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Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten

Titel: Dune 05: Die Ketzer des Wüstenplaneten
Autoren: Frank Herbert
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Man hörte nur noch das schwache Summen und Klicken der Instrumente. Teg dachte über die ›verkommenen Huren‹ nach.
    Es war nicht korrekt, sie als ›verkommen‹ zu bezeichnen, dachte er. Manchmal verkamen die übermäßig Reichen. Das kam daher, weil sie glaubten, man könne mit Geld (Macht) alles und jedes kaufen. Und warum sollten sie es nicht glauben, wo sie es doch Tag für Tag sahen? Es war leicht, in Absoluta zu denken.
    Hoffnung erblüht ewiglich – wie auch das letzte Unkraut!
    Ein Glaube wie jeder andere. Mit Geld konnte man das Unmögliche erkaufen.
    Dann kam die Verkommenheit.
    Für die Geehrten Matres war es nicht das gleiche. Sie hatten irgendwie die Verkommenheit überwunden. Sie hatten sie durchlaufen, das sah er. Aber jetzt waren sie in etwas vorgestoßen, von dem die Verkommenheit so weit entfernt war, daß Teg sich fragte, ob er davon wirklich etwas wissen wollte.
    Das Wissen war jedoch da und konnte aus seinem neuen Bewußtsein nicht entschlüpfen. Keiner dieser Leute würde auch nur einen Augenblick lang zögern, einen ganzen Planeten der Folter zu unterziehen, wenn sich daraus ein persönlicher Vorteil ziehen ließ. Oder wenn der Gewinn auch nur aus einem eingebildeten Vorteil bestand. Oder wenn die Folter nur dazu diente, jemanden ein paar Tage oder ein paar Stunden länger am Leben zu erhalten.
    Woraus zogen sie ihren Genuß? Was befriedigte sie? Sie waren wie Semuta-Abhängige. Von allem, was ihnen Genuß vorgaukelte, brauchten sie jedesmal mehr.
    Und das wissen sie!
    Wie geladen sie innerlich sein mußten! In einer solchen Falle gefangen! Sie hatten alles erlebt, aber nichts hatte ihnen gereicht – es war ihnen entweder nicht gut oder nicht schlecht genug. Die Fähigkeit der Mäßigung war ihnen völlig abhanden gekommen.
    Aber sie waren gefährlich. Und vielleicht hatte er sich in einem geirrt: Vielleicht erinnerten sie sich überhaupt nicht mehr daran, wie es gewesen war, bevor sie sich jener abscheulichen Umwandlung unterzogen hatten, von denen das sauer riechende Stimulans kündete, das orangefarbene Flecke auf ihren Augäpfeln hervorrief. Man konnte seine Erinnerungsfähigkeit verlieren. Jeder Mentat wurde diesem Mangel, den er selbst in sich trug, gegenüber empfindlich gemacht.
    »Da ist der Wurm!«
    Es war der Funkoffizier.
    Teg schwenkte seinen Sitz herum und schaute auf die Projektion, ein Miniatur-Holo, das die südwestliche Umgebung zeigte. Der Wurm mit den zwei kleinen Pünktchen, die seine Passagiere waren, war ein Faden in der Ferne, der sich schlängelnd vorwärtsbewegte.
    »Bringt Odrade allein zu mir, wenn sie angekommen sind!« sagte er. »Sheeana – das ist das junge Mädchen – wird draußen bleiben und dabei helfen, den Wurm in den Laderaum zu bringen! Er wird ihr gehorchen. Sorgt dafür, daß Burzmali einsatzbereit ist! Wir werden nicht viel Zeit haben, das Kommando zu übergeben.«
    Als Odrade die Kommandozentrale betrat, atmete sie noch immer schwer, und sie strömte die Gerüche der Wüste aus: eine Mischung aus Melange, Feuerstein und menschlichem Schweiß. Teg saß da, scheinbar ruhend. Seine Augen waren geschlossen.
    Odrade glaubte, den Bashar in einer für ihn untypischen Haltung der Gelassenheit zu erleben – fast in Gedanken versunken. Dann öffnete er die Augen, und sie nahm die Veränderung an ihm wahr, von der Lucilla sie nur mit einer knappen Warnung hatte in Kenntnis setzen können – mitsamt einiger hastig hervorgestoßener Worte bezüglich der Umwandlung des Gholas. Was war mit Teg geschehen? Er stellte sich vor ihr beinahe zur Schau, damit sie es auch richtig erkannte. Sein Kinn wirkte unerschütterlich und in der für ihn typischen Weise, wenn er jemanden beobachtete, etwas emporgereckt. Das schmale Gesicht, das von zahllosen Altersfältchen überzogen war, hatte nichts von seiner Wachsamkeit verloren. Die lange, dünne Nase, die charakteristisch war für die Corrinos und Atreides unter seinen Vorfahren, schien mit zunehmendem Alter noch länger geworden zu sein. Aber sein graues Haar war dicht geblieben, und der kleine Wirbel auf seiner Stirn zog den Blick eines Beobachters unweigerlich auf ...
    Auf seine Augen!
    »Woher wußtest du, daß wir einander hier begegnen würden?« fragte Odrade. »Wir hatten keine Vorstellung, wohin der Wurm uns bringen würde.«
    »Es gibt nur ein paar bewohnte Orte hier in der mittleren Wüste«, sagte Teg. »Spielerglück. Es war ziemlich wahrscheinlich.«
    Spielerglück? Sie kannte diese Redensart der
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