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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord
Autoren: Katharina Peters
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sah sich einen Moment grübelnd um und griff schließlich einen Aktenordner aus dem Regal. »Zeugnisse und Bewerbungen«, erklärte er. »Alles andere finden Sie wahrscheinlich im Computer …« Er rieb sich die Schläfen. »Ich möchte jetzt allein sein, bitte respektieren Sie das. Ich kann einfach nicht mehr, und es gibt noch einiges zu erledigen, wie Sie sich denken können.«
    »Natürlich. Eine allerletzte Frage noch«, schob Romy hinterher. Sie wusste, dass der Mann am Ende seiner Kräfte war, und sie sich beeilen musste, aber sie konnte ihm diese Torturnicht ersparen. »Der stellvertretende Kitaleiter sagte mir, dass Monikas Engagement in der Prora durch ihr Interesse an der neuen Jugendherberge ausgelöst worden sei.«
    Sänger nickte nachdenklich. »Ja, das ist richtig, aber längst nicht alles. Ihr Bruder Rolf war Bausoldat und ist 1984 bei einem Unfall im Mukraner Hafen ums Leben gekommen.« Er zeigte auf das Notizheft. »Einige Ihrer Stichpunkte dazu können Sie dort nachlesen, alles andere hat sie im Netbook gespeichert, davon gehe ich zumindest aus. Rolf war in Block V untergebracht – dort, wo sich jetzt die Jugendherberge befindet. Das Thema ist in ihrer Familie stets totgeschwiegen worden, und Monika hatte die Nase voll davon. Sie wollte genau wissen, was damals passiert war, wie es zu dem Unfall gekommen war und so weiter. Das war aber gar nicht so einfach, wie sich herausstellte, und ziemlich aufwendig.« Sänger schüttelte den Kopf. »Ich habe in letzter Zeit auch so manches Mal gedacht, sie sollte die Geschichte allmählich begraben. Es gibt ja kaum noch Unterlagen … Aber über all das kann Ihnen Dieter Keil ganz sicher mehr erzählen.« Er schluckte. »Rolf war erst zwanzig, die Eltern haben das nie verwunden … und nun auch noch Monika. Das ist unfassbar.« Er brach ab.
    Kurz darauf saß Romy in ihrem Jeep und notierte rasch einige Stichpunkte, bevor sie Kasper Schneider anrief, der auch den Rückweg ins Kommissariat angetreten hatte. Auf die Information über Sängers toten Bruder reagierte er mit längerem Schweigen. »Meine Güte, so viel Leid in einer Familie«, sagte er dann bestürzt.
    Zu Monika Sängers Auto berichtete er, dass es inzwischen zumindest oberflächlich untersucht worden sei. Dabei waren weder Blutspuren noch Anzeichen eines Einbruchs festgestellt worden, und ein Netbook hatte sich auch nicht angefunden. Die Möglichkeit, dass Monika es in der Prora zurückgelassen oder gar in der Kita vergessen hatte, hielt Romyfür sehr unwahrscheinlich, und Fines telefonische Nachfrage bestätigte wenige Minuten später ihre Annahme. Das Netbook blieb verschwunden.
    Max lächelte glücklich, als Romy ihm den Rechner, Ordner und Notizen auf den Schreibtisch packte. In das Prora-Heft wollte sie zunächst einen Blick werfen, bevor sie es zur Datenauswertung an ihn weitergab. »Ich denke, mit den Unterlagen kannst du Monika Sängers Leben schon mal zu einem wesentlichen Teil rekonstruieren. Und vielleicht findet sich ein Stichpunkt, der uns weiterhilft.«
    »Davon bin ich überzeugt. Ich nehme an, dass der Rechner in die Forensik soll.«
    »Das nimmst du völlig richtig an. Wir machen es wie mit dem Handy – guck erst mal, ob du an die Mails und die persönlichen Ordner herankommst, und übergib das Teil dann den Technikern. Mich würde zum Beispiel brennend interessieren, ob Monika Dateien von dem verschwundenen Netbook auf den Rechner kopiert hat oder auch umgekehrt. Ich hoffe sehr, dass sie das getan hat. Hast du bezüglich des SMS-Absenders eigentlich schon etwas herausgekriegt?«
    Max nickte eifrig und wies auf seinen Monitor. »Ich habe es sehr eilig gemacht. Name und Adressdaten sind vor zehn Minuten hereingekommen.«
    Romy wollte sich gerade die Hände reiben, als Max abwinkte. »Falls du einen Wagen losschicken willst, um einen Verdächtigen festzunehmen – vergiss es. Würde mich jedenfalls sehr wundern, wenn das gelänge.«
    Romy seufzte. »Lass mich raten – ein Fantasiename?«
    »Und ob, allerdings nicht uninteressant, wenn du mich fragst: Bella Wassernixe, Am Strand 3, Spiegelland.«
    Romy sah Max über die Schulter. Wasser, Strand, Sie wissen wo. »Ja, das passt zum Tatort«, murmelte sie. »Ein verschmähter Liebhaber mit versteckten Hinweisen, die nur dieSänger verstehen kann? Aber ein Mord aus Leidenschaft und Eifersucht sieht anders aus. Hm, mal sehen … auf jeden Fall kennen die beiden sich. Sie wird wohl kaum zu dem Treffen gefahren sein, ohne zu wissen, mit wem
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