzeh n schirmt e di e Auge n vo r dem blendende n Morgenlich t a b un d lie ß sic h Zei t mi t dem Aufstehen. Dann ging sie gemächlichen Schrittes auf Duniya zu . Al s di e andere n Ratsuchende n meinten , si e soll e doch schnelle r machen , murmelt e di e Fra u etwa s i n de r Art , daß kei n Anla ß zu r Has t bestehe , d a de r Arz t noc h nicht eingetroffe n sei . Wollte n sie , da ß si e ih r Bab y verlor ? Etliche bekundete n ihre n Unmut , inde m si e de n Kop f schüttelte n und sich sehr abfällig über die Landesregion äußerte n , aus der die Frau stammte und deren Bewohner sie als verschlafen bezeichneten . Duniy a jedoc h schie n di e Sonn e i n di e Augen, sie blinzelte, als sie Nummer sechzehn erklärte, wo sie hingehe n sollte , un d rie f dann : »Numme r siebzehn.«
    Stille . Dan n wa r verein z elt verstörtes Flüstern zu hören. Einig e Fraue n starrte n kurzsichti g au f di e ihne n gegebenen Zettel . D a si e nich t lese n konnten , suchte n si e bei Lesekundige n Hilfe.
    Duniya rief die Nummer ein zweites und ein drittes Mal, woraufhi n ein e z u ihre n Füße n hocke nde Frau sagte: »Warum rufen Sie nicht eine andere, wenn siebzehn entweder taub oder nich t meh r hie r ist?«
    »Wir müssen ihr eine Chance geben«, beharrte Duniya. Sie rie f di e Numme r aus , al s würd e alle s davo n abhängen, währen d ih r Blic k vo n eine m lethargisc h e n Gesich t zum nächsten glitt. Sie wirkte wie die Lehrer i n einer riesigen Klasse , i n de r di e Hälft e de r Schüle r di e Finge r erhobe n hatten, u m ein e leicht e Frag e z u beantworten . Duniy a blickte angestreng t au f eine n nu n leere n Fleck , w o vorhe r ein e junge Fr a u gewese n war , dere n Gesich t si e keine n Name n zuordnen konnte, aber die sie sicher kannte. Oder halluzinierte sie? Die Fraue n ware n ungeduldi g geworden , i n ihre r Mitt e entstand Unruhe . Ein e seh r groß e Fra u erho b sich , drängt e sic h nach vor n un d sagt e z u Duniya : »Numme r siebzeh n is t weg ; ic h hab si e i n eine m Tax i wegfahre n sehen . Waru m rufs t d u nich t die nächst e Nummer?«
    »Ihr e Numme r mu ß achtzeh n sein« , meint e ein e ander e Frau sarkastisch.
    Duniya s Blic k schwenkt e übe r di e Fläch e vo r ihr , einmal nac h links , e inma l nac h rechts , dan n i n di e Mitte , bi s e r wieder dor t haftenblieb , w o di e jung e Fra u mi t de m ih r entfallenen Name n gewese n war . Scho n bevo r si e z u rede n begann , wußte Duniya, daß sie eine Dummheit beging; aber dennoch fragte sie : »Abe r waru m is t si e geg
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