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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet
Autoren: Frank Herbert
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Folge der Schmerzen, die ich niemals vergessen kann. Meine Liebe ...«
    »Das sind Grundvoraussetzungen«, warf die alte Frau ein, ohne dabei unfreundlich zu werden. »Du kannst nun hereinkommen, aber mische dich nicht ein. Schließ die Tür und sorge dafür, daß wir von niemandem gestört werden.«
    Jessica trat ein, schloß die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Mein Sohn lebt, dachte sie. Mein Sohn lebt und ist ... ein Mensch. Ich wußte, daß er es ist ... aber ... er lebt. Nun kann auch ich anfangen zu leben. Die Türfüllung fühlte sich hart an. Alle Gegenstände dieses Raumes erschienen ihr von einer Kompaktheit, die sich gegen ihre Sinne drückte.
    Mein Sohn lebt.
    Paul schaute seine Mutter an. Sie hat die Wahrheit gesagt. Am liebsten wäre er fortgelaufen, um diese neue Erfahrung in völligem Alleinsein zu überdenken, doch ihm war klar, daß er nicht gehen konnte, ehe man ihn entließ. Die alte Frau hatte eine geheimnisvolle Macht über ihn. Sie hatten die Wahrheit gesagt. Seine Mutter hatte sich diesem Test unterzogen. Er mußte einem schrecklichen Zweck dienen ... denn auch der Schmerz und die Angst waren schrecklich gewesen. Ohne Zweifel diente all das einem bestimmten Ziel, und obwohl er keine Ahnung hatte, um welches es sich handelte, hatte er das Gefühl, daß er bereits davon infiziert war.
    »Eines Tages, Junge«, sagte die alte Frau, »wirst auch du vor solch einer Tür stehen. Und es wird dir eine Menge abverlangen.«
    Paul sah auf seine Hand hinab und schließlich wieder zur Ehrwürdigen Mutter hinüber. Der Klang ihrer Stimme hatte sich diesmal radikal von der unterschieden, die sie während des Tests benutzt hatte. Ihre Worte klangen diesmal ausgefeilt. Er hatte das Gefühl, daß, wenn er ihr jetzt eine Frage stellte, sie ihm eine Antwort geben würde, die ihn hinausführte aus seinem fleischlichen Sein, hinaus in eine Welt unbekannter Größe.
    »Weshalb sucht Ihr nach Menschen?« fragte er.
    »Um sie zu befreien.«
    »Um sie zu befreien?«
    »Die Menschen haben einst das Denken Maschinen überlassen, in der Hoffnung, daß dies sie befreien würde, aber es hat nur dazu geführt, daß jene, die die Maschinen bedienten, die übrigen versklavten.«
    »Du sollst keine Maschine nach deinem geistigen Ebenbilde machen«, rezitierte Paul.
    »So sagt es die Losung von Butlers Djihad und die Orange-Katholische-Bibel«, erwiderte die Ehrwürdige Mutter. »Aber die wahre Bedeutung dieser Worte hätte lauten sollen: ›Du sollst keine Maschine nach dem menschlichen Bewußtsein machen.‹ Hast du die Worte des in euren Diensten stehenden Mentat studiert?«
    »Ich habe zusammen mit Thufir Hawat studiert.«
    »Die Große Revolte hat eine Krücke zerschlagen«, sagte die alte Frau. »Sie hat den menschlichen Geist zur Weiterentwicklung gezwungen. Nach ihr entstanden Schulen zur Förderung menschlicher Talente.«
    »Die Schulen der Bene Gesserit?«
    Sie nickte. »Es gibt zwei Überlebende dieser alten Schulen: die Bene Gesserit und die Raumgilde. Nach unserer Auffassung spezialisiert sich die Gilde hauptsächlich auf mathematische Begabungen. Die Bene Gesserit haben eine andere Funktion.«
    »Politik«, sagte Paul.
    »Kull wahad!« entfuhr es der Ehrwürdigen Mutter. Sie warf Jessica einen scharfen Blick zu.
    »Ich habe ihm nichts davon erzählt, Euer Ehrwürden«, beteuerte sie schnell.
    Die Ehrwürdige Mutter konzentrierte ihre Aufmerksamkeit wieder auf Paul. »Du hast eine ausgezeichnete Kombinationsgabe«, sagte sie. »Es handelt sich tatsächlich um Politik. Die erste Bene-Gesserit-Schule wurde gegründet, weil es ein Bedürfnis nach einer kontinuierlichen Weiterentwicklung menschlichen Zusammenlebens gab. Und man sah voraus, daß dies nur möglich war, wenn man die Menschen von den Tieren trennte. Aus Zuchtgründen.«
    Die Worte der alten Frau verloren für Paul plötzlich jegliche Schärfe. Irgend etwas nagte an dem, was seine Mutter den Instinkt, die Wahrheit zu fühlen, nannte. Es war nicht so, daß er das Gefühl hatte, von der Ehrwürdigen Mutter angelogen zu werden. Sie glaubte offenbar wirklich, was sie sagte. Aber da war irgend etwas ... etwas Tiefes, das ein ungutes Gefühl in ihm erzeugte.
    Er sagte: »Meine Mutter hat mir erzählt, daß viele Bene Gesserit gar nicht wissen, von wem sie abstammen.«
    »Die genetischen Codes befinden sich immer in unseren Unterlagen«, erwiderte die alte Frau. »Deine Mutter weiß zumindest, daß sie entweder von einer Bene Gesserit abstammt oder von
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