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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet
Autoren: Frank Herbert
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Mensch bist. Und nun sei still.«
    Als das Brennen noch stärker wurde, ballte sich Pauls Linke zur Faust. Jede Faser seines Körpers drängte ihn, die Hand zurückzuziehen ... aber ... da war noch das Gom Jabbar. Er versuchte, ohne den Kopf zu bewegen, einen Blick auf die vergiftete Nadel zu werfen. Dabei registrierte er seinen stoßweise gehenden Atem und versuchte, dagegen anzukämpfen. Ohne Erfolg.
    Schmerz!
    Das Universum war eine völlige Leere, in der nichts außer seiner schmerzenden, sich in Agonie windenden Hand existierte – und das faltige Gesicht der alten Frau. Es war nur wenige Zentimeter von dem seinen entfernt und starrte ihn an.
    Pauls Lippen waren so trocken, daß er sie kaum mehr auseinanderbekam.
    Wie es brannte! Wie es brannte!
    Er glaubte zu fühlen, wie sein Fleisch langsam verschmorte, wie es von seiner Hand fiel und nichts als versengte Knochen zurückließ.
    Dann hörte es auf!
    Der Schmerz verschwand, als hätte jemand ihn einfach abgeschaltet.
    Pauls rechter Arm zitterte. Er war schweißgebadet.
    »Genug«, murmelte die alte Frau. »Kull wahad! Kein weibliches Kind hätte das ausgehalten. Das hätte ich niemals erwartet.« Sie lehnte sich wieder zurück und nahm das Gom Jabbar von seinem Nacken. »Zieh die Hand nun aus dem Kasten, junger Mensch, und sieh sie dir an.«
    Paul kämpfte mit einem Übelkeitsgefühl und starrte auf die lichtlose Leere, in der seine Hand immer noch steckte. Die Erinnerung an den Schmerz verhinderte die kleinste Bewegung. Irgendwie wurde er den Verdacht nicht los, daß aus seiner Hand ein verkohlter Stumpf geworden war.
    »Zieh sie heraus!« zischte die Ehrwürdige Mutter.
    Paul tat es. Er war verblüfft, denn seine Hand war unverletzt, zeigte nicht das geringste Anzeichen der Tortur. Er hob sie hoch, drehte sie und bewegte die Finger.
    »Schmerzen durch Nerveninduktion«, erklärte die Ehrwürdige Mutter. »Schließlich können wir potentielle Menschen nicht einfach verstümmeln. Es gibt eine Menge Leute, die einiges für das Geheimnis dieses Kastens hergeben würden.« Sie ließ ihn wieder in den Falten ihres Gewandes verschwinden.
    »Aber die Schmerzen ...«, sagte Paul.
    »Schmerzen«, erwiderte sie verächtlich. »Ein Mensch kann jeden körperlichen Schmerz bezwingen.«
    Erst jetzt wurde Paul der Pein gewahr, die von seiner anderen Hand ausging. Als er sie öffnete, stellte er fest, daß seine Fingernägel vier blutende Wunden hineingerissen hatten. Er ließ den Arm an seinem Körper herunterbaumeln und sah die alte Frau an: »Und das gleiche habt Ihr auch mit meiner Mutter getan?«
    »Hast du schon einmal Sand durch ein Sieb geschüttet?« fragte die Ehrwürdige Mutter.
    Der oberflächliche Tonfall ihrer Worte verwirrte ihn. Ob er jemals Sand durch ein Sieb geschüttet hatte? Natürlich.
    »Wir Bene Gesserit sieben Leute, um unter ihnen Menschen zu finden.«
    Paul hob die rechte Hand. Er dachte an den Schmerz zurück. »Und das ist alles, um einen Menschen zu finden? Nichts als Schmerz?«
    »Ich habe dich in deinem Schmerz beobachtet, mein Junge. Der Schmerz ist das Kriterium, in dem sich der Mensch beweist. Deine Mutter wird dir sicherlich davon erzählt haben, wie wir vorgehen. Ich erkenne es an deinem Benehmen. Unser Test besteht aus der menschlichen Krisis und deren Auswertung.« Die Bestimmtheit ihrer Worte sagte ihm: ›Es ist die Wahrheit!‹
    Und die Ehrwürdige Mutter sah ihn an und dachte: Er spürt, daß es die Wahrheit ist! Könnte er es sein? Könnte er es wirklich sein? Ihre Erregung unterdrückend, erinnerte sie sich: Die Hoffnung beeinträchtigt die Beobachtung. Laut sagte sie: »Du weißt genau, wann die Leute auch glauben, was sie sagen, nicht wahr?«
    »Ich weiß es.« Die Selbstsicherheit seiner Stimme zeigte, daß er dies nicht erst durch ihren Test herausgefunden hatte.
    »Möglicherweise bist du der Kwisatz Haderach«, sagte die Ehrwürdige Mutter. »Setz dich zu meinen Füßen, kleiner Bruder.«
    »Ich möchte lieber stehen bleiben.«
    »Auch deine Mutter hat einst zu meinen Füßen gesessen.«
    »Ich bin nicht meine Mutter.«
    »Du liebst uns nicht gerade, wie?« Sie warf einen Blick auf die Tür und rief: »Jessica!«
    Die Tür flog auf. Jessica stand in der Öffnung und warf einen entschlossenen Blick in den Raum. Die Härte ihres Blicks schmolz dahin, als sie Paul gewahrte.
    »Hast du eigentlich je aufgehört mich zu hassen, Jessica?« fragte die alte Frau.
    »Ich liebe und hasse Euch«, erwiderte Jessica. »Mein Haß ist eine
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