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Duell der Leidenschaft

Titel: Duell der Leidenschaft
Autoren: Jennifer Blake
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bewegte sich mit Entschlossenheit und erweckte den Eindruck, mühelos jede Aufgabe erfüllen zu können, die ihm womöglich übertragen wurde. Er war der Inbegriff maskuliner Bedrohung.
    Sonia zog das indische Tuch enger um ihre Schultern, da ihr mit einem Mal ein Schauer über den Rücken lief. Dass irgendwann jemand kommen würde, der der Aufgabe gewachsen war, hatte sie von Anfang an gewusst. Doch ihrer Hoffnung nach hätte ihr mehr Zeit bleiben sollen. Ihre Pläne mussten unverzüglich umgesetzt werden, eine weitere Verzögerung konnte sie sich nicht erlauben.
    Das zwischen Mobile und New Orleans verkehrende Dampfboot würde in ein oder zwei Tagen im Hafen anlegen. Sonia konnte nur inständig hoffen, dass ihre Großmutter an Bord war, weil sie nicht wusste, was sie sonst machen sollte.
    Aber stimmte das wirklich? Sie hielt inne, als ihr eine Idee durch den Kopf ging.
    Angenommen, der Gentleman ließ sich davon abbringen, den Posten anzunehmen. Das könnte passieren, wenn er seiner Schutzbefohlenen mit Abneigung begegnete, überlegte sie konzentriert. Kaum ein Gentleman wollte es mit einer Vettel aufnehmen, und erst recht waren sie nicht dafür zu begeistern, mit einer solchen viele Tage hintereinander zu verbringen. Wenn nötig, konnte sie eine Vettel sein. O ja, ganz bestimmt konnte sie das.
    Mit Standhaftigkeit und Kühnheit würde sie ein oder zwei Wochen Zeit gewinnen, auch wenn ihr davor graute, sich dem Zorn ihres Vaters zu stellen. Ihr schauderte, als sie sich vorstellte, wie er ihr die kalte Schulter zeigte, was für sie viel schlimmer war als ein Wutausbruch.
    Als Kind hatte sie immer dieses Gefühl gefürchtet, ihn enttäuscht und sich selbst in Verlegenheit gebracht zu haben. Alles hätte sie getan, damit er sie wieder anlächelte. Ihr tat es nicht mehr weh, seit sie erkannt hatte, dass er auf diese Weise nur ihren Gehorsam erzwingen wollte, um sie gefügig und von ihm abhängig zu machen. Dennoch verursachte es ihr auch danach immer noch Magenschmerzen.
    Jetzt darüber nachzudenken half ihr allerdings nicht weiter. Wenn er das ganze Ausmaß ihres Täuschungsmanövers durchschaute, würde sie längst über alle Berge sein. Außerdem waren manche Dinge das mit ihnen verbundene Risiko wert.
    Auf dem Laubengang gegenüber blieben Eugene und der Besucher vor der Tür zum Arbeits- und Rauchzimmer ihres Vaters stehen, wo Eugene ihm Mantel und Stock abnahm und ihm die Tür öffnete. Der Gentleman fuhr sich durchs Haar, straffte die Schultern und betrat dann den Raum.
    Der kurze Blick, den Sonia auf sein Gesicht erhaschen konnte, genügte, dass ihr zum zweiten Mal an diesem Abend die Luft wegblieb. Dieses Gesicht hatte etwas Fesselndes, und unter dem vollen Haar von der Farbe von Eichenblättern im Herbst wirkte es nahezu streng. Ihr entgingen auch nicht seine tief liegenden Augen, die im schwachen Licht beinahe wie leere Höhlen wirkten, wäre da nicht das kurze silbrige Aufblitzen zu sehen gewesen. Sein kantiges Gesicht und das entschlossen gereckte Kinn strahlten eine raue, nahezu urtümliche Form männlicher Schönheit aus, wie sie sie noch nie erlebt hatte. Was sie entsetzte, war die Tatsache, dass sie sich tief im Bauch bei diesem Anblick zu verkrampfen begann.
    Er war Amerikaner, überlegte sie. Sehr wahrscheinlich ein Kaintuck, wie die französischen Kreolen die Leute aus den wilden Bergregionen von Kentucky und Tennessee nannten. Sie waren ein Völkchen für sich, und als solches verhielten sie sich Frauen gegenüber weniger manierlich und zuvorkommend als die Männer aus dem Vieux Carre. Einige von ihnen waren regelrechte Grobiane, die ihre mit Schweinen, Mais und Maisschnaps beladenen Kielboote flussabwärts steuerten. Das Geld, das sie damit verdienten, brachten sie in den heruntergekommenen Stadtteilen wieder durch, wo sie sich betranken, mit Fäusten und Füßen kämpften und sich den abscheulichsten Ausschweifungen hingaben.
    Andere von ihrem Schlag - Amerikaner aus dem Norden und dem Osten - besaßen zwar mehr Schliff, doch auch ihnen fehlte es an gesellschaftlichem Charme und Esprit sowie an der Fähigkeit zu einer zivilisierten Konversation. Ihnen schien es nur darum zu gehen, ihren Reichtum zu mehren. Sie schauten auf alles herab, was sie für die gottlosen Gewohnheiten der französisch-kreolischen Gesellschaft hielten. Und warum? Nur weil die Gentlemen im Vieux Carre von New Orleans sich lieber amüsierten, anstatt jedem piastre nachzurennen, und weil ihre Ladys Mode a la Parisienne
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