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Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Titel: Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Autoren: Frank und Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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war der tapferste Mann, den Vorian jemals gekannt hatte, und jetzt straften ihn Milliarden Menschen mit Verachtung.
    Vorian ertrug das Schauspiel nicht länger und wandte sich von der Menge ab. Was für eine Beschränktheit und Idiotie! Die schlecht informierte und leicht manipulierbare Masse glaubte, was immer sie wollte. Vorian Atreides allein würde sich der wahren Kühnheit erinnern, die den Namen Harkonnen auszeichnete.
     
    Der unabhängige Roboter trat einen Schritt zurück, um das neue Schild an der Wand seines Labors zu bewundern. Die menschliche Natur zu verstehen ist die schwierigste Übung des Geistes.
    Während Erasmus die Implikationen dieser Aussage erwog, wechselte er den Ausdruck auf seinem flussmetallenen Gesicht. Seit Jahrhunderten strebte er danach, diese biologischen Kreaturen zu dechiffrieren. Sie hatten so viele Defekte, aber in einem Anflug von Genialität hatten sie Denkmaschinen erfunden. Dieses Rätsel ließ ihm keine Ruhe.
    Rund um sein Labor hatte er Wahlsprüche angebracht, um zu unerwarteten Zeitpunkten Denkanstöße zu erhalten. Philosophie war für ihn weit mehr als ein Spiel. Sie war eine Möglichkeit, sein Maschinengehirn zu verbessern.
    Ganz gleich, ob du Mensch bist oder Maschine, es ist möglich, all deine Visionen zu verwirklichen.
    Um ein genaueres Verständnis seines biologischen Gegners zu entwickeln, führte Erasmus unentwegt Experimente durch. Die derzeitigen Versuchsobjekte des Roboters stöhnten und krümmten sich, waren auf Tische gefesselt, in durchsichtige Tanks eingeschlossen oder in luftdichte Zellen gesperrt. Manche beteten zu unsichtbaren Göttern. Andere schrien und flehten ihn um Gnade an und bewiesen damit nur, welchem Wahn sie unterlagen. Einige besaßen die Unhöflichkeit, sein Labor zu verschmutzen, indem sie bluteten, urinierten und allerlei andere Flüssigkeiten absonderten. Zum Glück besaß er Dienerroboter und menschliche Sklaven, die seine Forschungsräume reinigten und desinfizierten.
    Fleisch ist nichts anderes als weiches Metall.
    Der Roboter hatte nicht nur psychologische Versuche durchgeführt, sondern auch Tausende menschliche Körper und Gehirne seziert. Er hatte Menschen die Sinneswahrnehmung genommen und ihnen extreme Schmerzen und unerbittliche Furcht eingeflößt. Nicht nur die Reaktionen Einzelner hatte er untersucht, sondern auch das Verhalten von Massen. Doch trotz seines akribischen Blicks fürs Detail wusste Erasmus, dass er nach wie vor etwas Entscheidendes übersah. Er war nicht in der Lage, alle Daten so einzuordnen und zu verbinden, dass sie ein verständliches Gesamtbild ergaben, eine »große vereinheitlichte Theorie« über die menschliche Natur. Die Verhaltensextreme lagen einfach zu weit auseinander.
    Ist es menschlicher, gut oder böse zu sein?
    Dieses Schild, das neben dem neuen hing, hatte ihm eine Zeit lang Rätsel aufgegeben. Viele Menschen, die er genauer untersucht hatte, wie Serena Butler und sein Mündel Gilbertus Albans, hatten eine angeborene Gutartigkeit bewiesen. Sie waren voller Mitleid und Fürsorge für andere Geschöpfe gewesen. Aber Erasmus hatte die menschliche Geschichte studiert und wusste von Verrätern und Soziopathen, die um ihres eigenen Vorteils willen unglaublichen Schaden und schreckliches Leid angerichtet hatten.
    Keine Kombination möglicher Schlussfolgerungen ergab einen Sinn.
    Serena Butlers Djihad dauerte nunmehr sechsunddreißig Jahre an, und die Maschinen waren dem Sieg immer noch fern, obwohl die Computerhochrechnungen besagten, dass sie die freien Menschen schon längst hätten schlagen müssen. Was die Liga der Edlen stark machte, war der Fanatismus, und deshalb kämpften sie auch dann weiter, wenn unter rationalen Gesichtspunkten eine Kapitulation sinnvoller erschien. Ihre Inspirationsfigur und Anführerin war zur Märtyrerin geworden ... aus eigenem Willen. Ein völlig unerklärlicher Vorgang.
    Jetzt bot sich ihm endlich eine neue Gelegenheit, ein vollkommen unerwartetes Versuchsobjekt, das Licht auf bisher unbekannte Aspekte der Menschheit werfen konnte. Vielleicht würde ihm der gefangene Tlulaxa die eine oder andere Antwort liefern, wenn er hier eintraf. Immerhin war ihnen der Narr direkt in den Schoß gefallen ...
    Rekur Van hatte sich erdreistet, in das von den Denkmaschinen beherrschte Synchronisierte Imperium einzudringen, und per Funk um ein Treffen mit Omnius gebeten. Entweder war das tollkühne Auftauchen des Tlulaxa Teil einer komplizierten Falle ... oder er gab sich ernsthaft
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