Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
Morgensalon. Beeil dich bitte.«
     
    Die Ehrwürdige Mutter Gaius Helen Mohiam saß in einem Lehnstuhl und wartete auf das Erscheinen von Mutter und Sohn. Die an jeder Seite befindlichen Fenster erlaubten ihr einen Ausblick auf die südliche Flußbiegung und das grüne Farmland der Familie Atreides, doch sie ignorierte ihn. An diesem Morgen fühlte sie ihr Alter deutlicher als jemals zuvor. Verantwortlich dafür war nach ihrer Ansicht der Raumflug und die dadurch unvermeidliche Kontaktaufnahme mit der Raumgilde und deren Geheimniskrämerei. Aber sie hatte eine Mission zu erledigen, die ihre persönliche Anwesenheit verlangte. Nicht einmal die Wahrsagerin des Padischah-Imperators konnte sich ihrer Pflicht entziehen, wenn der Notruf an sie erging.
    Verflucht sei Jessica! dachte die Ehrwürdige Mutter. Konnte sie uns nicht eine Tochter gebären, so wie es ihr befohlen war?
    Drei Schritte vor dem Stuhl hielt Jessica an, deutete eine knappe Verbeugung an und legte sanft ihre linke Hand an die Naht ihres Kleides. Paul führte die knappe Bewegung aus, die ihn sein Tanzmeister gelehrt hatte, jene, die ›die Begrüßung solcher Personen, deren Rang noch nicht feststeht‹ hieß.
    Die Sorgfalt in Pauls Gruß war der Ehrwürdigen Mutter nicht entgangen. Sie sagte: »Er ist vorsichtig, Jessica.«
    Jessicas Hand legte sich auf Pauls Schulter und drückte sie. Für die Länge eines Herzschlages floß Furcht durch ihre Handfläche, dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle. »Er wurde so erzogen, Euer Ehrwürden.«
    Was fürchtet sie? fragte sich Paul.
    Die alte Frau musterte Paul mit einem kurzen Blick. Er hatte das ovale Gesicht Jessicas, wenn auch knochiger ... Sein Haar: tiefschwarz, aber die Augenbrauen wie der Großvater mütterlicherseits, der nicht genannt werden kann, und die gleiche dünne, hochmütig wirkende Nase des alten Herzogs, seines verstorbenen Großvaters väterlicherseits.
    Ein Mann, der die Macht der Herausforderung schätzt – selbst im Angesicht des Todes, dachte die Ehrwürdige Mutter.
    »Eine gute Ausbildung ist wichtig«, sagte sie, »aber noch wichtiger ist die charakterliche Veranlagung. Wir werden sehen.« Ihre alten Augen musterten Jessica mit hartem Blick. »Laß uns allein. Ich weise dich an, die Meditation des Friedens auszuführen.«
    Jessica nahm die Hand von Pauls Schulter. »Euer Ehrwürden, ich ...«
    »Jessica, du weißt, daß es nicht anders geht.«
    Verwirrt sah Paul seine Mutter an.
    Jessica straffte sich. »Ja ... natürlich ...«
    Erneut sah Paul auf die Ehrwürdige Mutter. Es war nicht nur reine Höflichkeit: allein die Tatsache, daß seine Mutter sich offenbar vor ihr fürchtete, riet ihm zur Vorsicht. Außerdem ärgerte er sich darüber.
    »Paul ...«, sagte Jessica nach einem tiefen Atemzug, »... der Test, dem du jetzt unterzogen wirst ... Er ist sehr wichtig für mich.«
    »Der Test?« Paul sah sie fragend an.
    »Vergiß nicht, daß du der Sohn eines Herzogs bist«, mahnte Jessica. Sie verließ den Raum mit wehendem Kleid. Die Tür schloß sich sanft hinter ihr.
    Paul musterte die alte Frau mit kaum verhohlenem Ärger. »Behandelt man Lady Jessica wie ein ordinäres Dienstmädchen?«
    Ein Lächeln huschte über die Mundwinkel der Ehrwürdigen Mutter. »Lady Jessica war mein Dienstmädchen, Bursche, und zwar vierzehn Jahre lang, während ihrer Schulzeit.« Sie nickte. »Noch dazu ein sehr gutes. Und jetzt komm her! «
    Die beiden letzten Worte trafen Paul wie ein Peitschenschlag. Bevor er dazu kam, weiter darüber nachzudenken, stellte er fest, daß er ihrer Anweisung gehorchte. Ihre Stimme hat Gewalt über mich, dachte er. Auf eine Geste der Ehrwürdigen Mutter hin blieb er stehen.
    »Siehst du das?« fragte sie. Sie zog einen grünen Metallwürfel mit einer Kantenlänge von etwa fünfzehn Zentimetern aus den Falten ihres Gewandes. Vor seinen Augen drehte sie ihn hin und her, und Paul konnte erkennen, daß eine Seite des Würfels offen war. Das Innere war schwarz und furchterregend, nicht der kleinste Lichtstrahl erhellte die Öffnung.
    »Steck deine rechte Hand hinein«, sagte die alte Frau.
    Paul fürchtete sich plötzlich. Als er den Versuch machte, zurückzuweichen, sagte sie: »Gehorchst du so deiner Mutter?«
    Paul schaute in ihre glitzernden Augen.
    Langsam, wie unter einem spürbaren Zwang, dem man nicht entweichen kann, tat Paul, was sie ihn geheißen hatte. Zuerst spürte er einen kalten Schauer. Die Schwärze umfaßte seine Hand, und langsam fing sie an zu prickeln,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher